Die Schweiz importiert jährlich rund 280 00 Tonnen Soja – hauptsächlich in Form von Futtermittel für Nutztiere. Die Umweltbelastung und die Regenwaldabholzung, die der intensive Soja-Anbau mit sich bringt, sind allgegenwärtig. Die Schweiz fördert zusammen mit der Stiftung ProTerra und dem Runden Tisch für verantwortungsvoll angebaute Soja (RTRS) seit zehn Jahren freiwillige Produktionsstandards für einen nachhaltigen Soja-Anbau.

Drehscheibe dieser Fördermassnahmen ist das Soja Netzwerk Schweiz. Der Verein präsentierte am Donnerstag die weltweit erste Wirkungsstudie über die Nachhaltigkeit der Soja-Produktion.

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Erste Wirkungsstudie

Die Studie wurde von der Hochschule für Agrar,- Forst,- und
Lebensmittelwissenschaften (HAFL) erarbeitet. Das Projekt umfasst 35 ProTerra- und RTRS- zertifizierte Betriebe in der brasilianischen Soja-Hauptanbauregion Cerrado. In der Analyse wurde geprüft, ob die freiwilligen Standards effektiv zu einer nachhaltigeren Soja-Produktion in der Anbauregion beitragen. Untersucht wurden Parameter wie Pflanzenschutzmitteleinsatz, Anbaupraxis, Boden- und Gewässerschutz, Biodiversität, Rückverfolgbarkeit der Soja, Arbeitsbedingungen und Wirtschaftlichkeit.

Was die Standards bewirken

Die Resultate der Studie sind mehrheitlich positiv. Die Anforderung der rodungsfreien Soja-Produktion wurde auf allen Betrieben der Stichprobe erfüllt. Zudem sind alle wichtigen Akteure der Schweizer Sojabranche, wie Coop, Bell, IP-Suisse, WWF und viele mehr im Soja Netzwerk Schweiz organisiert und haben erreicht, dass im Jahr 2017 mindestens 92  der Soja-Importe nach Leitstandards zertifiziert waren. Die Gentechnikfreiheit werde vom Betrieb bis in die Schweiz durch Analysen gesichert. Im Fazit wurde betont, dass die positiven Befunde und Schlüsse nur für die zertifizierten Betriebe gelten. Der Grossteil des Soja-Anbaus in Brasilien verursache weiterhin starke ökologische und soziale Probleme.

Wo Handlungsbedarf besteht

Handlungsbedarf sehe man in der Durchsetzung von Kontrollen und Gesetzen in den Anbauregionen. Freiwillige Massnahmen, welche  die     zertifizierten Betriebe anwenden, sind noch zu wenig präsent, um der Beseitigung natürlicher Ökosysteme in Brasilien entgegenzuwirken.

Schwachpunkte gäbe es in den Bereichen Biodiversität und ­Habitatvernetzung, Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes und Diversifizierung der Fruchtfolgen. Rund 30  der eingesetzten Pflanzenschutzmitteln gelten gemäss Weltgesundheitsorganisation (WHO) als mässig bis sehr gefährlich für Menschen. Die Belastung der Ackerböden sei jedoch vergleichbar mit jener in anderen Weltregionen.

Ein lasches Waldgesetz

Weiteres Verbesserungspotenzial läge in der Überarbeitung des Waldgesetzes in Brasilien. Dieses erlaube immer noch die Rodung weiterer 88 Millionen Hektaren Wald. Zudem finde die Abholzung von Regenwäldern und die Umnutzung von natürlicher Savanne zu Ackerland gesetzeswidrig statt. Dies passiere allerdings ausserhalb der zertifizierten Betriebsflächen. Die grossflächige Abholzung ist
für Umweltorganisationen wie Greenpeace ein Dorn im Auge.

Zusammen mit Weltbanken und  Unternehmen der Soja-Industrie sassen die Akteure im Jahr 2006 an einen Tisch und verhandelten das historische Soja-Moratorium. Dieses verbietet Abnehmern den Kauf von Soja, welche auf Flächen angebaut wurden, die vor 2006  als Regenwald galten.    Die Einhaltung ­dieser Regelung wird vom Nationalen Institut für Weltraumforschung (INPE) mit Satelliten und Kontrollflügen überwacht.   Seit der Inkraftsetzung sei die Abholzung rückläufig. Gemäss dem Soja Netzwerk fallen jährlich noch 5000 Quadratkilometer dem Holzschlag zum Opfer. Vor zehn Jahren waren es fünfmal mehr.