Die feurig orange-roten Ringelblumen helfen bei Hautirritationen, die Blätter des luftigen Spitzwegerichs werden bei Husten eingesetzt, Gelenkbeschwerden können mit der Brennnessel behandelt werden. Dass man Heilpflanzen jeden Tag begegnet, ohne sie bewusst wahrzunehmen, beweist Kurt Altermatt mit seinen Heilpflanzenrundgängen mitten in Städten wie etwa Zürich.
Setze man sich intensiver mit den Pflanzenmerkmalen auseinander, so könne die medizinische Wirkung abgeleitet werden. Dies ist laut Kurt Altermatt ein wichtiger Grundsatz, weshalb er seine Führungen oft mit folgendem Satz beginnt: «Der Körper muss die Handschrift der Pflanze erkennen.» Dies heisst so viel wie: Weiss man nicht, wofür eine Pflanze gut ist, kann man sie auch nicht gezielt einsetzen.
Eigenschaften der Pflanzen
Altermatts Rundgänge haben keinen bestimmten Ablauf. Wenn er an einer Pflanze vorbeiläuft, über die es etwas Spannendes zu erzählen gibt, tut er dies sogleich. Diese Vorgehensweise sorgt für eine angenehme, ungezwungene Stimmung während der Führung. Mit Leidenschaft erzählt er über jede Pflanze, die er findet, ihre Eigenschaften und Wirkung. In diesem Artikel ist nur ein kleiner Ausschnitt von Altermatts Wissen über die vielen verschiedenen Heilpflanzen zusammengefasst:
Schafgarbe: Die Schafgarbe, Achillea millefolium, heisst so, da die Blätter der Pflanze stark gefiedert (aufgespalten) sind. Dieser Aufbau widerspiegelt die menschliche Verdauung. Die Nahrung muss zerkleinert, aufgespalten werden, bevor der Darm sie aufnehmen kann. Somit wird sie häufig bei Verdauungsbeschwerden angewendet.
Wallwurz: Wallwurz oder auch Symphytum officinale hat seinen Namen vom griechischen Wort «symphytos», was so viel wie «zusammengewachsen, geheilt» bedeutet. Die Blätter des Wallwurzes sind stark mit dem Stängel verwachsen. Man kann sie nur schwer vom Stängel abreissen. Diese spezielle Eigenschaft der Heilpflanze gibt Hinweis darüber, dass sie Gewebeverletzungen wieder zusammenfügen kann.
Salbei: Der Echte Salbei (Salvia officinalis), dessen Namen abgeleitet wird von salvare (heilen), kann als Tee bei Magen-Darm-Beschwerden sowie als Creme zum Desinfizieren von kleinen Wunden verwendet werden. Da Salbei wie viele anderen Lippenblütler ätherische Öle enthält, wirkt er entzündungshemmend und wundheilend.
Efeu: Der Efeu (Hedera helix) erhielt seine Bezeichnung von den altsächsischen Wortstämmen «ebah» und «ifig», was beides «Kletterer» bedeutet. Er bildet eine Brücke zwischen dem Unterbewusstsein und dem Bewusstsein. Deswegen hilft Efeu bei Angstzuständen. Wenn wir uns so stark fürchten, kann es uns regelrecht den Atem verschlagen, ein Würgegefühl entsteht. Dieses Gefühl kann mit dem Efeu symbolisiert werden, welcher den Baum beim Hochwachsen umschlingt.
«Es gibt eine Vielfalt von Pflanzenfamilien, gebildet durch Pflanzen, welche alle spezifischen Eigenschaften verbinden», sagt Kurt Altermatt, «dann gibt es noch Pflanzen, die sich atypisch ihrer Familienzugehörigkeit verhalten.» Meistens handle es sich in diesem Fall um eine Heilpflanze.
Warum heilen einige?
Doch was macht eigentlich eine Pflanze zu einer heilenden? «Das extravagante Verhalten könnte daher kommen, dass bei vereinzelten Pflanzen ein Prinzip vorhanden sei, das Menschen im Krankheitszustand fehle, meint Altermatt. Um dies zu verstehen, müsse man sich mit dem genauen Aufbau und Verhalten der Pflanzen befassen, damit die Handschrift erkannt werden kann.
