«Die Methode Merci dient nicht nur dazu, Danke zu sagen», hält Raphaël Charles vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) rhetorisch fest. Merci ist die Abkürzung für «Méthode d’Estimation des Restitutions par les Cultures Intermédiaires»; es geht also um eine Abschätzung der Nährstoffe, die eine Gründüngungsmischung auf dem Feld für die nächste Kultur hinterlässt.

Jedes Jahr anders

Konservierende Landwirtschaft 11 Tipps Für erfolgreiche Gründüngungen Tuesday, 22. March 2022 Da sich artenreiche Gründüngungen je nach Jahr unterschiedlich entwickeln und mal die eine, mal die andere Art dominiert, basiert Merci auf einer Probenahme im Feld. Dazu wird die oberirdische Biomasse der Pflanzen auf einem Quadratmeter (oder auch viel weniger, etwa 1/4 m2, je nach Menge Biomasse) geerntet, nach Art getrennt und das Frischgewicht gewogen. Anschliessend gilt es, die Grammangaben online im kostenlosen Rechner von Merci einzugeben. Modelle im Hintergrund erledigen den Rest.

Das Resultat sind Angaben zu Stickstoff (inklusive dessen voraussichtlicher Mineralisation und Verfügbarkeit), Phosphat, Kalium, Schwefel und Magnesium in der Gründüngung, aber auch deren Futterwert und Beitrag zum Kohlenstoffspeicher im Boden. «Insgesamt dauert die Probenahme etwa 15 Minuten und die Berechnung ist in wenigen Minuten erledigt», schätzt Raphaël Charles. Allerdings kommt für Deutschschweizer hinzu, dass Merci bisher nur auf Französisch verfügbar ist und man daher die Artnamen der Gründüngungspflanzen kennen bzw. übersetzen muss.

Zu viel kann schaden

Der FiBL-Forscher sieht die Bedeutung von Merci vor allem darin, den pflanzenbaulichen Wert der Gründüngung in die eigentliche Düngung einzubeziehen. «Speziell auf grossen Betrieben ist das interessant, weil sich auf grossen Flächen auch kleinere Einsparungen von Düngemitteln finanziell lohnen», erklärt Raphaël Charles. Allerdings werde nicht in allen Kantonen mit Düngungsplänen gearbeitet, in die Merci-Resultate kohärent einfliessen könnten. Trotzdem hätten solche Auswertungen auch einen Wert für kleinere Betriebe – denn ein Zuviel an Nährstoffen behindere ein gutes Pflanzenwachstum und schade der Bodenqualität. Ausserdem gehe damit ein Verlustrisiko einher, etwa durch Auswaschung.

«Wir haben in der Schweiz generell viel Phosphat im Boden», nennt Raphaël Charles ein Beispiel. Gründüngungen, die viel Phosphat zurücklassen, machen daher eine zusätzliche P-Düngung eigentlich überflüssig für viele Ackerfrüchte. Ausser, es folgt eine Kultur mit sehr hohem P-Bedarf wie manche Hackkulturen.

N-Dünger teilweise ersetzen

«Leguminosen liefern über die symbiotische Fixierung grosse Mengen an Stickstoff, der für die Folgekultur verfügbar ist. Die Kenntnis der verfügbaren Menge, aber auch der zeitlichen Verfügbarkeit ist ein sehr nützliches Hilfsmittel», meint Raphaël Charles. Somit seien Leguminosen in Gründüngungen eine gut bekannte N-Quelle und ihre objektive Quantifizierung helfe, einen Teil der N-Dünger zu ersetzen.

Um sinnvolle Resultate via Merci zu erhalten, ist der Zeitpunkt der Beprobung wichtig, denn die Berechnungen zeigen die aktuellen Gehalte in den Pflanzen: «Winterharte Gründüngungen vor Sommerkulturen werden im späten Winter oder im Frühling beprobt», sagt Raphaël Charles. Abfrierende Mischungen sollten hingegen vor dem ersten Frost analysiert werden, um die ganze Biomasse zu berücksichtigen. Ob der Bestand danach gewalzt oder gemulcht wird, spiele keine quantifizierte Rolle. «Die Nährstoffe bleiben in der Biomasse, beziehungsweise im Boden», gibt Charles zu bedenken.

Zwar sind die Methode Merci und die ihr zugrundeliegenden Modelle zur Berechnung in Frankreich entwickelt worden, aber auch mit Schweizer Daten. Und da Pflanzen hierzulande und im Ausland grundsätzlich gleich funktionieren, lassen sich die Ergebnisse auch in der Schweiz problemlos nutzen. Auch ist es möglich, mit Merci-Berechnungen verschiedener Mischungen von unterschiedlichen Parzellen auf dem eigenen Betrieb zu vergleichen.

Bewusst nutzen

«Agronomisch ist es keine Frage, ob sich Merci lohnt, daher empfehle ich es», betont Raphaël Charles. Von Zeit zu Zeit eine Idee vom pflanzenbaulichen Wert einer Gründüngung zu gewinnen, sei immer sinnvoll – um ihre Bezeichnung wörtlich zu nehmen und ihre Düngungswirkung bewusst zu nutzen.

Merci online:www.methode-merci.fr

Platz für Gülle?

Vor dem Winter gilt es, möglichst viel Kapazität in den Hofdüngerlagern zu schaffen. «In Gründüngung eingesetzt ergeben Gülle und Mist dann Sinn, wenn sich die Pflanzen im Wachstum befinden», sagt Raphaël Charles. Im Winter sei das Wachstumspotenzial generell gering und Nährstoffe würden daher kaum aufgenommen. «Aber wenn man keine Wahl hat, dann ist Gülle in einer Gründüngung besser als auf nackten Boden», erklärt der Fachmann zur Situation voller Hofdüngerlager vor den Wintermonaten. Immerhin seien die Bodenbedeckung und die Tragfähigkeit des Untergrunds besser, wenn der Boden bewachsen und durchwurzelt ist. Das wäre demnach aber definitiv eine Notfalllösung