Manche Schulkinder kennen Thomas Ritz als «Herr Döpfel». Der Landwirt aus Biezwil SO erklärt unter diesem Namen in einem Unterrichtsvideo von Swisspatat und der Fachhochschule Nordwestschweiz den Kartoffelanbau. «Kartoffeln sind für uns Leidenschaft», sagt er. Die Knollen spielen auf seinem Betrieb eine Hauptrolle, die Fruchtfolge ist entsprechend auf diese Kultur ausgerichtet.

Säubern mit dem Wagen

«Wir haben keine geregelte Fruchtfolge, halten aber die Regeln der Fruchtfolge ein», meint Thomas Ritz schmunzelnd. Für ausreichende Anbaupausen tauscht er jeweils Parzellen mit seinen Nachbarn ab. «Zuerst plane ich die Kartoffelfelder», beschreibt der Solothurner sein Vorgehen. Da er Pflanzgut produziert, müssen diese Parzellen bereits ein Jahr im Voraus feststehen, um sie den Vorschriften entsprechend auf Kartoffelzystennematoden testen lassen zu können.

Vor den Kartoffeln setzt Ritz auf einen Pflugdurchgang, beim Getreide je nach Vorkultur. «Durch die wendende Bodenbearbeitung habe ich weniger Ausfallgetreide und weniger Aufwand bei den Säuberungsarbeiten», hält er fest. Sowohl die Saatgetreide- als auch die Pflanzgut-Flächen müssen sorgfältig gepflegt werden.

Bei den Saatkartoffeln ist der Aufwand für das Entfernen kranker oder kümmerlicher Pflanzen hoch. Die Familie Ritz nutzt für die regelmässigen Säuberungsdurchgänge auf dem Pflanzkartoffelacker einen Selektierwagen, auf dem bis zu drei Leute Platz finden und aus erhöhter Position in den Bestand sehen können. Andere Produzenten durchstreifen das Feld zu Fuss und mit einem Sack zum Einsammeln schlechter Stauden. «Der Sack wird mit jeder ausgerissenen Pflanze schwerer», gibt der Landwirt zu dieser Alternative zu bedenken. «Und damit wird die Stimme im Hinterkopf lauter, dass die nächste Staude eigentlich doch in Ordnung aussieht.» Allerdings räumt er ein, dass das auch häufige Absteigen vom Selektierwagen einen gewissen Bruch im Rhythmus bringt. «Dafür kann mein Vater mitfahren.»

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Zuerst bearbeiten, dann setzen

Für Thomas Ritz ist der Anbau von Pflanzkartoffeln eine Familientradition, die bis auf seinen Urgrossvater zurückgeht. Sein Vater Hans Ritz kümmert sich heute um das Kalibrieren und Keimen der Mikroknollen, die aufgrund ihrer geringen Grösse von Hand bzw. mit dem Halbautoamt gesetzt werden müssen. Zum Schutz vor virenübertragenden Blattläusen erfolgt der Anbau unter Netzen. Pflanzgut in Normalgrösse kommt per Automat in den Boden.

«Wir haben ein 2-Phasen-System», schildert der Solothurner sein Vorgehen. «Zuerst bereiten wir das Feld vor, der Lohnunternehmer übernimmt das Setzen, gibt gleichzeitig Dünger in die Furche und zieht die Dämme.» Er sieht gegenüber dem All-in-One-Verfahren den Vorteil, dass der Boden mehrfach bearbeitet und damit belüftet sowie gewärmt werde. «Das ist mein Gefühl, ich habe dazu nie einen Exaktversuch gemacht», bemerkt Ritz. Für ihn passe das System so, auf anderen Betrieben sehe es vielleicht anders aus. «Das muss jeder für sich entscheiden – man kann nicht eine Schublade für alle aufmachen», findet er.

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Intensiv für gute Qualität

Als Vermehrer von Saatgetreide und Pflanzkartoffeln ist dem Solothurner die Qualität seiner Ernte besonders wichtig. «Die erreiche ich besser, wenn ich meinen Betrieb eher intensiv führe», schildert er seine Erfahrung. Aber auch hier betont Thomas Ritz, dass sich auf anderen Betrieben die erforderliche Qualität mit einer extensiveren Strategie erreichen lasse. Er sei kein «Programmjäger», fährt er fort, sein Fokus liege nicht auf Beiträgen. «Ich habe aber auch schon bei verschiedenem mitgemacht», ergänzt Ritz. «Man muss schauen, was es zu gewinnen oder zu verlieren gibt.» Nicht nur finanziell – als Landwirt habe er auch einen gewissen Stolz auf eine schöne Kultur.

2024 war es besonders schwierig, die Kartoffeln gesund zu halten. «Wir haben früh angefangen mit dem Pflanzenschutz – so früh, wie noch selten», erinnert sich Thomas Ritz. So aber konnte seine Felder trotz extremem Krautfäuledruck halten. Die Frage sei, wie es heuer aussieht. «Der Pilz ist da, in Ausfallkartoffeln, vielleicht in der einen oder anderen Pflanzkartoffel.» Je nach Wetter müssten die Kulturen auch in diesem Jahr wieder zeitig geschützt werden, ist er überzeugt.

Hierzulande werden keine Kartoffelsorten gezüchtet und resistente Sorten auch noch nicht oder nur in kleinen Mengen vermehrt. «Die Frites für die WM 2034 müssten wir jetzt zu vermehren anfangen», verdeutlicht Ritz die erforderliche Zeitspanne. Hinzukommen die Ansprüche von Abnehmern, z. B. was die Farbe des Kartoffelfleischs angeht. «Für mich müssen Frites vor allem knusprig sein», bemerkt der Landwirt. Aber eine Knolle, die alle Anforderungen optimal erfüllt – das gebe es wahrscheinlich kaum.

Pouletmist gleich ausbringen

Neben dem Kartoffelbau ist die Pouletmast das zweite Hauptstandbein der Familie Ritz. Futter, Küken, Termine – all das gibt hier die Micarna vor. «Wir werden relativ stark geplant», sagt Thomas Ritz. «Aber es wäre wohl schwierig, wenn da jeder Pouletproduzent sich selbst organisieren würde.» Im Rein-/Raus-Verfahren gibt es auf dem Aspihof 8 – 8,5 Umtriebe pro Jahr. Nach dem Ausstallen bringt der Solothurner den Mist aus der Halle – wenn möglich – direkt mit dem Streuer auf die Felder, um die Lagerung und damit den Aufwand eines zweiten Aufladens zu vermeiden.

«Weil es im Geflügelmist kein Stroh hat, ist dieser Dünger konzentrierter und ausserdem schneller verfügbar», so Ritz. Im Frühling bringt er ihn auf Grasflächen aus, im Mai kommt der Geflügelmist ebenfalls im Futterbau zum Einsatz oder im Mais, später auf Stoppelfelder vor Raps oder Getreide. «Im Winter streuen wir den Mist grossflächiger und dünner dort, wo Kartoffeln folgen – oder auch mal auf Weizen.» Weiteren Hofdünger gibt es aus der Tierhaltungsgemeinschaft mit Ritz’ Schwager, der Milchkühe hält. Thomas Ritz betreut die Aufzuchtrinder und Mastkühe und hilft beim Melken aus.

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Das Büro liefert Zahlen

Die Planung und Buchhaltung bedeutet für den Solothurner viel Büroarbeit. «Das muss gemacht sein, aber ich mache es noch gerne», sagt Thomas Ritz. Im Winter oder bei schlechtem Wetter helfen ihm die Zahlen, abzuschätzen, ob er auf dem richtigen Weg ist oder etwas anpassen sollte. «Viele Faktoren kann man nicht beeinflussen», räumt er ein. «Aber tun, was man kann.» Für ihn macht die Kombination von Kopf- und Feld- bzw. Stallarbeit seinen Beruf aus. «Planen im Büro ist gut, aber die Arbeit – und die definitiven Entscheidungen – passieren draussen.»

Betriebsspiegel Aspihof
 
LN: 45 ha
Kulturen: Saatgetreide (Weizen und Gerste), Pflanz- und Speisekartoffeln, Raps, Mais, Futterbau
Tiere: 900-m2-Mastpoulethalle, 60 Milchkühe und 15 Aufzuchtrinder in Tierhaltungsgemeinschaft, 10 Mastkuhplätze
Arbeitskräfte: Betriebsleiterfamilie, Eltern, 1 Lehrling, saisonale Aushilfen