Wenn die Stärke im Korn eingelagert ist und der TS-Gehalt der Gesamtpflanze zwischen 29 und 34 % liegt, röhren die Maishäcksler wieder. Doch auf welcher Höhe trennt das Gebiss des Häckslers die Maispflanze von ihrem stoppeligen Fundament?
«Da geht niemand messen, aber das ist ein wichtiges Thema», weiss René Bünter, Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Silowirtschaft (SVS). Je tiefer man schneidet, desto höher der Rohfaser- und Rohaschegehalt und umso weniger Stärke gelangt verhältnismässig schlussendlich in die Maissilage. «Das reduziert die Siliereignung von Anfang an.» Umgekehrt steigt der Zuckeranteil, wenn der Silomais auf einer empfohlenen Höhe von 20 bis 30 cm geschnitten wird. «So erzielt man energiereichen Powermais mit einem tiefen RF-Gehalt.» Entscheidend sei aber die parzellengenaue Ausgangslage.
Gute Verdichtung erzielen
Ist die Schnitthöhe einmal eingestellt, folgt die Definition der Häcksellänge. Die KWS schreibt: Aus ernährungsphysiologischer Sicht soll eine höhere Häcksellänge den Strukturwert verbessern. Hingegen lässt sich lang gehäckselter Silomais weniger gut verdichten und Probleme mit Nachgärungen sind die Folge. Die oft hervorgehobenen Vorteile längerer Häcksellängen bei Silomais und deren bessere Strukturwirksamkeit bei der Fütterung der Hochleistungskuh konnten in verschiedenen Versuchen nicht bestätigt werden. Der Saatgutzüchter fasst zusammen: Im optimalen Stadium sollte man den Silomais bei 6 bis 8 mm häckseln. Je trockener der Mais ist, desto kürzer häckseln, damit er sich gut verdichten lässt.
Wann geschieht all das? Um den richtigen Erntezeitpunkt von Silomais zu ermitteln, kann das Onlinetool von Agroscope helfen. Das Tool stützt sich auf die Methode der Wärmesummen. Dabei werden ab dem Saattermin bis zum aktuellen Datum die täglichen Mittelwerte aus höchster und niedrigster Temperatur aufaddiert. Da unter 6 °C und über 30 °C kein Wachstum stattfindet, werden nur die Tagesmittelwerte innerhalb dieser Grenzen berücksichtigt.
Wie verändert sich die Stärke?
Wird Mais mit einem TS-Gehalt von 28 bis 35 % geerntet, so ist nach einer Silierdauer von 60 Tagen keine weitere beziehungsweise nur noch eine minimale Veränderung der Stärkebeständigkeit zu erwarten, wie Agroscope in einer Studie untersucht hat. Anders scheint es bei Maissilagen mit höheren TS-Gehalten zu sein. Bei derart trockenen Silagen nimmt der ruminale Stärkeabbau auch im weiteren Silierverlauf noch zu.
Wassermangel berücksichtigen
Nach Angabe von Wetterstation, Saat- und hypothetischem Erntezeitpunkt prognostiziert das Tool den geschätzten TS-Gehalt der Pflanze. Anhand der Temperatursumme zeigt das Resultat dann, ob der gesetzte Erntezeitpunkt zu früh ist. Agroscope macht darauf aufmerksam, dass bei einem Wassermangel der Temperatursumme 50 bis 100 Tagesgrad-Einheiten hinzuaddiert werden sollten.
Unter der Trockenheit gelitten
Laut Christian Stutz, Leiter Acker- und Futterbau bei der Landwirtschaftsschule Arenenberg, und seinem Team lässt sich nur eine grobe Einschätzung vornehmen. Demnach stünden die Maiskulturen grundsätzlich gut da und sollten einen guten Ertrag liefern. Aber: «Bei spät gesäten Parzellen und Sorten zeigt sich je nach Boden, dass die Pflanzen unter der Trockenheit gelitten und die Fahnen früh geschoben haben. Da dürften sich Ertragseinbussen zeigen, meint Stutz. Die Qualität könne noch nicht eingeschätzt werden. Es gebe allerdings vereinzelt Parzellen mit starken Schäden durch Erdraupen, welche zu erheblichen Ertragseinbussen führten.
Die ewige Siliermittel-Frage
Obwohl sich Silomais generell leichter silieren lasse als Gras, ist der gezielte Siliermittel-Einsatz empfehlenswert, so René Bünter. Insbesondere dann, wenn bei zu trockenem Gehalt der Siliervorgang unterstützt werden kann. Siliermittel können den Gärprozess steuern und das Risiko von Fehl- und Nachgärungen vermindern. Die Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Futterbaus (AGFF) betont allerdings: «Bei guten Silierbedingungen und richtiger Siliertechnik sind in der Regel keine Siliermittel zur Verbesserung der Gärqualität nötig.»
In Maissilage kann der Einsatz von Siliermitteln in folgenden Fällen angebracht sein:
- Bei zu tiefem oder zu hohem TS-Gehalt
- Bei weiten Transporten nach der Ernte
- Wenn der Mais für die Sommerfütterung vorgesehen ist
Die Dosierung ist zentral
Zur direkten Behandlung von warmer Silage kommen nur chemische Siliermittel auf Basis von Propionsäure infrage, so die AGFF.
Gemäss Agroscope ist für eine Wirksamkeit der Siliermittel entscheidend, ob die Dosierung exakt verläuft und ob die Verteilung mithilfe der Dosiergeräte in der gesamten Silage gewährleistet ist. Die Forschungsanstalt betont auch, dass bei der Auswahl der Siliermittel auch deren Vor- und Nachteile (wie Korrosivität, Verätzung und Gase) zu berücksichtigen sind.