Die diesjährige Gerstenernte erfolgte zu einem frühen Zeitpunkt. Die Erträge sowie die Hektolitergewichte sind deutlich besser als letztes Jahr. Die Resultate des Versuchsnetzes im ÖLN- und im Extenso-Verfahren von 2024 und 2025 bilden die Basis der Sortenempfehlungen.
Sechszeilige Sorten
KWS Antonis: Die neue Sorte zeigt ähnlich hohe Erträge wie Esprit, mit einem besseren Hektolitergewicht (HLG). Im Extenso-Anbau erreicht sie das beste HLG der sechszeiligen Sorten.
Esprit: Erzielt im ÖLN-Anbau den höchsten Ertrag, knapp vor Integral und im Extenso-Anbau den dritthöchsten Ertrag, mit einem eher tiefen HLG in beiden Anbauverfahren. Das bringt ihr zweimal einen Abzug.
Integral: Erreicht im zweijährigen Schnitt mit dem höchsten Ertrag im Extenso-Anbau den ersten Platz als beste Sorte und im ÖLN-Anbau den zweiten Platz. Mit einem guten HLG ist sie zusätzlich eine gute Wahl.
Sensation: Ihr Alleinstellungsmerkmal ist ihre Frühreife im zweijährigen Schnitt mit -5.5 Tagen im Extenso und -6.5 Tagen im ÖLN-Anbau. Ihr Ertragspotenzial ist tiefer. Mit deutlichem Abstand zu den restlichen Sorten belegt sie in beiden Anbauverfahren den letzten Platz.
Zweizeilige Sorten
Arthene: Die neue Sorte erreicht im zweijährigen Schnitt im Extenso-Verfahren nach der sechszeiligen Sorte Integral den höchsten Ertrag aller Sorten auf der Liste der empfohlenen Gerstensorten. Im ÖLN-Verfahren erreicht sie den vierten Platz mit etwas mehr Ertrag als die zweizeiligen Sorten Aleksandra und KWS Tardis. Die Sorte erzielt in beiden Anbauverfahren das zweitbeste HLG und ist somit eine vielversprechende, gute Sorte.
Aleksandra: Von allen zweizeiligen Sorten erbringt sie in beiden Anbauverfahren den zweithöchsten Ertrag und mit Abstand das höchste Hektolitergewicht aller Gerstensorten. Ihr Schwachpunkt ist allerdings die schlechte Standfestigkeit.
KWS Tardis: Im Ertrag wie auch im HLG wurde sie von den neuen zweizeiligen Sorten überholt.
Wegen ihres tiefen PUI (Index für die Fettsäuren) werden die zweizeiligen Sorten, mit Ausnahme der Sorte Aleksandra, bevorzugt für die Schweinefütterung eingesetzt. Sie sind für Betriebe, welche eigenes Futter produzieren, immer noch die erste Wahl. Ein zu hoher PUI beeinflusst die Konsistenz des Körperfettes negativ.
Hybridsorten
SY Zoomba: Die Hybridsorte ist resistent gegenüber dem Gelbverzwergungsvirus. Sie erreicht knapp so viel Ertrag wie SY Galileoo, allerdings das drittbeste HLG von allen Gerstensorten im ÖLN-Anbau.
SY Loona: Sie erzielt den höchsten Ertrag bei den Hybridsorten. Im ÖLN-Anbau belegt sie den dritten Platz, im Extenso-Anbau als erste Hybridsorte den vierten Platz.
SY Galileoo: Erreicht in beiden Anbauverfahren den sechsten Platz und wurde somit von anderen Sorten von der Spitze zurückgedrängt.
Die Saatgutkosten der Hybridsorten sind pro Hektare um 60 % höher, wurde jedoch bei den Erlösen (siehe Tabellen) nicht berücksichtigt. Einige sechszeilige sowie auch zweizeilige Sorten sind somit rentabler.
Wirtschaftlichkeit
Die Erlöse werden hauptsächlich durch den Ertrag bestimmt (siehe Tabellen). Die Hektolitergewichte liegen trotz hoher Ergebnisse 2025 wegen der tiefen Ergebnisse 2024 im ÖLN-Anbau meist im neutralen und im Extenso-Anbau im Abzugsbereich. Aleksandra ist die einzige Sorte, die im Extenso-Anbau, im zweijährigen Schnitt im neutralen Bereich befindet und damit keinen Abzug erhält. Im ÖLN-Anbau erhalten Aleksandra und Arthene einen Zuschlag und die Sorte Esprit als einzige Sorte einen Abzug.
Zur detaillierteren Beurteilung der Wirtschaftlichkeit müssten sortenspezifische Saatgut- und Behandlungskosten ebenfalls mitberücksichtigt werden. Die beiden eingefügten Tabellen geben somit lediglich einen Anhaltspunkt.
Im Extenso-Anbau beträgt die Differenz zwischen höchstem (Integral) und tiefstem (Sensation) Erlös je Sorte rund 459 Fr./ ha. Im ÖLN sind es vom höchsten (Esprit) zum tiefsten (Sensation) Erlös 514 Fr./ ha.
Der Ertragsunterschied zwischen den beiden Anbauverfahren lag 2025 bei 17 dt/ha. Es bräuchte einen Mehrertrag von 20 bis 26 dt/ha, um die Mehrkosten für den intensiven Anbau mit bis zu zwei Fungiziden, Wachstumsregulatoren, 30 kg zusätzlichem Stickstoff und die dafür nötigen Überfahrten zu bezahlen sowie den wegfallenden Beitrag «Verzicht auf Pflanzenschutzmittel» zu kompensieren. Wenn die Sorten innerhalb des gleichen Anbauverfahrens verglichen werden, liegen die Erträge dieses Jahr nahe beieinander. Als Beispiel im ÖLN von Esprit zur zweitschlechtesten KWS Tardis beträgt die Differenz 7.3 dt TS. Einzig Sensation fällt mit -15.3 dt TS ab.
Werden die Gerstenerlöse mit dem Anbau von Brotweizen der Klasse 1 nach ÖLN-Richtlinien (Annahme 70 dt/ha Ertrag) verglichen, müssten 106 dt/ha Gerste im ÖLN- beziehungsweise 82 dt/ha im Extenso-Anbau geerntet werden können, um finanziell den gleichen Erlös zu erzielen. Diesen Mehrertrag erreicht keine Sorte, weder im Extenso noch im ÖLN-Anbau (siehe Tabellen). Liegt das Ertragspotential von Brotweizen am eigenen Standort jedoch über oder unter den 70 dt/ha Weizen, ist auch der nötige Gerstenertrag entsprechend zu korrigieren.
Höchste Erträge für Integral
Die Erträge der Wintergersten-Sortenversuche 2025 von Swissgranum und Agroscope liegen mit einer Zunahme von 25 dt/ ha (ÖLN) und 24 dt/ha (Extenso) im Mittel deutlich über dem Vorjahr. Das meldet die schweizerische Branchenorganisation für Getreide, Ölsaaten und Eiweisspflanzen Swissgranum. Die Ergebnisse dienen auschliesslich zur Beurteilung des Sortenversuchs und sind keine Beurteilung der Gerstenernte in der Schweiz, betont die Branchenorganisation.
Die Durchschnittserträge betrügen heuer im Versuch 98,2 dt/ha (ÖLN) und 81,3 dt/ha (Extenso), womit diese weit über den enttäuschenden Ergebnissen des Vorjahres liegen. Auch das Hektolitergewicht mit 69,0 kg/hl (ÖLN) und 65,2 kg/hl (Extenso) liege deutlich über den letztjährigen Werten. Zu verzeichnen seien jedoch regionale Unterschiede, die vermutlich mit stärker ausgeprägten Standfestigkeitsprobleme an gewissen Standorten zusammenhänge.
Grund für die erfreulichen Ergebnisse seien die besseren Witterungsbedingungen. Aufgrund der trockenen Bedingungen war es deutlich einfacher, die Pflanzenschutzmittel zum optimalen Zeitpunkt auszubringen als im niederschlagsreichen Vorjahr. Auch der Krankheitsdruck fiel witterungsbedingt deutlich geringer aus als im vergangenen Jahr.
Erträge ÖLN:
1. Integral 102,1 dt/ha (6-Zeilig)
2. SY Loona 101,8 dt/ha (Hybrid)
3. Esprit 100,2 dt/ha (6-Zeilig)
2-Zeilige Sorten: KWS Tardis (97,4 dt/ha) und Arthene (97,1 dt/ha).
Erträge Extenso:
1. Integral 91,1 dt/ha (6-Zeilig)
2. Arthene 85,3 dt/ha (2-Zeilig)
3. SY Loona 83,1 dt/ha (Hybrid)
HL-Gewicht ÖLN:
1. Aleksandra 71,2 kg/hl
2. Arthene und SY Zoomba 69,6 kg/
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