Peter und Hansueli Gysel hatten das spektakulär angedacht. An der Flurbegehung sollte es nebst vielen Infos zu Direktsaat und Gründüngungen auch einen Posten 4 geben mit Motocross-Seitenwagenfahren im Stoppelfeld. Der vierfache Seitenwagen-Motocross-Weltmeister Hansi Bächtold aus Schleitheim stand mit seinem Gefährt in den Startlöchern.
Experten vor Ort
Aber der Wetterbericht hatte nach den heissen Tagen in den vergangenen Wochen Gewitter angekündigt – und so kam es denn auch. Der Regen, in dieser Gegend ansonsten sehr rar, verunmöglichte den Posten 4. Die Fachkompetenz in Sachen Direktsaat und Konservierende Landwirtschaft war am Flurgang indes nicht zu überbieten. Angereist waren Reto Minder (Präsident Swiss No-Till) und Wolfgang Sturny (Vorstand Swiss No-Till).
Umstellung braucht Jahre
Daniel Iten (GVS) stellte an den Versuchsflächen der Brüder Gysel Gründüngungsmischungen vor, was nebst Direktsaat mit dem System Immergrün ein Hauptpfeiler der Konservierenden Landwirtschaft ist. Lena Heinzer vom Landwirtschaftsamt des Kantons Schaffhausen ergänzte mit den Informationen über den neuen Produktionssystembeitrag «Angemessene Bedeckung des Bodens».
Dominique Flury, Landwirt aus dem Kanton Solothurn, gab Tipps, wie man die Bodenbedeckung in der Fruchtfolge maximieren könne. Eine Umstellung brauche Zeit (manchmal Jahre), Geduld und man müsse überzeugt von seinem Tun sein.
Das sind Peter und Hansueli Gysel, und zwar von Beginn weg. Sie schafften vor 25 Jahren ihre erste John-Deere-Direktsaatsämaschine an. Diese Sämaschine ist auch heute noch im Einsatz, allerdings mit einem Krummenacher-Aufbau, der beim Säen Schneckenkörner streut. «Schnecken sind eine Plage in der Direktsaat. Weil der Boden nicht bearbeitet wird, breiten sie sich ungehindert aus», sagte Hansueli Gysel. Die Brüder waren auch fix mit der Bodenbedeckung. Die Untersaatmischung säten sie am 23. März ins Getreide, die übrigen Gründüngungen waren zwischen dem 20. Juni und 17. Juli im Boden. «Wenn es hier richtig regnet, dann geht die Post ab», sagte Daniel Iten. Was nach dieser niederschlagsreichen Woche auch in Wilchingen der Fall war.
Die Vorteile von Direktsaat und Gründüngungen liegen für Gysels auf der Hand. Die Wasserhaltekapazität des Bodens ist grösser. Die bewachsene Fläche bremst den Auffall der Regentropfen ab – dadurch entsteht weniger Erosion. Dank der Gründüngungen wird der Boden ständig gefüttert. Das steigert die mikrobiellen Aktivitäten und die Bodenfruchtbarkeit. Bodenverdichtungen gibt es kaum und sparen erst noch Maschinen- und Dieselkosten», so Hansueli Gysel weiter.
Raps mit Saatbeet
Einen Kompromiss machen Gysels: Raps säen sie in eine bearbeitete Parzelle. «Aber», sagte Hansueli Gysel, «bei dieser Trockenheit können die Rapssamen sowieso nicht keimen, sodass wir uns überlegen, Raps auch mit Direktsaat einzusäen.»
«Wir sind beeindruckt»
[IMG 2] Die «Was Gysels heute Abend geboten haben, war sensationell», sagte Reto Minder, Präsident von Swiss No-Till. Nicht nur er war beeindruckt, sondern auch 30 Landwirte, Berater, Fachleute und Professoren aus Slowenien. Alle von ihnen sind Mitglied der slowenischen No-Till-Organisation und waren nach einem Besuch auf der Dauerbeobachtungsfläche Oberacker in Zollikofen BE, von Reto Minders Direktsaatbetrieb in Jeuss FR und dem Biobetrieb von FiBL-Berater Dani Böhler in Mellikon AG auch Gäste an der Flurbegehung der Familien Gysel. «Die Landwirtschaft in der Schweiz ist vergleichbar mit unseren Strukturen in Slowenien», sagte Rok Mihelic, Präsident des slowenischen Verbands, und weiter: «Das, was wir hier gesehen haben, motiviert uns, die Konservierende Landwirtschaft in Slowenien weiter voranzutreiben.»