"Bei uns im Aargau wachsen noch die meisten Erdbeeren im Boden", betonte Willi Staubli, Präsident des Vereins Aargauischer Beerenpflanzer. Er und weitere Vorstandsmitglieder orientierten letzte Woche zum Saisonstart die Medien über aktuelle und zukünftige Anbauverfahren. Mit dabei auch Regierungsrat Markus Dieth, der sich beeindruckt zeigte vom sorgfältigen Umgang der Bauern mit der Natur und der hohen Professionalität bei dieser arbeitsintensiven Kultur. Er wies darauf hin, dass die Bauern eben nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch produzieren müssten.
Keine Verschandelung
Da brauche es auch den Einsatz von Technik, so mit den bereits weit verbreiteten Folientunnels. Die gaben vor einigen Jahren bei der Bevölkerung noch einiges zu reden. Aufgrund intensiver Aufklärungsarbeit höre man aber kaum mehr Kritik wegen "Verschandelung der Landschaft", zumal diese Folientunnels nur während drei bis vier Monaten auf den Feldern stehen. Man könne in der Schweiz nicht alles verbieten, schliesslich soll zumindest ein Teil der Lebensmittel noch hier produziert werden, meinte Regierungsrat Dieth.
Hohe Qualitätsansprüche
Weniger Pflanzenschutzmittel, mehr Erntesicherheit auch wegen klimatischer Einflüsse, konstante hohe Qualität und eine längere Erntedauer: Dies seien die Vorteile solcher Folientunnels, betonte Willi Staubli. "Ohne geschützten Anbau geht es künftig kaum mehr". Seine Erdbeerenfelder in Muri sind allerdings nur teilweise so geschützt, ein wesentlicher Anteil sind noch Freilandkulturen. Bei der Begehung im Feld wurde den Medienleuten allerdings aufgezeigt, was die Folgen sind: Es gab einige Frostschäden, und die nassen Tage der letzten Wochen haben auch ihre Spuren hinterlassen. Einige Früchte waren angefault, während jene unter Folien makellos waren, weil vor der Witterung geschützt. Schweizweit sind bereits 34 Prozent der Erdbeerfläche mit einem Witterungsschutz versehen.
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Substratanbau nimmt zu
Künftig würden Beeren nicht nur unter Folien, sondern statt direkt im Boden auf Substrat produziert. Diese Anbauform werde zunehmen, meinte Markus Wietlisbach, Vorstandsmitglied und Erdbeerproduzent in Dottikon. Schon heute gibt es schweizweit 93 ha Substratkulturen. Damit würden
wohl aber auch die raumplanerischen Diskussionen zunehmen bei dieser «bodenunabhängigen» Produktion, ganzjährig unter Folien. Geschützter Anbau heisse allerdings auch Ressourcenschonung und weniger Krankheitsdruck, betonte Wietlisbach.
30 verschiedene Sorten
Im Aargau werden von den 40 Mitgliedern der Beerenvereinigung rund 43 Hektaren angepflanzt. Jede elfte Erdbeere komme somit aus dem Aargau, die Schweizer Anbaufläche beträgt rund 510 ha.
Nur jede dritte konsumierte Erdbeere ist allerdings in der Schweiz gewachsen. Und ohne geschützten Markt – seit Mitte Mai ist der Import kontingentiert – hätten Schweizer Beeren keine Chance, erklärte Staubli.
"Ohne Grenzschutz keine Chance."
Willi Staubli, Präsident Aargauer Beerenpflanzer
Auch ein höherer Inlandanteil sei unrealistisch, gleichwohl steigen die Qualitätsanforderungen an diese Tagesfrucht. Deswegen brauche es den geschützten Anbau.
Staubli wies darauf hin, dass in Polen Erdbeeren zu zwei Euro pro Kilo produziert werden, hier liegen die Kosten bei sechs Franken. Der Transport aus dem Ausland falle kaum ins Gewicht, zehn Rappen pro Kilogramm macht dieser aus. Im Aargau wachsen rund 30 verschiedene Erdbeersorten. Erwartet wird übrigens eine gute und wegen den bisher kalten Wochen eher lange Ernte ohne ausgeprägte Spitze.