Der Start der Frühkartoffel-Saison steht kurz bevor; Herr und Frau Schweizer freuen sich bereits auf die schmackhafte Beilage. Jörg Schär, Mitglied der Geschäftsleitung Fenaco Landesprodukte und Category Manager Frischkartoffeln, spricht über die Nachfrage und die Importe im letzten Jahr und stellt eine Prognose für die anstehende Saison.
Wie hat sich die Corona-Pandemie auf den letztjährigen Absatz von Frühkartoffeln ausgewirkt?
Jörg Schär: Die Mehrverkäufe im Frischmarkt wegen des höheren Heimkonsums führten zu etwas rascherer Vermarktung der Frühware. Entsprechend wurde früher auf die Lagerware zugegriffen.
Kam es 2020 zu Importen von Frühkartoffeln und in welcher Höhe fielen diese aus?
Aufgrund der höheren Nachfrage im Frühjahr 2020 wurde das WTO-Basiskontingent für Frischkartoffeln von 6'500 Tonnen um 17'500 Tonnen auf 24'000 Tonnen erhöht. Effektiv eingeführt wurden 18'645 Tonnen, wie die Einfuhrstatistiken des BLW zeigen.
Wie lautet die Prognose für diesen Frühling? Müssen im Hinblick auf die Frühkartoffelsaison Importe ins Auge gefasst werden?
Das WTO-Basiskontingent von 6'500 Tonnen ist seit Jahresbeginn offen. Zur Abdeckung von Nischenmärkten und auf Ostern auch für die Auffrischung des Sortiments werden sicherlich neu-erntige Kartoffeln importiert werden. Ob darüber hinaus Importe zur Versorgung des Marktes notwendig sein werden, hängt vom weiteren Marktverlauf ab. Einen Einfluss haben zum Beispiel die Entwicklung der Lagerbestände, qualitative Ausbeute der Lagerware, Verkäufe, Wachstumsbedingungen resp. der Start der Frühkartoffelernte. Die verantwortlichen Gremien der Swisspatat werden die Entwicklung laufend analysieren und bei Bedarf einen Antrag an das BLW stellen. Die wahrscheinlichsten Herkunftsländer sind zum Start Ägypten sowie Israel und später die europäischen Mittelmeerländer.
Könnte es aus Produzenten-Sicht dazu kommen, dass durch die Importe ein Preisdruck entsteht?
Wir erwarten keinen Preisdruck. Das verantwortliche Swisspatat-Gremium legt sobald absehbar einen Termin für den Vermarktungsstart von vorwiegend schalenfester Schweizer Ware fest. Damit werden die Importe nahtlos durch Inlandware ersetzt und es entsteht kein Überangebot aufgrund von Importen.
Die Kartoffellager sind gefüllt, so gibt es ja bekanntlich einen Überschuss an Frites-Kartoffeln – ist es nachhaltig, Kartoffeln zu importieren, wenn noch viele Schweizer Produkte verfügbar wären?
Durch den Mehrbedarf im Detailhandel konnten im Verlauf des Herbsts/Winters 20/21 einige Mengen an Veredelungsrohstoff im Frischmarkt abgesetzt werden. Dieses Potential ist leider ausgeschöpft; umso mehr, da die Verarbeitungsware aus sehr mehligen Sorten mit hohen Stärkegehalten besteht und für die Frites-Fabrikation XXL-Grössen produziert wurden. Als Ersatz bzw. Ergänzung für das betroffene Sortiment der festkochenden Sorten ist es daher keine Alternative.
Das Interview wurde schriftlich geführt.