«In den Frostnächten vom 24. bis 26. März sanken die Temperaturen an vielen Standorten unter null Grad», heisst es im «Obstbau aktuell» des LZ Liebegg. Wie 2017 handle es sich um Windfrost mit kalter und windiger Polarluft. In der vergangenen Woche, also vom 31. März bis 2. April, folgten dann zusätzlich Strahlungsfröste. Aktuell habe sich die Lage ein wenig entspannt, sagt Othmar Eicher, Obstbauspezialist am LZ Liebegg.
Heikle Äpfel in Muldenlagen
Wobei die zwei Wochen Frostnächte an die Substanz gingen. Es gäbe wohl Frostschäden, so Othmar Eicher. Wohl noch eher in der Woche mit Strahlungsfrost als in derjenigen mit der Bise. Vor allem tiefe Lagen mit Mulden – Stichwort Kälteseen – könnten Schäden davontragen. Bei den Äpfeln sind vor allem sogenannte diploide Sorten anfälliger, wie etwa Gravensteiner, Boskop oder Jonagold. Aktuell sei dafür für die Blütezeit ganz gutes Wetter. «Die Bestäuber haben im Moment sehr gute Bedingungen», freut sich Eicher, und diese könnten in den Obstanlagen noch so einiges ausbügeln. Nicht zu vernachlässigen sei aber das Wasser. Speziell gegen Ende Blüte brauche es ausreichend Feuchtigkeit. Ansonsten werden aus Frostschäden bald Trockenheitsschäden. Entsprechend empfiehlt Eicher Tropfbewässerung.
«Die Bestäuber haben im Moment sehr gute Bedingungen.»
Othmar Eicher, Obstbaufachmann, LZ Liebegg.
Keine Mittel gegen den Wind
Frostpräventionen führen allenfalls bei Strahlungsfrösten zu Erfolgen. Gegen Windfrost gäbe es keine adäquat wirtschaftliche Frostprävention, als allenfalls der Standort bzw. die Standortwahl. Im Gegensatz zu 2017 und 2019 traten die Frostnächte in einem frühen phänologischen Stadium auf, wo die Blütenknospen noch leicht tiefere Temperaturen ertragen sollten, als zur Vollblüte und abgehenden Blüte.
Frostschutzöfen getestet
Im Vergleich zu 2019 bis Mitte März betrug der Vorsprung gemäss den Spezialisten vom LZ Liebegg rund eine Woche. «Trotz der Corona-Krise versuchten die Obstproduzenten ihre Obsterträge zu sichern und scheuten dafür keinen Aufwand», schreibt die Liebegg in ihrem Newsletter. Fachspezialisten führten während fünf Nächten für Versuchszwecke in Steinobstkulturen Frostschutzbekämpfungen mit Frostschutzöfen durch. Die grösste Herausforderung war dabei die Frostschutzbekämpfung bei starker Bise. Diese reduzierte die Wärme und damit auch den Wirkungsgrad massiv.
Der Frostschutz wird wichtiger
Bei der Frostbekämpfung seien Lösungen gesucht, welche möglichst «personalextensiv» sind. Auch sollten die Frostschutzöfen die Fahrgassen für Pflegemassnahmen in der Obstkultur nicht blockieren. «Die Frostschutzbekämpfung in Obstkulturen wird in Zukunft vermehrt an Bedeutung gewinnen», so die Obstbaufachleute von der Liebegg.