«Wir brauchen ein angemessenes Verhältnis von Futterwiesen und Wildblumenwiesen.» Dafür plädierte der ehemalige Fussballtrainer Hanspeter Latour jüngst an einem Vortrag im bernsichen Bützberg; dies auf Einladung der Interessensgemeinschaft (IG) Natur statt Beton, welche sich gegen die Umfahrung Aarwangen gewehrt hatte.
Vom Fussballtrainer zum Kenner der Natur
Seit seiner Pensionierung ist Latour zum versierten Naturbeobachter und Kenner der Themen Biodiversität und Artenvielfalt der einheimischen Tiere geworden. Er macht deutlich, dass er ohne wissenschaftlichen Hintergrund und frei von Verpflichtungen gegenüber Interessengemeinschaften zu Werke gehe.
Versorgungssicherheit und Naturschutz ist beides nötig
Beim Thema Versorgungssicherheit versus Naturschutz hat Hanspeter Latour ein klares Motto: «Zuversichtlich gemeinsam das eine tun und das andere nicht lassen.» Er sieht sich dabei als Brückenbauer. Die intensive Landwirtschaft als Beitrag zur Ernährungssicherheit sei nötig, ist sich der Redner bewusst. Dennoch brauche es auch ökologisch wertvolle landwirtschaftliche Flächen.
«Ich bin bauernaffin.»
Das sagt Hanspeter Latour von sich selbst. Dennoch nimmt er die Bauern in die Pflicht.
Latour erklärt: «Doch sie könnten mehr mithelfen und Rückzugsmöglichkeiten für die Tierwelt erhalten.» Weideflächen zu schwenten, sei nötig, um einen nahrhaften Bestand an Krautpflanzen zu erhalten, weiss Hanspeter Latour. Er plädiert aber dafür, auch mal Dornen gezielt stehen zu lassen. Denn diese sind etwa für den Neuntöter wichtig, nennt er ein Beispiel aus der Vogelwelt.
Nicht sterile Gärten helfen
Aber nicht nur die Landwirte seien gefragt, um die Biodiversität zu unterstützen. «Bauern brauchen Futter, aber in Gärten kann man die Vegetation wachsen lassen. Dort, wo ihr könnt, macht etwas für die Natur, die Biodiversität», forderte Hans-peter Latour. Statt eines Zauns könne eine Hecke das Grundstück begrenzen. Wer Platz hat, macht einen Steinhaufen und sät eine Wildblumenwiese an. Daneben könne immer noch der Toprasen als Spielfläche dienen. Hanspeter Latour nennt die wichtigsten Elemente in einem naturnahen Garten.
- Diverse Blühpflanzen
- Wasser
- Beeren
- Einheimische Gehölze
- Totholz
- Laubhaufen
- Nisthilfen für Vögel und Insekten
- Steinhaufen
Beim Thema Steinhaufen hat der Redner einen wichtigen Tipp bereit. Es reiche nicht, einfach ein paar Steine auf einen Haufen zu schmeissen, wie das auch gerne von Gärtnern gemacht werde, es brauche mehr.
So wird ein Steinhaufen richtig gebaut
Und so geht es: Ein Loch von zirka 80 Zentimetern Tiefe ausheben. Drainageschicht aus Sand oder Kies einfüllen. Da drauf unterschiedlich grosse Steine aus der Umgebung schichten. Die Zwischenräume dienen Reptilien etwa als frostsicheren Unterschlupf für die Winterruhe.
Der Referent plädiert dafür, dass Gartenbesitzerinnen im Herbst die Gärten nicht klinisch sauber aufräumen. Vögel wie der Dompfaff oder der Stieglitz und auch Insekten seien dankbar dafür.
30 Prozent des Umschwungs ist naturnaher Garten
Wenn Hanspeter Latour einen Vortrag hält, bleibt kein Auge trocken. Gewürzt mit viel Humor, zeigt er zahlreiche von ihm gemachte Fotos. Wer ihm zuschaut, kann sich schwer vorstellen, dass dieser energiegeladene 75-Jährige auch mal stundenlang ruhig an einem Ort verharren kann. Doch das ist nötig, um seine Tieraufnahmen machen zu können. Viele davon entstanden auf seinem grosszügigen Umschwung um sein Haus herum. Dort können zwar auch die Enkelkinder spielen, rund 30 Prozent sei jedoch als naturnaher Garten gestaltet.
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Die roten Listen
Anhand von Zahlen des Bundesamts für Landwirtschaft über die roten Listen zeigte er ein paar bedrohte Tier- und Pflanzenarten auf. Die meisten Tiere auf seinen Bildern gehören jedoch den 59 Prozent nicht gefährdeter Arten an, betonte er. Die 41 Prozent der gemäss der roten Liste gefährdeten Arten sind nur schwer zu beobachten und der Gesellschaft kaum bekannt. «Es ist schwierig, etwas zu schützen, das man nicht kennt und kaum zu sehen bekommt. Oder wer hat zuletzt einen Auerhahn gesehen?», fragte Latour.
Weitere Informationen:
www.hanspeter-latour.ch
www.naturstattbeton.ch