«Wir setzen auf Schweizer Holz und wollen ein langfristiger und zuverlässiger Abnehmer von Rundholz für die Waldeigentümer sein, der das Holz termingerecht abholt und pünktlich zahlt. Ich brauche aber eine Liefersicherheit», erklärte George Kuratle an der Präsidentenkonferenz der Luzerner Waldorganisationen.

Waldeigentümer beteiligt

Der Senior-Chef der international tätigen Kuratle Group, welche Gesamtlösungen rund ums Holz anbietet, hat die Firma vor Jahren an seine drei Kinder übergeben und kümmert sich nun um den Projektaufbau der Swiss Timber Production AG STP, wie das Unternehmen heissen soll. Für das geplante grosse Holzverarbeitungswerk wurde vor einem Jahr bereits 6,5 ha Industrieland in Full AG gekauft, durch die Full Property AG, zu je 50 Prozent im Besitz der Kuratle Gruppe und der Raurica Wald AG.

Über diese Beteiligung des Unternehmens der Waldeigentümer in der Region Nordwestschweiz, welches in den Bereichen Energieholz, Stammholz, Altholz sowie Hacken und Transport tätig ist, orientierte Germann Wiggli. «Wir wollen uns an innovativen Projekten und Firmen im Bereich der Holznutzung beteiligen.» Ziel sei ein besserer Absatz für Stammholz für die Waldeigentümer.

«Ich setze auf Schweizer Holz, brauche aber eine Liefersicherheit.»

George Kuratle, Projektleiter von Swiss Timber Production AG.

Import verdrängen

Kuratle wies darauf hin, dass mit diesem Projekt die Wertschöpfung aus Holz in der Schweiz verbessert werden soll.

Allein die Kuratle Group brauche jährlich 140'000 m3 Holzprodukte, und Kunden würden sich beklagen, sie bekämen Produkte nicht zeit- und preisgerecht. Es würden eben zu wenig Holzprodukte in der Schweiz produziert, schlicht weil die Werke nicht vorhanden sind, das Potenzial aber da wäre. Das soll mit dem geplanten Werk ändern.

Moderne Holzbaustoffe

100 Millionen Franken sollen investiert werden in ein hochautomatisiertes Produktionswerk mit innovativer Anlage- und Industriegebäudetechnik, wie es in einer Medienmitteilung heisst. Hergestellt werden soll ein breites Sortiment von Holzbaustoffen, man konzentriere sich auf verleimtes Konstruktionsholz. Und neben Nadelholz sollen auch Buchen verarbeitet werden.

Genutzt würden sämtliche Anteile eines geschnittenen Baumes, zuerst gesägt, dann weiter verarbeitet. Die Reststoffe wie Rinde und Späne sollen im firmeneigenen Kraftwerk zu Wärme und Strom umgewandelt werden. Auch eine Pelletproduktion ist vorgesehen, und die Gebäude werden mit PV-Anlagen belegt. Die Transportwege für das Holz sollen möglichst kurz gehalten werden, im Vordergrund stehe der Bahntransport, sagte Christian Käser von der Kuratle Group, welcher das Projekt vorstellte.

Wunschvorstellung von George Kuratle wäre, bereits im Jahr 2027 mit dem neuen Werk in Betrieb zu gehen. Derzeit werde der Businessplan erarbeitet und bis Ende Januar der Investorenplan. Nach der Ausführungsplanung werde noch im 2024 die Baubewilligung angestrebt, danach wird mit einer Bauzeit von zwei Jahren gerechnet.

Grosser Holzbedarf

Der Holzbedarf sei gross. Im Einschichtbetrieb würden jährlich 130'000 m3 Holz verarbeitet, Ziel sei in den folgenden Jahren die Ausdehnung auf einen Zweischichtbetrieb und somit ein Jahresbedarf von weit über 200 000 m3 Schweizer Rundholz.

Zum Vergleich: Der jährliche Holzschlag im Kanton Aargau beträgt rund 400'000 m3. Die Belieferung allein aus einem Kanton reiche nicht, deshalb suche er Lieferanten aus einer weiteren Region, meinte Kuratle zu seinem Promotionsauftritt bei den Luzerner Waldeigentümern.

Killerkriterium sei die Beschaffung von genügend Schweizer Holz. Sonst müsste das halt vom Schwarzwald geholt werden, «obwohl das dort ein Viertel teurer als hierzulande ist», meinte Kuratle. Dank der Grösse des Werkes und kurzen Transportwegen sei er überzeugt, Schweizer Bauholz in einem Schweizer Werk zu europäisch konkurrenzfähigen Preisen produzieren zu können. Ein Teil soll exportiert werden.

Preis muss stimmen

Die Präsidenten der Waldorganisationen wiesen darauf hin, dass genügende Holzbelieferung vom Preis abhänge. Grundsätzlich sei es sehr zu begrüssen, dass mehr Schweizer Holz verarbeitet und importiertes Bauholz verdrängt werde. Aber auch der Transport mit der Bahn sei eine Knacknuss. Für Unternehmer Kuratle sind Probleme da, um gemeinsam gelöst zu werden. Er zähle auf einen positiven Geist der Schweizer Waldeigentümer und langfristige Partnerschaft.