Nachdem jahrelang der bodenschonende Ackerbau mit reduzierter Bodenbearbeitung empfohlen und gefördert wurde, ist die intensive Bodenbearbeitung, oft mit Pflug, wieder salonfähig. Nach den Niederschlägen der letzten Tage sind die negativen Folgen sichtbar: Auf vielen frisch angesäten Feldern ist der Boden erodiert und es bilden sich kleinste Seen an Orten, wo diese früher nicht waren und nicht hingehören. Genau genommen sind sie die Folge einer Kombination von Pflugeinsatz und/oder intensiver Saatbettbereitung mit zapfwellengetriebenen Geräten sowie hohen Radlasten. Eines dieser Elemente allein verursacht in der Regel nur begrenzt Schaden. Der problematische 3er-Mix ist aber für unsere Böden im wahrsten Sinn des Wortes nicht tragbar. Es entstehen Situationen wie im Strassenbau, wo vor dem Verdichten immer ordentlich gelockert und zerkleinert wird. In Fachkreisen geht man davon aus, dass wegen Verdichtungen und Verschlämmung der Oberflächen Ertragsausfälle von bis zu 20 % akzeptiert werden müssen.

Der endgültige Beweis fehlt noch

Zum Trend der Zeit gehört im Moment der Ersatz von Herbiziden durch intensive Bodenbearbeitung. Das führt zu einem Interessenskonflikt zwischen Herbizidreduktion und bodenschonender Bewirtschaftung. Zwar ist es bereits jetzt möglich, einzelne Kulturen bodenschonend pfluglos und gleichzeitig ohne Herbizideinsatz anzubauen. Beste Beispiele dafür sind die herbizidlos angebauten IP-Suisse-Winterweizenparzellen, die zu knapp der Hälfte ohne Pflug und in Einzelfällen sogar mit Direktsaat in konservierender Landwirtschaft angebaut werden. Der Nachweis, dass bodenschonende Anbausysteme langfristig über ganze Fruchtfolgen ohne Einsatz von Pflug und Herbiziden erfolgreich praktiziert werden können, ist bis jetzt aber nicht erbracht worden und wird es vermutlich auch nie werden.

Nicht kein Herbizid, aber gezielter

Der Umstand, dass auch beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (PSM) die Biodiversität im intensiven Ackerbau gefördert werden kann, ist für viele ein Widerspruch. In einem konservierenden Anbausystem oder allenfalls auch in Mulchsaat kann mit Gründüngungen und einem gezielten reduzierten Einsatz von Herbiziden die Ertragsleistung gesichert werden. Dadurch entsteht dank einer intakten Bodenstruktur eine Win-win-Situation, die mit intensiver Bodenbearbeitung – womöglich mit mehrmaliger Anwendung – nie erreicht wird.

Der ideale Zeitpunkt für den Einstieg

Ein sanfter Einstieg in die bodenschonende Bewirtschaftung bietet sich im Moment denjenigen Betrieben, auf deren Feldern jetzt schöne und dichte Gründüngungen wachsen. Statt in den nächsten Wochen Mulchgeräte und Pflüge zu bewegen und die bestens geschützten Böden in Erdwüsten mit instabiler Struktur zu verwandeln, besteht jetzt die Möglichkeit, bodenschonendere Strategien anzuwenden. Viele Gründüngungspflanzen können mit einfachen Messerwalzen am Weiterwachsen gehindert werden und bei vielen Frühlingskulturen reicht eine Grundbodenbearbeitung mit Grubber – auch in schweren Böden. Die Saatbettbereitung erfolgt ja in den allermeisten Fällen wieder mit zapfwellengetriebenen Geräten, wodurch der Boden tendenziell zu fein bearbeitet wird.

Ein gangbarer Kompromiss

Im Interesse einer bodenschonenden Landwirtschaft mit optimaler Biodiversität und Ökosystemleistungen sollten die anstehenden Initiativen zum Verbot von PSM verworfen werden. Auf der anderen Seite muss die deutliche Forderung der Gesellschaft nach sauberem Trinkwasser sehr ernst genommen werden. Nebst allen anderen Massnahmen trägt ein intakter Boden entscheidend dazu bei, dass PSM von den Feldern nicht ins Grundwasser gelangen. Der gezielte Einsatz von Herbiziden in bodenschonenden Systemen kann ein gangbarer Kompromiss zwischen Ökologie und Ökonomie sein.

 

Der Autor

Prof. Dr. Bernhard Streit ist Dozent für Verfahrenstechnik im Pflanzenbau an der HAFL