Im März letzten Jahres hat Guido Schildknecht das Präsidium des Vereins Hochstammobstbau Schweiz abgegeben. In dieser Eigenschaft hat er sich als unerschrockener Kämpfer für die Hochstamm-Obstbäume schweizweit einen Namen gemacht – vor allem in den Jahren, als die Bekämpfung des Feuerbrands Schlagzeilen machte.

Um das Überspringen dieser Krankheit auf Niederstammkulturen zu verhindern, sollten von der Krankheit befallene Hochstamm-Obstbäume zwangsgerodet werden. Schildknecht und seine Mitkämpfer wehrten sich mit aller Kraft dagegen. So kämpften etwa Schildknecht und seine Familie bis vor Bundesverwaltungsgericht – und das mit Erfolg – gegen die angeordnete Zwangsrodung von Hochstämmern auf dem bereits an seinen Sohn übergebenen Betrieb in Mörschwil bei St. Gallen.

Hält an Überzeugungen fest

Wenn Guido Schildknecht von etwas überzeugt ist, dann lässt er sich nicht so leicht davon abbringen. Und wenn er findet, dass etwas unternommen werden muss, dann wird er aktiv. So verhielt es sich, als ihm während einer Zugfahrt ein Flyer der Klimaschutzbewegung «My blue Planet» ins Auge stach. Dieser forderte dazu auf, aktiv etwas für den Klimaschutz zu tun.

Mit den Leuten hinter diesem Flyer wollte sich Schildknecht zusammentun. Ihnen wollte er auf einer Führung durch die von ihm und der gesamten Familien gepflegten Obstwiesen zeigen, dass die Bewirtschaftung von Hochstammbäumen auch ein Beitrag zum Klimaschutz ist. Zwar ist diese Führung im ersten Anlauf nicht zustande gekommen. Aber Schildknecht hat die Gelegenheit genutzt, seine Überlegungen zu diesem Thema einem Vertreter der landwirtschaftlichen Medien vorzustellen.

Zahlreiche Pluspunkte

Und unter anderem auf diese Vorzüge der Hochstamm-Kulturen weist Guido Schildknecht hin:
Hochstamm-Obstbäume prägen das Landschaftsbild.

  • Sie geben Feuchtigkeit an die Umgebung ab und beeinflussen das Mikroklima auf eine günstige Art.
  • Gut gepflegte Kulturen sorgen für Obst, aus dem ein guter Most entstehen kann.
  • Diese Früchte sind im Falle der Familie Schildknecht in der nahe gelegenen Mosterei Möhl sehr begehrt.
    Hochstamm-Obstkulturen kommen ohne Herbizide aus, da sie auf Wiesen gedeihen.
  • DDeren Gras kann auf verschiedene Weise genutzt werden.
  • Milchwirtschaft und Obstbau ergänzen sich in idealer Weise.
    Mist ist ein idealer Dünger für Hochstämmer.
  • Hochstamm-Birnbäume kommen ohne Pflanzenschutz aus.
  • Deshalb müsste der Verkauf des wertvollen konzentrierten Birnensafts Birnel gefördert werden.
  • In Obstgärten werden viele alte Sorten gepflegt, was ein Beitrag zur Biodiversität ist.
  • Hochstamm-Obstbäume bieten Lebensraum für viele Tierarten.

Zuständig für Pflanzenschutz

Auf den beiden Obstgärten des an den Sohn übergebenen Betriebs ist der an die 80 Jahre alte Guido Schildknecht zuständig für den Pflanzenschutz. Im einen betreibt er diesen nach den Bio-Richtlinien, im andern auf konventioneller Basis. Man solle diese beiden Methoden nicht gegeneinander ausspielen, sagt Schildknecht. Beide hätten ihre Vorteile. Der Kampf gegen die Blattfallkrankheit Marssonina sei auf biologischer Basis aber schwieriger zu gewinnen, musste er feststellen. Wichtig sei, so Schildknecht, dass der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf ein Minimum reduziert werde.

Beim Rundgang durch die beiden Gärten weist Schildknecht immer wieder auf Hochstammbäume hin, welche den Feuerbrandbefall überstanden haben. Bei der Besichtigung fällt aber auch auf, dass Schildknecht die Wirtschaftlichkeit der Obstgärten wichtig ist. Alte, kranke Bäume, die keinen Ertrag mehr geben, werden ausgeschieden. Ganze Teile des Bestandes bestehen aus Neupflanzungen. Zwölf Jahre alte Bonapfel-, Engishofer- und Boskoop-Bäume stehen da in Reih und Glied und sind eine Augenweide.

Problem zu wenig erkannt

Guido Schildknechts Einsatz gegen die Klimaerwärmung und für die Hochstammbäume wird getragen von einer grünen Haltung und ist gepaart mit einer gewaltigen Portion an traditionellen Werten. Schildknecht ist der Meinung, dass viele Landwirte die Probleme, die mit dem Klimawandel verbunden sind, zu wenig wahrnehmen – obwohl sie besonders von den Folgen betroffen sind. Es fallen die Stichworte «Hitze», «Trockenheit», aber auch «Starkniederschläge».

Deshalb sei es wichtig, dass auch Landwirte ihren Teil zur Reduktion des CO2-Ausstosses leisteten, sagt Schildknecht. So ist er beispielsweise gegen den Einsatz von schweren Landmaschinen, gegen zu grosse Betriebe, generell gegen eine «Vertechnisierung» der Landwirtschaft.

Für kurze Distanzen

Schildknecht plädiert für kurze Distanzen. Auch Landwirte sollen weniger Auto fahren, findet er. Wegen der damit verbundenen Transportwege ist Schildknecht ein vehementer Gegner des Agrarfeihandels – aber auch gegen den Import von Futtermitteln. Die betriebseigene Futterproduktion soll die Basis für die Grösse des Tierbestands bilden, findet Schildknecht. Er plädiert zudem für eine möglichst lokale Verarbeitung von landwirtschaftlichen Produkten und für einen kleinräumigen Lebensmittelhandel. «Auch wir Bauern müssen gegenseitig unsere Produkte kaufen», hält er fest.