Da die Bewilligungen vieler alter herbizider Wirkstoffe zurückgezogen oder deren Einsatz stark eingeschränkt wird, nimmt das verfügbare Spektrum an Herbiziden von Jahr zu Jahr ab. Die Gefahr ist gross, dass Unkräuter beim wiederholten Einsatz von Herbiziden gleicher Wirkmechanismen Resistenzen entwickeln. Neben Windhalm ist am häufigsten der Ackerfuchsschwanz (AF) in der Schweizresistent.
Hohe A- und B-Resistenzen
Bisher sind Resistenzen gegenüber fünf verschiedenen Herbizidgruppen festgestellt worden: ACCase-Hemmer (Gruppe A), ALS-Hemmer (Gruppe B), Photosystem-II-Hemmer (Gruppe C1 bis C3) und EPSP-Synthase-Hemmer (Gruppe G). Das Resistenzrisiko gegenüber der Gruppe A und B ist am höchsten.
Bisher habe die Forschungsanstalt Agroscope im Kanton Thurgau eine Resistenz von Windhalm gegenüber Herbiziden der Gruppe A (Fenoxaprop) festgestellt. Resistenzen gegenüber der Gruppe B (Iodosulfuron) wurden im Kanton Waadt, Zürich, Freiburg, Bern und Neuenburgbestätigt.
Ackerfuchsschwanz habe Resistenzen gegenüber den Herbizidgruppen A und B entwickelt. Die ersten wurden im Kanton Genf gefunden. «Im Kanton Zürich haben wir nur die B-Resistenz. Im Kanton Schaffhausen haben sich A- und B-Resis-tenzen etabliert», so Markus Hochstrasser. Auch im Kanton Aargau und im Seeland wurden Resistenzen beobachtet. Mehrfachresistenzen sind ebenfalls möglich.
Nicht gleiche Herbizidgruppen einsetzen
Doch wie entstehen überhaupt Resistenzen? In einem Unkrautbestand gibt es immer wieder einzelne Pflanzen, die durch natürliche Mutation plötzlich Resistenzen gegen ein Herbizid entwickeln. Wird auf dieser Parzelle immer wieder dieselbe Herbizidgruppe verwendet, breitet sich das resistente Unkraut durch natürliche Selektion stärker aus. Um Herbizidresistenzen zu verhindern, sollten möglichst Mittel mit unterschiedlichen Wirkmechanismen eingesetzt werden – der Selektionsdruck wird dadurch reduziert. Markus Hochstrasser empfiehlt, «auch über die Fruchtfolge die Resistenzgruppen, z. B. bei Getreideherbiziden, zu wechseln.»
Konkret heisst das in Wintergerste und früh gesätem Winterweizen:
Im Herbst: Herbizide aus der Gruppe K3 (Flufenacet – z. B. Herold SC) oder K1, K3 (Malibu) oder C2 (Chlortoluron – z. B. Arlit) einsetzen und auf die Gruppen A und B verzichten!
Im Frühjahr: Mittel der Herbizidgruppe A oder B verwenden.
Damit gräserwirksame Herbizide nicht ihre Wirksamkeit verlieren, empfiehlt es sich, diese nur einzusetzen, wenn auch Gräser vorhanden sind. Auch hilft es nicht, die Aufwandmengen zu reduzieren, sagt Markus Hochstrasser. Die bewilligten Mengen müssten eingehalten werden, um eine effektive herbizide Wirkung zu erzielen.
| Ackerfuchsschwanz | Windhalm | |
| Betroffene Gruppe | A, B, C1, K3 | A, B, C2 |
| Betroffene Kulturen | Getreide, Zuckerrüben | Wintergetreide |
| Günstige Kulturen (vielfältige Fruchtfolgen verzögern Resistenz) | Wiesen Raps – Hackfrüchte und Mais | Wiesen Raps Sommergetreide Hackfrüchte und Mais |
| Empfehlung: unterschiedliche Wirkmechanismen | Mechanische Unkrautbekämpfung K1, F1, N (C2, K3) | Mechanische Unkrautbekämpfung K1, K3, C1, F1, N, A |
Quelle: Mittelheft Strickhof ab Seite 109
Zeitpunkt der Ausbringung entscheidend
Bei der Ausbringung von Herbiziden sind die lokalen Witterungsbedingungen nicht zu vernachlässigen. «Bei Trockenheit werden Mittel schlechter von den keimenden Ungräsern aufgenommen. Das wird zu wenig beachtet», weiss der Pflanzenschutzberater.
Bei einer grossen Anzahl von AF im Boden (bis zu 1000 Samen/m2) empfiehlt er den «sehr gut» wirksamen Wirkstoff Flufenacet einzusetzen. Schwächer wirkende wie Chlortoluron würden in solchen Fällen keine ausreichende Wirkung zeigen. Dabei müsse im Vorauflauf bei noch feuchten Bodenbedingungen gespritzt werden. Im Nachauflauf sei der Wirkungsgrad in so stark verunkrauteten Feldern nicht mehr ausreichend.
Reduzierte Bodenbearbeitung födert Ungräser
Im Biolandbau setzt man vermehrt auf den Anbau von Sommerkulturen in die Fruchtfolge oder einer späteren Aussaat im Herbst, um den Bestand von Ackerfuchsschwanz zu schwächen. Auf die reduzierte Bodenbearbeitung wird verzichtet, weil sie Problemunkräuter stärker fördert.
Konventionelle Betriebsformen könnten sich bei den Biobetrieben durchaus etwas abschauen. Denn diese hätten mit der mechanischen Unkrautbekämpfung bereits langjährige Erfahrungen gemacht, so Markus Hochstrasser. «Nur lässt sich Ackerfuchsschwanz mit 1000 Pflanzen/m2 nicht durch Striegeln oder Hacken unter eine schädigende Schwelle drücken, sie haben bei so starkem Druck einen zu tiefen Wirkungsgrad. Es wird bedeutende Ertragsverluste geben», stellt er fest. Bei hohen Bestandsdichten hilft als mechanische Massnahme weiterhin nur der Pflug. Von einer Kombination mechanischer und chemischer Bekämpfungsmassnahmen rät Hochstrasser ab. Sie seien nicht rentabel genug.
Indirekte Massnahme: Vielfältige Fruchtfolge
Als indirekte Massnahme kommt die vielfältige Fruchtfolge ins Spiel. Der Ackerfuchsschwanz keimt im Herbst und Frühjahr. Der Windhalm beispielsweise nur im Herbst. «Frühjahrskul-turen können den AF-Druck schwächen», so Markus Hochstrasser. Es seien Kulturen geeigneter, die spät im Frühjahr gesät bzw. gesetzt werden, wie beispielsweise Mais oder Kartoffeln. Hafer, Erbsen und Zuckerrüben hätten einen grösseren AF-Druck zur Folge. Zwischenfrüchte konkurrieren mit im Herbst keimenden AF-Pflanzen. Bei den Untersaaten reiche die Unkrautunterdrückung gegen AF nicht aus, wie es beispielsweise im Raps der Fall ist.
Was ist also das Non-Plus-Ultra gegen den Ackerfuchsschwanz? Alle Massnahmen, die das Vermehren bzw. das Versamen des Ungrases verhindern, sagt er, wirken sich positiv aus.
Unkrautbekämpfung im Biolandbau
Im Biolandbau kommen mechanische Regulierungs- sowie indirekte Massnahmen zum Einsatz:
- Fruchtfolgen mit viel Winterkulturen begünstigen Ackerfuchsschwanz (AF).
Vermehrter Anbau von Sommerkulturen indie Fruchtfolge kann den AF-
Bestand schwächen.
- AF wird durch reduzierte Bodenbearbeitung stärker gefördert. Bei hohen
Dichten Pflug einsetzen.
- Unkrautkur vor der Saat.
- Frühe Saaten begünstigen Auflaufen und Jugendentwicklung des AF.
Spätsaat im Herbst ermöglicht wirksame Stoppelbearbeitung und begrenzt
AF.
- Hacken statt Striegeln. Mehr Investitionen und Arbeit, Ertrag nicht unbedingt
höher.
Quelle FiBL