Philipp Hafner, Mostobstproduzent aus Lömmenschwil, ist mit seiner Baumschüttelmaschine gerade im Thurgau unterwegs. Er fährt Betriebe mit Hochstammobstbäumen an und schüttelt Äpfel hinunter. «In den vergangenen drei Jahren gab es wenig Mostobst, aber in diesem Jahr sind die Bäume gut behangen.» Das freut ihn. Sein Mostobst liefert er an die Ramseier Suisse AG nach Oberaach und an die Möhl AG in Arbon, die in Lömmenschwil eine Sammelstelle betreibt.

Kein Ernteausgleich

Seit diesem Sommer präsidiert Philipp Hafner das Produktzentrum Mostobst des Schweizer Obstverbands. [IMG 2] Bis zum 21. Oktober wurden an alle am Ernteausgleichssystem beteiligten Mostereien 58'850 t Mostäpfel und 12'272 t Mostbirnen geliefert, die diese dann verarbeitet haben – insgesamt sind dies laut Schweizer Obstverband 15 Mostereien. Vertreter der Mostereien sind im Produktzentrum Mostobst die Mostereien Möhl und Ramseier sowie neu Adi Götschmann von der Fremo Interdrink AG. Bis dato wird kein Preisabzug für das Ernteausgleichssystem bei den Produzenten geltend gemacht. Nach den drei wenig ertragreichen Jahren 2021, 2022 und 2023 braucht es das Mostobst, um die Lager wieder zu füllen.

Mit Re-Sorten unterwegs

Philipp Hafners Namensvetter im thurgauischen Nachbarort Egnach, Philippe Züllig, hat vor drei Wochen die Mostobsternte auf seinem Betrieb abgeschlossen. «Ich habe Niederstammbäume mit schorfresistenten Re-Sorten und konnte in diesem Jahr rund 130 t abliefern», sagt er. Er ist beim Thurgauer Obstverband verantwortlich für das Ressort Mostobst.

«Die Mostobsternte ist im vollen Gang, aber die stärksten Wochen waren die letzte und vorletzte», sagt Züllig und fährt fort: «Wir haben im Thurgau eine sehr gute Ernte, die über den Erwartungen liegt.» Auch mit der Qualität ist er zufrieden. «In unserer Region hatten wir wenig Hagel. Auch haben die Pflanzenschutzbehandlungen gewirkt, sodass wir wenig faule Früchte hatten», sagt er. Durch fehlende Sonnenstunden seien aber die Zuckergehalte tiefer als in den Vorjahren.

In den vergangenen Jahren war das Herbstwetter warm und trocken, der Boden gut befahrbar. Das war in diesem Herbst mit den ständig wiederkehrenden Niederschlägen und dem Nebel anders. «Die Befahrbarkeit der Obstgärten war zum Teil sehr schwierig, aber dank des Grasunterwuchses blieben die Mostäpfel einigermassen sauber», so Züllig.

Mostgeld ist willkommen

Zufrieden mit der Ernte ist auch Ernst Peter aus Kefikon, Präsident des Vereins Hochstammobstbau. Der Betrieb hatte in den vergangenen Jahren viele Bäume neu gepflanzt, die nun anfangen zu tragen. «Wir hatten drei ganz schwache Jahre. Aber dieses Jahr konnten wir die doppelte Menge Mostobst an die Ramseier Oberaach abliefern.» Das Mostobstgeld sei in diesem Jahr willkommen, da es im Ackerbau wetterbedingt nicht gut gelaufen sei. Trotz der vielen Arbeit und der immer gleich bleibenden Preise macht Mostobst der Familie Peter Freude.


Jetzt können die Lager gefüllt werden

«Wir haben bis jetzt eine reibungslose Verarbeitung und freuen uns auf die gute Ernte», sagt Georges Möhl von der Mosterei Möhl. Der Zustand der Mostobstkulturen sei gut bis sehr gut. «Dank der guten Befruchtung im Frühling und der guten Wasserversorgung im Sommer werden wir mit ausreichend Mostobst beliefert», so Möhl. Bis jetzt hat die Mosterei Möhl zirka 23 '000 t Mostobst entgegengenommen – und die Qualität sei sehr gut.

Ramseier konnte Ende letzter Woche 36'000 t Mostobst in Oberaach und Sursee verarbeiten. In der Mosterei Oberaach wurden bisher 26'000 t Mostobst gepresst.» Ramseier sei mit der Qualität des Obstes zufrieden, es verzeichne aber einen tieferen Zuckergehalt als in den Vorjahren. Dadurch werde für die Herstellung von Konzentrat mehr Obstsaft benötigt als üblich. Der daraus resultierende höhere Warenaufwand gehe somit zulasten der Ramseier Suisse AG.

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Auch Geoffrey Kobelt ist mit der Mostobstqualität zufrieden. Der Juniorchef der Mosterei in Marbach meint allerdings, dass der Oechslegrad etwas tiefer sei als gewohnt. «Es fehlten halt Sonnenstunden», so Kobelt. Mengenmässig seien sie auf der Zielgeraden, um die gleiche Menge wie im Rekordjahr 2018 zu verarbeiten. Damals waren es 2000 t. «Im Vergleich zu den zwei grossen Mostereien sind wir ein kleines, dafür feines Familienunternehmen in der fünften Generation», so Kobelt. Die letzten Jahre war Mostobst so knapp, dass Kobelt 2023 auf Import zurückgreifen musste. «Aber mit der diesjährigen Ernte können wir die Lager füllen», sagt er.

Begeistert über die Erntemenge ist Christof Schenk von der Holderhof Produkte AG in Sulgen. Seine Mosterei wurde im September 2022 in Betrieb genommen. 2023 war die Erntemenge schweizweit klein, sodass Schenk bei Bio-Mostobst einen Engpass hatte und für einzelne Kunden importieren musste. Keine Spur davon in diesem Jahr. «Wir nehmen viermal mehr Mostobst und Tafelobstabgang entgegen als im Vorjahr», gibt Schenk Auskunft. Er habe keine Absatzprobleme und werde auf 2025 die Kapazität weiter hochfahren und zu seinen zwei Pressen noch eine dritte anschaffen.