«Ein guter Boden ist eine wichtige Grundlage für meine Arbeit.» Diese Ansicht vertritt Anselm Stampfli, gelernter Gartenbauer mit Fachausweis und Landwirt EFZ aus Aeschi im Kanton Solothurn. Aus diesem Grund war es ein logischer Schritt, beim Ressourcenprojekt Humus seines Wohnkantons teilzunehmen. «Ich habe von Beginn weg mitgemacht», erklärt der Landwirt. Er nahm zunächst an einer Umfrage teil, besuchte später einen Informationsanlass am Bildungszentrum Wallierhof in Riedholz und schrieb sich sogleich für den Arbeitskreis (AK) Humus ein. Mitglieder sind allesamt Teilnehmer des Humusprojekts, die sich im AK über ihre Erfahrungen austauschen.

Das Humusprojekt

Im Herbst 2017 haben das Solothurner Amt für Landwirtschaft, das Amt für Umwelt und der Solothurner Bauernverband das Ressourcenprogramm Humus lanciert. Ziel ist es, Be­wirtschafter(innen) für die Bedeutung des Humus' für fruchtbare Acker­böden zu sensibilisieren und mit konkreten Massnahmen den Humusaufbau zu fördern. Zudem wird auch das Wasserspeicher­vermögen der Böden verbessert. Für die angemeldeten Massnahmen gibt es Beiträge.

Projekt läuft 2023 aus

«Für die teilnehmenden Landwirte läuft das Humusprogramm noch bis September 2023. Bis dahin müssen sie ihre Eingaben im Humusbilanz-Tool sowie die umgesetzten Massnahmen für das sechste und letzte Projektjahr machen. Die wissenschaftliche Begleitung des Projekts (durch die HAFL) läuft noch zwei Jahre länger.» Dies erklärt Jennifer Jauch, Projektleiterin Natürliche Ressourcen beim Amt für Landwirtschaft. Danach sollen der Boden und Humusaufbau weiterhin thematisiert werden, etwa an Flurbegehungen.

Erkenntnisse aufbereiten

Aktuell werden die neusten Erfahrungen/Erkenntnisse aufbereitet, um in geeigneter Form den Teilnehmenden sowie allen Interessierten zur Verfügung zu stellen. Eine neue Website sei gerade im Aufbau. 

Rasche Bodenabdeckung

Bei der Betriebsübernahme des Hofes von seinen Eltern Franz und Margreth Stampfli war dem Jungbauern klar, dass er auf dem Erstberuf als Gartenbauer weiterarbeiten wolle. Daher stellte er den Betrieb um und gab die Milchproduktion auf. «Mit dem Wegfall der Hofdünger wurde das Thema rund um das Humusprojekt gleichzeitig aktuell.» Mit Gründüngung hatte bereits der Vater gearbeitet. Aber Untersaaten lernte Anselm Stampfli erst durch das Projekt kennen. Seit drei Jahren baut er nun Sonnenblumen mit Untersaat in Kombination mit Herbizidverzicht an. Bei Weizen und Raps verfährt er seit zwei Jahren so. «Die zwei Sachen Untersaat und Herbizidverzicht ergänzen sich gut», ist er überzeugt. Wichtig ist ihm allerdings: «Bei der Massnahme Gründüngung will ich die Gründüngung möglichst rasch nach der Ernte der Vorkultur in den Boden bringen. Die frühe Saat ist wichtig, damit sie sich möglichst lange entwickeln kann. Aber auch der Boden soll möglichst kurz brach liegen.»

Die künftige Betriebsausrichtung entscheidet

Das Projekt geht nächstes Jahr zu Ende. Wie geht es dann bei Anselm Stampfli weiter? «Die Gründüngung stellt mich zufrieden und die werde ich auch weiterhin anwenden. Ich sehe den Nutzen, und dass es dem Boden gut tut.» Auch die Untersaat kombiniert mit dem Herbizidverzicht bringe einen Nutzen. «Bei intensiver Produktion sieht das aber bereits wieder anders aus», weiss  er. Ob er diese Massnahme daher weiterhin anwende, komme ganz darauf an, wie er den Betrieb künftig ausrichten werde.

Von Anselm Stampfli angewandte Massnahmen und Umsetzung sowie Vor- und Nachteile

Von den möglichen Massnahmen, die das Humusprojekt den Teilnehmenden bietet, hat Anselm Stampfli zwei angemeldet.
Gründüngung: Seit Beginn wendet Anselm Stampfli die klassische abfrierende Gründüngung als Massnahme an. Später kam dann auch noch die Gründüngung vor der Winterkultur dazu. Die Erfahrungen mit Gründüngung und deren Bodenbedeckung seien gut. Sie wird er auch nach Projektende beibehalten. Wichtig sei jedoch, dass mit einer Mischung gearbeitet werde. Egal, wie das Wetter komme, irgendwas setzt sich durch. Dies sei eine Absicherung gegenüber der Einzelsaat.

Anselm Stampfli ist aber wichtig, die Gründüngung nicht um jeden Preis einzuarbeiten. Der Trend gehe zwar Richtung einfräsen. Doch ihm behagt das Benützen einer Biofräse nicht. Er ist der Ansicht, dass damit bestehende Bodenlebewesen und die Struktur geschädigt werden. Das Einarbeiten mit Grubber oder Scheibenegge sei schonender.
Dass diese Meinung nicht alle seiner Berufskollegen teilen, ist er sich bewusst. Als kleinen Negativpunkt von Gründüngungen bezeichnet Stampfli, dass bei einigen Mischungen Durchwuchsprobleme entstehen können. Abfrierende Mischungen seien dagegen sehr gut geeignet, da sie meist zuverlässig abfrieren.

Untersaat: Untersaaten wendet Anselm Stampfli seit drei Jahren an. Er kombiniert sie mit dem herbizidlosen Anbau. Bei den Sonnenblumen könne die Variante gleichzeitiges Säen oder Säen nach dem Auflaufen gewählt werden. Stampfli hat sich klar für letzteres entschieden. Er gibt der Hauptkultur so Vorlauf, macht eine Unkrautbekämpfung und sät dann die Untersaat ein. Dies bedinge zwar mehr Durchfahrten, was nebst den Saatgutkosten ein grosser Negativpunkt sei.

«Ich frage mich, wie wirtschaftlich es ist, wenn doch das landwirtschaftliche Produkt im Vordergrund stehen soll.» Positiv sei die Unkrautunterdrückung, und dass die Zwischenreihen abgedeckt werden. «Nach Ende des Projekts muss ich dann gut über die Bücher gehen, rechnen und jede einzelne Kultur überprüfen. Wie viel bringt das dem Boden wirklich?» Jedoch sei der Kosten-Nutzen-Faktor schwierig zu berechnen, so Anselm Stampfli. [IMG 2]

Das Ziel auf dem eigenen Betrieb ist erreicht

Wurde das Projektziel Humusaufbau auf dem Betrieb von Anselm Stampfli erreicht? «Ich würde sagen ja», erklärt er und fährt weiter: «Es ist eine gute Sache, da ich keinen eigenen Hofdünger habe.» Auch Ernterückstände lässt er auf dem Feld zurück. «Ich will den Boden nicht nur ausbeuten, sondern ihm auch was zurückgeben», betont er. Er ist sich sicher, dass die extremen Wetterbedingungen künftig zunehmen werden. Daher will er intakte und stresstolerante Böden haben, damit diese mal Trockenheit oder dann auch viel Nässe kompensieren können. Anselm Stampfli ist nicht der Tierhalter, sondern eher pflanzenorientiert, wie er von sich selbst sagt. Aus diesem Grund hatte er zunächst einen anderen Beruf gelernt.

Tierhaltung muss für ihn persönlich nicht sein

Er habe zuerst erkennen müssen, dass es auch noch andere Betriebsformen gebe, als den klassischen gemischten Betrieb mit Tierhaltung und Ackerbau. Erst als er sich dessen bewusst war, kam für ihn die Zweitausbildung zum Landwirt EFZ in Frage. Nun vereint er seine beiden Berufe, einerseits die als Gartenbauer und die als Landwirt auf seinem eigenen Betrieb, den er 2018 übernommen hatte.

Betriebsspiegel Gallishof

Betriebsleiter und Familie: Anselm Stampfli, die pensionierten Eltern Franz und Margreth Stampfli helfen weiterhin mit.
Ort: Aeschi SO
Ackerfläche: 19 Hektaren
Betriebszweige: Ackerbau, Direktvermarktung
Nebenerwerb: 80 %-Pensum als Gartenbauer
Kulturen: Winterweizen, Wintergerste, Raps, Mais, Sonnenblumen, Konservenerbsen. Daneben etwas Karotten, ­Kürbis, Süsskartoffen, Kartoffeln, Eier, Nieder- und Hochstammobst Kirschen, Pfirsiche, Nektarinen, Zwetschgen, Mirabellen, Quitten, Äpfel und Birnen auf 35 Aren, alles zur Direktvermarktung.
Bodentypen: Mittelschwere Lehmböden und ­Moorböden