Die Spritzeinsätze gegen den Japankäfer mit dem Wirkstoff Acetamiprid fanden vergangene Woche in Kloten statt – nicht wie geplant am Mittwoch, sondern am Donnerstag. «Wir hatten Glück und konnten die Trockenperiode zwischen Donnerstag und Freitag voll nutzen, um den Insektizideinsatz durchzuführen und am Freitagnachmittag abzuschliessen. Beteiligt waren 80 Zivilschützer und 35 Fachpersonen», sagt Wolfgang Bollack von der Baudirektion des Kantons Zürich.

Wartefrist einhalten

Die Betroffenen im Befallsherd hätten fast alle verständnisvoll und kooperativ reagiert, nachdem man ihnen den Sachverhalt geschildert habe, sagt Bollack weiter. Fragen betrafen vor allem die Schädlichkeit des Mittels für Menschen und Haustiere sowie den Umgang mit behandelten Gemüsen und Früchten.

Laut der Fachstelle für Pflanzenschutz sei bei sachgerechter Anwendung das Insektizid nicht schädlich für Menschen und Säugetiere. Man müsse aber eine Wartefrist von drei Wochen für den Konsum von Gemüse, Früchten und Beeren einplanen.

Nun laufen keine Spritzteams in Schutzanzügen mehr herum, aber die Überwachung wird verstärkt und die vom Kanton verfügten Massnahmen sind weiterhin einzuhalten.

Bewässern verboten

Weiterhin gilt für das gesamte Gebiet der Stadt Kloten ein Bewässerungsverbot für Rasen- und Grünflächen bis Ende September. Das ist wichtig, da die weiblichen Käfer ihre Eier in nassen Böden ablegen.

Angrenzend an diese Befallszone befindet sich eine fünf Kilometer breite Pufferzone. Das betrifft die Gemeinden Bachenbülach, Bassersdorf, Brütten, Wangen-Brüttisellen, Bülach, Dietlikon, Dübendorf, Embrach, Glattbrugg, Höri, Lindau, Lufingen, Niederglatt, Niederhasli, Nürensdorf, Oberembrach, Oberglatt, Opfikon, Regensdorf, Rorbas, Rümlang, Wallisellen, Winkel und Zürich.

Beeren und Früchte

Grüngut, Kompost, Pflanzen mit Wurzeln in Erde oder organisches Substrat und Bodenmaterial dürfen nicht aus dieser Pufferzone transportiert werden. Das in der Allgemeinverfügung erwähnte Verbot zur Verschiebung von «Pflanzenmaterial» schliesse laut der Strickhof-Fachstelle Spezialkulturen das Erntegut (z. B. Früchte oder Beeren) auf Betrieben nicht mit ein. Geerntete Früchte können weiterhin frei in andere Gemeinden verschoben werden.

«Trotzdem bitten wir eindringlich darum, höchste Aufmerksamkeit darauf zu verwenden, dass keine blinden Passagiere mit den Früchten verschoben werden», schreibt Obstbauberater David Szalatnay im Strickhof-Newsletter.

[IMG 2] «Die Unsicherheit bleibt», sagt Martin Streit, Umwelt-Berater vom Zürcher Bauernverband.
«Man hat immer gehofft, dass sich die Verbreitung des Japankäfers auf den Süden beschränkt und er sich nördlich der Alpen nicht wohlfühlt. Diese Hoffnung hat sich jetzt leider zerschlagen. In Kloten beschränkt sich der Befall des Japankäfers vor allem auf den 2-km-Radius im Siedlungsgebiet. Die Landwirtschaft ist bis jetzt nicht direkt betroffen. Aber die Unsicherheit ist zurzeit gross, dass dieser Käfer irgendwo und irgendwann wieder auftritt – nicht nur im Kanton Zürich, sondern schweizweit. Wenn im schweizweiten Überwachungsnetz Japankäfer in den Fallen gefangen werden, muss umgehend reagiert werden. Die Gefahr für die landwirtschaftlichen Kulturen ist gross.»

Für nächste Woche plant Hagen Thoss, Strickhofberater Obstbau, einen Newsletter, um die Beerenproduzenten zu sensibilisieren. «Es ist bekannt, dass Beeren, vor allem Brombeeren, zu den bevorzugten Wirtspflanzen des Japankäfers zählen», sagt Thoss. Allen Schadbildern des Japankäfers sei gemein, dass der Frass nicht nur am Blattrand vorhanden ist, wie beispielsweise bei Schäden durch einen Dickmaulrüssler, sondern Löcher zwischen den Blattadern heraus gefressen werden.

Zürich und schweizweit alle Kantone überwachen im Auftrag des Bundes ständig mögliche Vorkommnisse des Japankäfers. Laut dieser Überwachung handelt es sich bei der Population in Kloten bisher um die einzige dieser Art auf der Alpennordseite. Im Kanton Zürich ist die Fachstelle Pflanzenschutz des Strickhofs dafür verantwortlich und hat ihre Überwachungsaktivitäten im ganzen Kanton verstärkt.

Käfer im Gefrierfach abtöten

Eine gute Übersicht zum Japankäfer gibt das Merkblatt «Helfen Sie mit, die Schweiz vor dem Japankäfer zu schützen» auf der Homepage des Strickhofs. Wer einen Japankäfer entdecke, solle ihn einfangen, in ein verschlossenes Glas stecken und über Nacht im Gefrierfach deponieren und erst danach mit dem Kehricht entsorgen. Ein Foto des Käfers mit Angaben zum Fundort soll man zudem an japankaefer(at)strickhof.ch schicken.

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