Vor ziemlich genau einem Jahr teilte Swisspatat mit, es bestehe ein grosser Mangel an Pflanzkartoffeln für die anstehende Saison. Für 2025 sieht es besser aus, wie aus dem Tätigkeitsbericht des Saatgut-Produzentenverbands (Swisssem) hervorgeht: Die Ernte 2024 wird auf 22 700 t geschätzt, was – allen Widrigkeiten punkto Krautfäule zum Trotz – rund 6300 t mehr ist als im Vorjahr. Bei Bio präsentiert sich die Lage allerdings düsterer. «Die Kulturen, die ausreichend geschützt waren, hinterliessen sehr ansehnliche Erträge, die deutlich über den der vorherigen Ernte lagen», fasst Swisssem zusammen.

Sinkende Erträge

Doch die Problematik abnehmender Flächen in der Produktion von Pflanzkartoffeln bleibt. Der Trend bestehe seit 2019 und scheine sich zu verstärken, was man im Tätigkeitsbericht auch auf den Klimawandel zurückführt. «Die durchschnittlichen Erträge sinken von Jahr zu Jahr und die Vergütung ist nicht mehr ausreichend, um das Risiko und den Mangel an Arbeitskräften auf den Betrieben auszugleichen.»

Dem will Swisssem mit besseren Produzentenpreisen entgegenwirken: «Die Preise für die im Jahr 2024 geernteten Pflanzkartoffeln sind gestiegen», gibt Geschäftsführer Christof Rüfenacht Auskunft. «Es ging in erster Linie darum, unserem Pflanzgutproduzenten bessere Preise auszahlen zu können.» Swisssem wolle das Preisniveau 2025 grundsätzlich nicht nochmals erhöhen, man müsse jedoch sehr genau auf die Marktentwicklung achten. «Derzeit tendieren die Pflanzgutproduzenten eher dazu, die Vermehrung von Pflanzgut aufzugeben und sich der Produktion von Speise- und Veredelungskartoffeln zuzuwenden», schildert Rüfenacht. In diesem Zusammenhang sei es wichtig, dass sich die Produktivitätsdifferenz (wegen geringeren Erträgen und grösserem Aufwand) zwischen Saatgut und Konsum bzw. Industrie nicht verschlechtere.

«Sehr homogene Kaliber»

Betreffend Kalibrierung folgt nach einer Anpassung bei den Chips-Sorten dieselbe auch bei Frites- und mehligen Sorten. Auch in diesen Bereichen gibt es demnach ab der Pflanzgut-Ernte 2024 die Kaliber 30–40 mm und 40–50 mm. «Die neuen Kaliber sind sehr ansprechbar, sehr homogen», erklärt Christof Rüfenacht. Auch technisch beim Auspflanzen sollen sie sich sehr gut eignen.

Zwar hat die Kalibrierung selbst keinen Einfluss auf die Preisentwicklung, wegen generell gestiegener Preise (siehe oben) und je nach Wahl des Kalibers beim Kauf von Pflanzgut ist aber dennoch mit höheren Kosten zu rechnen. «Das heisst, dass 100 kg Pflanzgut 2024 in den Kalibrierung 32–35 mm und 35–50 mm oder in der neuen Kalibrierung 30–40 und 40–50 ungefähr gleichviel kosten», sagt Rüfenacht. Ein Produzent, der aber bisher die Kaliber 35–50 mm gekauft habe und nun nur 40–50 mm möchte, werde für die gleiche Fläche mehr bezahlen. «Ich empfehle den Käufern, in Erwägung zu ziehen, beide Kaliber zu nehmen.»

Jelly wird unattraktiver

Gezielt verteuert wird Pflanzgut der Sorte Jelly. Es handelt sich dabei um einen Entscheid der Branche, um die Attraktivität dieser Sorte zu senken. «Jelly ist im Anbau eine sehr beliebte Sorte», so Christof Rüfenacht. Sie habe zwar ein etwas besseres Resistenzprofil gegen Krautfäule, zähle aber nicht zu den resistenten Sorten und sei schwierig in der Vermehrung. «Jedes Jahr verlieren wir Vermehrungsposten, hauptsächlich aufgrund von Bakterienkrankheiten», beschreibt er die Problematik. Auch sei es sehr nicht einfach, für die Vermehrung geeignete Basisposten zu erhalten und die Verarbeitung stufe Jelly ebenfalls als schwierig ein. Zuletzt sei noch zu erwähnen, dass diese Preiserhöhung verbilligte Importe für den Speiseanbau 2024 ausgleiche.

Kunden nicht zu stark belasten

Die Swisssem ist bei der Preisbildung für Saat- und Pflanzgut in einer Zwickmühle, wie im Tätigkeitsbericht zum Ausdruck kommt. Die höheren Preise seien daher zwar Erfolge und gäben Hoffnung, dass sich die einheimische Saatgutbranche erhalten und weiterentwickeln kann.

«Wir müssen aber bedenken, dass die Schweizer Landwirte unsere Kunden sind, und wir diese nicht zu stark belasten dürfen», ist sich Christof Rüfenacht bewusst.

25 Franken mehr

Swisssem hat das Preisschema beim Getreide überarbeitet. Unter anderem haben die Vermehrungsorganisationen die Produktionskosten ihrer Zentralen analysiert, wobei sich zeigte, dass die vor 30 Jahren festgelegten Zulagen nicht mehr den tatsächlichen Kosten entsprechen. Es geht dabei etwa um Aufwände für Beizung, Triage, Lagerung oder Absackung der Saatgutposten. «Die Summe der Anpassungen führt zu einem deutlichen Anstieg der Grossistenpreise zwischen Fr. 6.70.– und Fr. 15.70.– pro dt», heisst es im Tätigkeitsbericht der Swisssem. Auch für Getreidebauern bedeutet dies höhere Saatgutkosten, erklärt Christof Rüfenacht, «im Durchschnitt etwa 25 Franken pro Hektare».

Etwas überrascht stellt Swisssem fest, dass der Gesundheitszustand des Saatguts von 2024 «sehr gut» sei. Die Analysen hätten eine ausgezeichnete Keimfähigkeit gezeigt. Zwar dürfte der Markt mit Saatgut versorgt werden können, einige Lücken bei gewissen Sorten seien aber nicht auszuschliessen. Beim Bio-Saatgut erweise sich die Produktion hingegen teilweise als unzureichend.