Nein, die Winterweizensorte Runal wird heute nicht mehr viel angebaut. Dabei hätte sie es mehr als verdient: Dieser Ansicht ist Urs Strahm der mit seinem Bruder Beat die Strahm Mühle AG in Münsingen, betreibt. «Für mich ist Runal immer noch eine der besten Getreidesorten, um hochwertiges Backmehl produzieren zu können», sagt Urs Strahm. Aufgrund des hohen Proteingehalts sei die Backqualität dementsprechend gross, schwärmt er.

Grosse Nachfrage

Die grosse Begeisterung von Urs Strahm für Runal-Weizen kommt nicht von ungefähr: «Wir haben diesbezüglich eine grosse Nachfrage nach Runal-Mehl», hält er fest. Die Strahm AG bezieht den Runal-Weizen hauptsächlich von den Bauern aus der näheren Umgebung von Münsingen. «Wir sind regional tätig und möchten regional bleiben», bekennt sich Urs Strahm zu ihrer Geschäftsphilosphie.

Auch Thierry Fischer von der Mühle Fischer AG in Lüscherz BE bevorzugt Getreide mit hohen Proteingehalten. «Nicht nur Runal gehört zu meinen Lieblingssorten, sondern auch Arina», sagt er. Nicht nur der Proteingehalt müsse dabei stimmen, sondern auch dessen Qualität. «Die Sorte Runal erhalten wir von den Bauern leider selten», bedauert der Müller. Die Sorte sei halt Auswuchsgefährdet und habe ein schwaches Ertragspotenzial. «Ich überlege mir, ob ich in Zukunft für Runal einen Mehrbetrag von zwei bis drei Franken pro 100 kg bezahlen soll», hält Fischer fest.

Hört man sich aber bei einigen Getreidebauern um, ob sie Runal-Weizen anbauen, rümpfen viele die Nase: Krankheitsanfällig sei die Sorte. Vor allem Fusarien seien das Problem, tönt es aus der Praxis. Oder dass der Runal Auswuchsgefährdet sei. «Nein, wir säen andere Getreidesorten an», ist der Tenor.

Auf der Sortenliste

Nichtsdestotrotz: Runal, der 1995 in die Sortenliste aufgenommen wurde, wird immer noch auf der Swiss-Granum-Getreideliste in der Klasse Top aufgeführt. Die Standfestigkeit, der Proteingehalt wie auch eine gewisse Mehltauresistenz, gehören zu seinen Stärken. Hingegen gibt es sicher beim Ertrag, beim Braunrost- oder wie gesagt beim Fusarienbefall, bessere Getreidesorten.

Was will der Abnehmer?

Urs Strahm ist sowieso der Ansicht, dass die Getreidebauern vermehrt Rücksicht nehmen sollten, was die Sammelstellen und Müller verlangen. Hingegen versteht er auch, dass die Bauern eine möglichst ertragreiche und problemlose Getreidesorte, welche zudem möglichst noch krankheitsresistent ist, anbauen wollen. Baretta, Montalbano, CH Mara, Molinera oder CH Claro heissen heute die gängigsten Sorten. Runal verschwindet mehr und mehr von der Bildfläche. Die zwei Schweizer Sorten Baretta und Montalbano wurden erst 2018 provisorisch in die Sortenliste aufgenommen. Sie gehören zur Qualitätsklasse Top.

Baretta zeige ein sehr gutes Ertragspotenzial unter Extenso-Bedingungen kombiniert mit einem sehr guten Resistenzprofil gegenüber Krankheiten, schreibt Swiss Granum. Die Backqualität sei sehr gut. Die Sorte habe jedoch ein durchschnittliches Hektolitergewicht und sei anfällig gegenüber Fusarien und Auswuchs. Molinera, Runal und Lorenzo zeichnen sich durch eine hohe Qualität aus. Sie haben allerdings ein geringes Ertragspotenzial sowohl unter Extenso- als auch unter ÖLN-Bedingungen. Sorten wie CH Camedo und CH Nara verfügen über ein interessantes und ausgeglichenes Profil bezüglich agronomischer Eigenschaften wie auch über gute Backqualitäten.

Wichtiges Nahrungsmittel

Für die menschliche Ernährung ist und bleibt Getreide immer noch eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel. Brot, Teigwaren, Reis oder Müesli gehören fast zum täglichen Bedarf. Die Brotgetreidefläche konnte in den letzten Jahren auch konstant bei zirka 82 000 Hektaren beibehalten werden. Die grössten Anbaujahre liegen aber hinter uns: Diese waren von 1940 bis 1945, als noch auf einer Fläche von 140 000 Hektaren Brotgetreide angebaut wurde.