«Wir haben hier eine Gunstlage, und die möchten wir für die Produktion von menschlicher Nahrung nutzen», sagt David Metzger beim Gang über die Felder. Die Lössböden rund um den Tannenhof sind tiefgründig und fruchtbar, die Temperaturen auf 330 m ü.M. mild, der «Möhlin-Jet» bläst den Nebel weg. Der 32-jährige Landwirt und Agronom weist auf eine Herde Mutterkühe weiter unten: «Aber auch die braucht es.» Das Rindvieh beweidet Ökoflächen und nutzt Kunstwiesen, die wiederum wichtig sind für eine Fruchtfolge mit gesunden Kulturen.

Ein gutes Jahr für Ackerbau

Linkerhand steht der Lein schon wieder vier, fünf Zentimeter hoch, ebenso der Raps auf der rechten Seite. Weiter vorne präsentiert sich Speisesoja erntereif – Mitte September und somit rund zwei, drei Wochen früher als gewohnt. «Es ist ein überdurchschnittliches Jahr», freut sich David Metzger über die bisherige Ackerbausaison auf dem Biobetrieb in Möhlin, den er mit seinen Eltern Hans und Käthi in einer Generationengemeinschaft führt.

Einen Nachteil haben die Lössböden: Sie sind anfällig auf Erosion und Abschwemmung. Mit ein Grund, warum Familie Metzger vor zehn Jahren aus der Produktion von Verarbeitungsgemüse ausgestiegen ist. Winterlein, Soja und Raps mit ihrer langen Kulturzeit schützen den Boden besser. Raps und Lein werden an Biofarm geliefert und zu Speiseöl verarbeitet, Brotweizen an die Knecht Mühle und Speisesoja an die Mühle Rytz.

Mehr Raps wegen Bienen

«Bio-Raps funktioniert in unserer frühen Lage», erklärt David Metzger, der Schädlings- und Krankheitsdruck sei klein, 29 dt/ha Ertrag gab es dieses Jahr. Den Bienenvölkern am Rand der Felder schreibt er rund einen Viertel des Mehrertrags zu. «Anspruchsvoll wegen des Unkrautdrucks, aber insgesamt recht ausgeglichen in den bisherigen zehn Anbaujahren», kommentiert er die Speisesoja. Sie folgt auf Kunstwiese; vor der Bearbeitung mit Pflug und Federzinkenegge wird Hofdünger ausgebracht. Die Soja kommt per Drillsaat in den Boden, damit sich die Reihen schnell schliessen und Unkraut unterdrückt wird. Während des Wachstums ist der Striegel im Einsatz, wenn es das Wetter zulässt, viermal in diesem idealen Jahr. Schon Mitte September konnte dieses Jahr die Speisesoja gedroschen werden, der Ertrag von 32 kg/Are sei für Bio sehr erfreulich, sagt David Metzger.

Betriebsspiegel Tannenhof

Hans und Käthi Metzger mit Sohn David Muster (Generationengemeinschaft)

Ort: Tannenhof, Möhlin AG
Nutzfläche: 20 ha LN, Ackerbau mit 4 ha Weizen, 2 ha Winterlein, 2 ha Speisesoja, 2 ha Raps, 3 ha Kunstwiesen.
Tierhaltung: 10 Mutterkühe (SF x Red Angus) mit Nachwuchs für Natura-Beef
Arbeitskräfte: Betriebsleiterfamilie, David Metzger arbeitet 80% als Lehrer und Berater am LZ Liebegg

Lein ist wertvoll in der Fruchtfolge

Bei Winterlein reichen die Arbeitsschritte pflügen, eggen, säen und ernten. Die grösste Herausforderung ist wegen des faserigen Krauts das Dreschen. Die einen setzen auf Drusch ab Schwad, Metzgers dreschen direkt. Grundsätzlich habe es heuer eine gute Ernte gegeben, informiert David Metzger, doch der früh gereifte Lein war überraschend trocken, das sorgte für einen unerfreulichen Gewichtsverlust. «Mit 15 dt/ha Ertrag sind wir zufrieden», erklärt der Landwirt, die Lein-Sorten seien nicht auf hohe Erträge gezüchtet. Lohnt sich das bei einer Kultur, die elf Monate im Boden bleibt? «Mit Weizen könnten wir mehr verdienen», entgegnet der Produzent, aber Lein sei wertvoll in der Fruchtfolge und brauche wenig Stickstoff. Zudem hätten Insekten und Spaziergänger Freude am blühenden Lein.

Der Vertragsanbau ist nur beschränkt möglich

Familie Metzgers Generationengemeinschaft besteht seit 2019, die Entscheidungen wurden schon früh zwischen Eltern und Sohn abgesprochen. Er werde nicht viel ändern, wenn er den Betrieb einmal übernehme, schaut David in die Zukunft. Kräuteranbau wäre eine mögliche Herausforderung. Die Ausdehnung von Soja und Lein im Vertragsanbau ist wegen des gesättigten Markts nur beschränkt möglich. David Metzger hofft, dass sich das dank einer Entwicklung im Konsumverhalten ändern könnte – gerade Lein sei sehr wertvoll für die menschliche Ernährung. Auf die Ernährungssicherheitsinitiative, die derzeit in der Vernehmlassung ist, gibt er hingegen weniger. «Du kannst den Leuten nicht vorschreiben, was sie essen müssen.»

Potenzial Direktvermarktung

Lein ist eine willkommene Kultur in der Fruchtfolge, weil in der Schweiz keine andere Pflanze derselben botanischen Familie angebaut wird. Öllein zur Körnergewinnung wie auch Soja werden mit dem Einzelkulturbeitrag für Ölsaaten gestützt.

Biofarm als wichtigste Abnehmerin im Biobereich schränkt den Lein-Anbau (noch) nicht ein. Er muss aber wegen der herausfordernden Erntetechnik gut überlegt und abgesprochen sein. Bei den Bio-Speisesojabohnen besteht eine leicht steigende Nachfrage, welche jedoch die bestehenden Produzenten abdecken.

Bei der Direktvermarktung von Lein sieht David Metzger Potenzial: Lein kann wie andere Ölkulturen kaltgepresst werden. Auch die Samen sind im Müsli oder in Salaten ein wertvolles Lebensmittel.