Es war zu hören und zu lesen, dass die alten Getreidekrankheiten Flugbrand und Stinkbrand wieder vermehrt auftreten. Insbesondere im Grenzbereich zu Deutschland war letztes Jahr die Rede von einem starken Befall mit Gerstenflugbrand.

Mit Flugbrand befallenes Getreide bildet anstelle von Körnern eine schwarze Masse aus Sporen. Die Pilze besiedeln den Pflanzen-Embryo. Nach der Saatgutkeimung wird der Pilz aktiv und infiziert den Keimling. Flugbrände können bei der zertifizierten Saatgutproduktion schnell zu einer Aberkennung führen. Stark befallenes Saatgut hat hohe Ertragseinbussen zur Folge. Die BauernZeitung hat bei Agroscope, der landwirtschaftlichen Forschungsanstalt des Bundes, nachgefragt, wie die Situation aktuell aussieht.

2019 problematisch

«Das Auftreten von Flugbrand scheint in den letzten Jahren in Vermehrungsparzellen häufiger beobachtet zu werden, was aber nichts über den Schweregrad der Infektion aussagt», hält Irene Bänziger fest. Sie ist in der Agrocope-Forschungsgruppe Ökologischer Pflanzenschutz im Ackerbau tätig. Die jährlichen klimatischen Bedingungen beeinflussten den Schweregrad, «die Ernte 2019 war aufgrund der Witterung besonders problematisch».

Unbehandeltes Saatgut

Es gibt beobachtete Infektionen in Feldern mit behandeltem Saatgut, aber es sei noch nicht klar, ob die Pflanzenschutzmittel (PSM) weniger wirksam gegen Flugbrand geworden sind. Diesbezüglich laufen Versuche. Auch wird vermehrt unbehandeltes Saatgut verwendet. Die Klimaerwärmung könnte ebenfalls eine Rolle spielen, da ein feucht-warmes Klima eine Infektion begünstigt.

In ÖLN- oder konventioneller Produktion seien systemische Saatgutbehandlungen generell wirksam. Da sich Flugbrand im Pflanzen-Embryo befindet, sind systemische PSM zur Behandlung notwendig. «Wichtig ist die Feldbesichtigung bei der Vermehrung von Saatgut, um die samenbürtigen Krankheiten, auch Flugbrand, zu erkennen.»

Nachweis verbessern

Im Bioanbau, wo keine chemisch-synthetischen Saatgutbeizungen erlaubt sind, ist die einzig wirksame Behandlung jene mit Warmwasser. Aufgrund des hohen Energieaufwands und logistischer Schwierigkeiten wird sie jedoch kaum eingesetzt. «Ebenfalls starten wir ein Projekt zur Verbesserung der Nachweismethoden von Flugbrand im Saatgut und im Boden, um die Verwendung von befallenen Posten zu vermeiden, was eine weitere Möglichkeit ist, die Krankheit zu reduzieren», so Irene Bänziger. In der Züchtung neuer Sorten sollte vermehrt auf die Resistenz gegen samenbürtige Krankheiten geachtet werden.

Bei Stinkbrand handelt es sich um eine Krankheit, die mit Saatgutbehandlung und derVerwendung von zertifiziertem Saatgut gut kontrolliert wird. Es besteht die Möglichkeit, dass sie sich ausbreitet, wenn mehr Saatgut unbehandelt ausgesät wird, aber mit einer konsequenten Verwendung von zertifiziertem Saatgut oder einer Gesundheitsanalyse bei nicht zertifiziertem Saatgut kann das Risiko minimiert werden. Die höchstenInfektionsraten werden bei selbstvermehrtem, ungeprüftem Saatgut beobachtet. Bei der Zertifizierung von Biosaatgut wird immer eine Gesundheitsanalyse durchgeführt.