Hans Oppikofer hatte die Jubiläums-Generalversammlung von Hochstamm Suisse organisiert – und zwar in seinem Heimatkanton im Thurgau. Punkto Hochstämmer hat der Thurgau als grösstes Obstbaugebiet viel zu bieten. Oppikofer bewirtschaftet den Biobetrieb Mausacker in Egnach. Als 18-Jähriger pflanzte er erstmals einen Hochstämmer. Die Bäume faszinierten ihn, sodass er 1994 zu den Gründungsmitgliedern des Vereins Obstsortensammlung Roggwil gehörte. Der Obstsortengarten mit Führung war der perfekte Auftaktort für die Jubiläumsversammlung.

Dort bei der Obstsortensammlung trafen sich die Mitglieder von Hochstamm Suisse am Samstag, 17. Mai, und konnten an einer Führung durch die Anlage teilnehmen (siehe Box).

Ziel: 5 Prozent Steigerung

Wer einen Ausblick auf die Thurgauer Obstgärten haben wollte, hatte im Mill Tower in Roggwil Gelegenheit dazu. Denn dort, im achten Stock des ehemaligen Getreidesilos, hat man einen herrlichen Rundblick über die Region und die Obstgärten. «Also der beste Ort, um die 25. Generalversammlung durchzuführen», betonte auch Hochstamm-Suisse-Co-Präsidentin Christine Badertscher. Die Mitgliederzahl ist in den vergangenen Jahren im Schnitt um 1,3 % gestiegen und betrug im vergangenen Jahr 1525 Betriebsleiter(innen). «Im Jubiläumsjahr wollen wir die Mitgliederzahl um 5 Prozent erhöhen», sagte Geschäftsführer Pierre Coulin. Punkto Steigerung des Umsatzes mit Hochstamm Suisse zertifizierten Produkten verfolgt man das ebenso ambitionierte Ziel von 5 Prozent.

Finanziell steht der Verein gut da und konnte einen Jahresgewinn von rund 400 Franken erwirtschaften. «Dieser ist klein. Aber wir führen einen grossen Teil der erwirtschafteten Einnahmen den Reserven zu, denn wir haben ein Klumpenrisiko», erklärte Coulin. Damit ist die enge Partnerschaft mit Coop gemeint. Zweck des Rückstellungsfonds, der 2024 mit 438 000 Franken dotiert ist, sei die finanzielle Absicherung bei einem Rückgang der Einnahmen aus den Lizenzgebühren.

Pflanz- und Pflegebeitrag

Eine Erfolgsgeschichte ist das CO₂-Projekt mit Myclimate, das Ende Jahr ausläuft. Dabei erhalten die Landwirte einen Pflanz- und Pflegebeitrag von 105 Franken pro Baum. «Wir sind dabei, ein Nachfolgeprojekt auf die Beine zu stellen», kündigte Coulin an. Das gilt auch für das Biodiversitätsprojekt, das von der Axa unterstützt wird. Dabei werden Q2-Hochstamm-Obstgärten aufgewertet.

Das wichtigste Jahresziel seien aber Mengensteigerungen bei den Rohstoffkategorien Äpfel, Birnen, Kirschen, Zwetschgen und Kastanien. Damit es auch mit dem Absatz klappt, sind im Jahresbudget 2025 Fr. 109 000.– für Marketing- und Kommunikationsmassnahmen eingesetzt. Auch arbeite man stetig daran, neue Absatzkanäle zu erschliessen, so Pierre Coulin.

Auch Wiesen sind Agroforst

Punkto Weiterentwicklung der Agrarpolitik freut sich der Geschäftsführer, dass Agroforst als Massnahme gefördert werden soll. Dabei meldete sich Hans Oppikofer zu Wort und machte auf die traditionelle Unternutzung mit Wiese aufmerksam. Der Verein solle sich dafür einsetzen, dass diese Doppelnutzung auch als Agroforstsystem anerkannt werde.

Hochstamm Suisse plant jährlich regionale Tagungen durchzuführen. Auch hierzu meldete sich ein Thurgauer Mitglied zu Wort und sagte: Wir freuen uns, wenn ihr als Austragungsort wieder in die Ostschweiz kommt – und zwar dort, wo die ‹Post abgeht› und Mostobst im grossen Stil produziert wird.»

Treffpunkt Obstsortensammlung
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Rund 400 alte Sorten wachsen in der Obstsortensammlung Roggwil. Vor der Generalversammlung von Hochstamm Suisse nahmen die Mitglieder an einer Führung durch diese Anlage teil.

Für die Obstsortensammlung ist ein Verein zuständig, der 1994 von 23 Mitgliedern gegründet wurde. Heute zählt er 300 aktive Mitglieder, die verpflichtet sind, an zwei Tagen im Jahr in der Anlage mitzuhelfen. Als Lohn erhalten sie die geernteten Kirschen, Äpfel, Birnen, Zwetschgen und Nüsse. Die Mitglieder stammen nicht nur aus der Region Oberthurgau, sondern kommen auch von weit her. «Wir haben Mitglieder aus den Kantonen Aargau, St. Gallen, Schaffhausen, Appenzell Innerrhoden und Graubünden», erklärte Willi Bischofberger der als pensionierter Meisterlandwirt und Pflanzenschutzberater durch die Anlage führte.