«Möglichst früh bearbeiten, sobald es die Bedingungen zulassen.» Darin liege der Erfolg bei der Rapssaat, sagt Daniel Kressibucher, Landwirt aus dem thurgauischen Lanzenneunforn. Raps bildet eine wichtige Hauptkultur auf seinem Betrieb. Auf mehreren Hektaren baut er bei sich und bei Landwirten in der Region Raps an. Die geernteten Körner reinigt, sammelt und trocknet er in der eigenen Getreidesammelstelle, anschliessend wird der Raps zu Öl gepresst und via die Kressibucher Naturöl AG verkauft. Dieses Jahr erreichte er einen sehr guten Durchschnittsertrag. «Ich bin sehr zufrieden», sagt er. Die Grundlage dafür legt er mit der Rapssaat.

Frühe Bodenbearbeitung

Daniel Kressibucher sät Raps in der Regel nach Weizen und setzt dabei auf Mulchsaat. Unmittelbar nach dem Drusch bearbeitet er mit der Scheibenegge das Feld, anschliessend grubbert und walzt er den Boden.

Sein Ziel ist ein perfekt abgesetztes Saatbett zur Saat. Dieses ermöglicht den kapillaren Aufstieg vom Wasser und einen sauberen Bodenschluss für den feinen Rapssamen. Der Schlüssel dazu ist der Faktor Zeit: «Ich fange zwei bis drei Wochen vor der Saat mit der Bodenbearbeitung an», sagt Daniel Kressibucher. Dieses Zeitfenster nutzt er auch für die Unkrautbekämpfung. Kurz vor der Saat bearbeitet er das Feld nochmals mit dem Grubber, lässt es trocknen und ebnet es anschliessend mit der Cambridge-Walze ein.

Saatzeitpunkt bestimmen

Der optimale Zeitpunkt für die Rapsaussaat sorgt immer wieder für Diskussionen. Besonders nach dem Wegfall der Insektizid-Beizmittel ist der Raps im Keim- und Zweiblattstadium stark durch den Rapserdfloh gefährdet. Als Gegenmassnahme säen einige Landwirte den Raps früher, also etwa Mitte August. Die Rapspflanzen sind dann, beim Einflug des Schädlings Anfang bis Mitte September, bereits weiter entwickelt und robuster.

Grundsätzlich kann jeder Landwirt und jede Landwirtin den idealen Saatzeitpunkt am jeweiligen Standort selbst berechnen. Der Raps braucht vom Auflaufen bis zur Ernte im Sommer eine Wärmesumme von ungefähr 2500 °C (summierte Tagesdurchschnittstemperaturen), rund 900 °C von dieser Wärmesumme braucht der Raps bis zum Eintritt der Vegetationsruhe im Winter. Online-Werkzeuge wie das Wetterstationsnetz von Agrometeo helfen dabei, diese Wärmesumme regional zu berechnen.

Daniel Kressibucher sät seinen Raps um den 20. August – dieser Zeitpunkt stimme für seine Standorte. «Zur Temperatursumme von 900 °Caddiere ich noch eine Wärmesumme 120», schildert der Landwirt. Nach seiner Beobachtung brauche der Raps so viel für die Zeit von der Saat bis zum Auflaufen.[IMG 2]

Zwischen 30 und 60 Pflanzen

Der Aussaatzeitpunkt beeinflusst – neben der Rapssorte und der Beschaffenheit des Saatbetts – auch die Saatmenge. Grundsätzlich gilt; je früher, desto weniger, je später, desto mehr Rapspflanzen sät man. Die Unterschiede bei der Saatmenge sind, je nach Ausgangslage, und der eingesetzten Saattechnik markant und liegen zwischen 20 und 60 Samen pro Quadratmeter.

Daniel Kressibucher sät 45 Samen pro Quadratmeter aus und berichtet von Landwirten aus Frankreich, die ihren Raps bereits um den 5. August herum, mit einer Saatdichte von 25 Samen pro Quadratmeter säen.

Wurzelbetont düngen

Neben Saatbett, Saatzeitpunkt und -menge beeinflusst die Düngung entscheidend den Erfolg der Kultur. «Der Raps muss im Herbst eine starke Pfahlwurzel ausbilden, damit er die Nährstoffe im Feld und die Hofdünger gut aufnehmen kann», sagt Daniel Kressibucher. Er setzt darum Kalk ein und achtet beim Stickstoff auf eine wurzelbetonte Düngung. Wurzelbetont heisst, dass er vorwiegend auf tierischen Hofdünger wie Gülle, Mist oder Ammoniumsulfat zurückgreife, weil diese Dünger zuerst im Boden zu Nitrat umgebaut werden müssen und langsamer wirken. Falls der Bestand aber der Witterung wegen zu schnell wachse und «zu wüchsig» im vier bis sechs-Blatt Stadium dastehe, bremst Kressibucher ihn mit einer Fungizidapplikation ab.

«Wie ein Kopfsalat»

«Buschig wie ein Kopfsalat und eine mindestens einen Zentimeter dicke Wurzel», so beschreibt Daniel Kressibucher den idealen Raps zu Beginn der Vegetationsruhe. Er prüft die Pflanzen jeweils an Neujahr und erneut zum Vegetationsbeginn mit einem 50 x 50 cm grossen Drahtrahmen, den er viermal im Feld auslegt. Innerhalb dieses Rahmens schneidet er alle Rapspflanzen bodeneben ab, misst Wurzeldicke sowie Gewicht der abgeschnittenen Pflanzen. Optimalerweise liegt die Frischmasse dann zwischen 1,5 und 2,5 kg pro Quadratmeter. Basierend auf diesen Ergebnissen entscheidet er dann über den nächsten Düngereinsatz und weitere Kulturmassnahmen im Frühling.

Rapsversuche Forum Ackerbau

Die optimale Saatmenge und der ideale Saatzeitpunkt beschäftigen weiterhin Praxis und Forschung. Das Forum Ackerbau, ein Zusammenschluss von Ackerbauberatern der landwirtschaftlichen Bildungs- und Beratungszentren, führt derzeit mehrjährige Versuche an Standorten im Mittelland durch. Untersucht werden zwei verschiedene Saatzeitpunkte (15. August und Ende August), sowie Saatdichten von 25 bis 40 Körnern pro Quadratmeter. Der Versuch starteten im August 2024, Ergebnisse veröffentlicht das Forum nach Auswertung auf seiner Webseite.