Die BauernZeitung hat sich bei drei grösseren Sammelstellen erkundigt und erste Rückmeldungen zur Ernte 2023 eingeholt. Über die Regionen zeichnet sich ein deutliches Bild.
Hohe HL-Gewichte
Daniel Affolter, Leiter Agrar bei der Landi Bucheggberg-Landshut im Kanton Bern, ist zufrieden mit der bisherigen Weizenernte. «Beim Weizen haben wir bisher schöne Ware angeliefert bekommen. Die HL sind hoch, deutlich über 80.» Beim Protein liege man jedoch gegenüber einem durchschnittlichen Jahr um etwa 1 Prozent tiefer, die Mehrheit der Proben lägen zwischen 12 und 13 Prozent.
Ähnlich zufrieden sei man mit den weiteren Getreiden. Beim Hafer lägen die Erträge im Schnitt zwischen 50 und 55 kg/ha. Beim Dinkel seien bisher ebenfalls gute Posten eingegangen. Weniger positiv ist für Daniel Affolter die bisherige Rapsernte: «Beim Raps schwanken die Erträge der abgelieferten Posten stark.» Die Feuchtigkeit sei jedoch gut. Die meisten der Proben seien mit 6–10 Prozent Restfeuchte abgeliefert worden.
Wenig Mykotoxine
Von ähnlichen Resultate berichtet auch Markus Raschle, Geschäftsführer der Getreide Mittelthurgau AG. Die bisher eingelieferten Posten fielen durch ihr hohes Hektolitergewicht (HL) und gute Fallzahlen auf. Man habe bisher kein Auswuchsgetreide angenommen. Die Erträge seien jedoch gegenüber dem Vorjahr um etwa 10–20 Prozent tiefer, dafür praktisch ohne Mykotoxine.
«Beim Raps wurden heuer etwa 30–40 ha verhagelt, und wir beobachten hier ebenfalls eine grosse Bandbreite an Erträgen, die abgeliefert werden», so Raschle zum Raps. Starke Ertragsschwankungen sehe man auch bei den eingelieferten Dinkelposten. Bei den Eiweisserbsen habe man ein sehr schlechtes Jahr hinter sich. Einzig der Hafer habe die Wetterschwankungen zu kompensieren vermocht und danke mit erfreulichen Ergebnissen.
Das Wetter muss halten
Beim Bioweizen präsentiert sich ein ähnliches Bild. «Wir haben ein relativ gutes Jahr, die HL sind gut, deutlich über 80, beim Protein haben wir aber viele Schwankungen» kommentiert Eric Droz, Geschäftsführer der Alb. Lehmann Bioprodukte AG aus dem st.-gallischen Gossau.
Für den weiteren Ernteverlauf komme es aber nun drauf an, wie das Wetter mitspiele. Bioweizen wird gegenüber konventionellem Weizen eher später gedroschen, und für die nächsten Tage seien Gewitter angekündigt.
Bisher sei die Ernte jedoch ruhig und nach Plan abgelaufen, und man sei hier auch eingerichtet und darauf vorbereitet, den einen oder anderen Posten bei Bedarf nachzutrocknen, so Eric Droz.
Bisheriges Fazit
Bei Weizen und Raps präsentiert sich heuer ein gemischtes Bild. Es gibt wie immer Gewinner und Verlierer.
Wie es aussieht, liegen beim Weizen die HL, die Fallzahl und der Gehalt an Mykotoxinen klar auf der Gewinnerseite. Bei Letzterem profitierte der Weizen vom trockenen Wetter. Darunter haben jedoch wiederum die allgemeinen Erträge und der Proteingehalt gelitten. Beim Raps, scheint es, gibt es dafür dieses Jahr mehr Verlierer. Wegen der schlechten Witterung, aber auch wegen des Wegfalls an Mitteln wiesen die angelieferten Rapsposten deutlich höhere Ertragsschwankungen auf. Die Verunkrautung beziehungsweise der Besatz an Durchwuchsgetreide ist beim Raps ebenfalls höher. Eine zusätzliche Herausforderung für die Sammelstellen und Drescher ist auch, dass bei beiden Kulturen die Ernte zusammenfiel.
