Anfang November 2023 tagten die Delegierten des Branchenverbandes Deutschschweizer Wein (BDW) an der Expovina auf dem Weinschiff «Panta Rhei». Verbandspräsident Martin Wiederkehr sprach von einem gesteigerten Einfluss der Deutschschweizer Weinbranche nach den eidgenössischen Wahlen. «Es gibt viele politische Vorstösse. Es muss uns gelingen, alle Strömungen unter einen Hut zu bringen», forderte Wiederkehr.
Erträge über dem zehnjährigen Mittel
Die Weinlese ist abgeschlossen und es zeigt sich, dass 2023 als grosser Jahrgang in die Annalen eingehen wird. In den 19 Deutschschweizer Weinbaukantonen sind die Erträge 6 bis 28 Prozent über dem zehnjährigen Mittel.
- ZH: Im grössten Weinbaukanton wurden 4936 t Trauben gelesen. Die 2136 t Blauburgunder kamen auf 90,4 °Oe und die 1144 t Riesling-Silvaner auf 74,9 °Oe.
- SH: Bis Anfang November wurden 3039 t rote und 1387 t weisse Trauben erfasst. Der Blauburgunder wurde mit 93,9 °Oe, der Riesling-Silvaner mit 75,5 °Oe, der Pinot gris mit 90,0 °Oe und der Chardonnay mit 88,3 °Oe geerntet.
- GR: Der Hagel in der Bündner Herrschaft sorgte für Ertragsausfälle von 5 bis 30 Prozent. Die geerntete Menge von 2859 t liegt 6 Prozent über dem zehnjährigen Mittel, aber rund 10 Prozent unter dem Vorjahr. Der Blauburgunder erreichte 94 °Oe, der Riesling- Silvaner 78 °Oe und der Completer 99°Oe.
- TG: Die Fachstelle Rebbau spricht von einem grösstenteils optimalen Reifeparameter. Geerntet wurden 1084 t rote Sorten und 836 t weisse Trauben. Der Blauburgunder wurde mit 92,0 °Oe, der Riesling-Silvaner mit 74,1 °Oe, der Pinot gris mit 89,2 °Oe und der Chardonnay mit 97,6 °Oe geerntet.
- SG: Die Erntemengen liegen bei den roten Gewächsen mit434 g/m2 leicht unter dem zehnjährigen Mittel. Bei den weissen Gewächsen liegen sie mit 582 g/m2 um 20 Prozent darüber.
Vielfältige Verbandsthemen
Geschäftsführer Jürg Bachofner zog eine erfreuliche Bilanz zum Jahr 2023. Am Weingipfel am Plantahof in Landquart beschäftige man sich mit der Nachfolgeregelung und der Berufsbildnertag wurde von 50 Personen besucht. Am Tag der offenen Weinkeller beteiligten sich aus der Deutschschweiz 215 Betriebe. Zugleich konnte sich der BDW am Stand an der Olma sehr gut in Szene setzen. Von einem sehr erfolgreichen Auftritt sprach Bachofner an der Ausstellung «Gout & Terroirs» in Bulle im Kanton Freiburg. 2024 wird allenfalls das Fürstentum Liechtenstein Gastregion sein.
Erstmals wurde bei den Erträgen die Millionengrenze überschritten. Die Verbandsbeiträge bleiben unverändert: Fr. 130.– für die Kantonalverbände, Fr. 100.– Werbebeitrag für die Swiss Wine Promotion (SWP). Noch ist unsicher, ob die zusätzlich in Bern gesprochenen 6,2 Mio Franken für die Absatzförderung von Wein an die Swiss Wine Promotion auch 2024 fliessen werden, nachdem diese vorerst aus dem Budget des Bundes gestrichen worden sind. Jeder vom Bund geleistete Franken muss zugleich auch von der Branche eingeschossen werden. Der BDW fordert die Entwicklung eines Leitfadens, wie die Gelder aus dem Topf der SWP abgeholt werden können.
Weinbauzentrum auf Kurs
Mit dem Weinbauzentrum Wädenswil sei man auf gutem Weg, war von Verwaltungsratspräsident Kaspar Wetli zu vernehmen. Anfang 2024 werden die Geschäftsleitung verkleinert und die Projektarbeiten ausgebaut. Zudem erfolgt eine Konzentration auf die Bereiche Rebbau und Weinbereitung. Fabio Montalbano, bisher als Kellermeister bei der Staatskellerei Rheinau tätig, wird zum Team in Wädenswil stossen.
In Zusammenarbeit mit den verschiedenen Forschungsinstitutionen hat man im Projekt «Inno Piwi» neue Sorten getestet. Mit «Vitiprotect» wird ein Projekt zum Einsatz von künstlicher Intelligenz zur Verringerung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes angestossen. Es stehen Branchenprojekte mit diversen Kantonen auf der Agenda des Weinbauzentrums. [IMG 2]
Neue Bildungswege
Auf neue Wege wird die Berufsbildung geschickt. Die beiden Berufe Winzer(in) und Weintechnolog(in) werden in die dreijährige Berufsbildung Weinfachmann/-frau überführt. Die ersten zwei Jahre erfolgen gemeinsam, danach wählt man die Richtung Winzer oder Weinbereitung.
Aus Kreisen der Delegierten kam die Forderung an den Vorstand, dass man wieder mehr Einfluss bei den verschiedenen Weinwettbewerben nimmt. «Es sind immer weniger Produzenten, welche an der Weinprämierung auf den Schiffen teilnehmen. Deshalb sollte sich der BDW mehr engagieren», forderte ein Delegierter. Nach wie vor ist die Nachhaltigkeit im Rebbau ein aktuelles Thema, mit dem sich die Branche beschäftigt. Entsprechende Ideen und Vorschläge auf Stufe Bund liegen vor. BDW-Präsident Martin Wiederkehr warnte aber mit aller Deutlichkeit: «Es darf nicht sein, dass wir in Schönheit sterben.

