Es ist für den Obstbauer jeweils eine sehr unschöne Überraschung, wenn im Frühjahr einzelne Obstbäume nicht mehr austreiben. Vielfach sind Schäden durch Mäuse, insbesondere Wühlmäuse, der Grund für das Absterben der Bäume. Obstbäume stehen bei der Wühlmaus, die auch als Schermaus bezeichnet wird, ganz oben auf dem Speiseplan. Einzelne Sorten werden dabei wegen Vorlieben für gewisse Wurzelessenzen noch bevorzugt, sprich werden noch stärker befallen. Während ausgewachsene Hochstammbäume Mäuseschäden durch ihr grosses Wurzelwerk eher ertragen können, sind Obstanlagen und vor allem Jungbäume stark gefährdet. Mäuse sind der häufigste Grund für das Absterben von jungen Obstbäumen.

Kein Winterschlaf

Der tägliche Futterbedarf der Tiere liegt bei etwa ihrem eigenen Körpergewicht, was bis zu 130 Gramm entspricht. Besonders gross können die Schäden im Spätherbst und über den Winter werden, wenn die Futteralternativen knapper werden. Wühlmäuse tun sich vor allem an der Stammbasis, dem Wurzelhals und an den Wurzeln gütlich. Die Tiere machen zwar während der Vegetationsruhe, wie das in kalten Wintern der Fall ist, eine Vermehrungspause, aber keinen Winterschlaf.

Bis 180 Nachkommen

Die Wühlmaus hat ein enormes Vermehrungspotenzial. Bis fünf Mal jährlich werfen sie meist zwischen vier und sechs Jungtiere. Da diese nach zwei Monaten selber schon geschlechtsreif sind, kann es aus einem einzelnen Tier pro Saison 180 Nachkommen geben. Ausgewachsene Tiere bleiben zwar dauerhaft im eigenen Bau, ihre Jungen wandern allerdings nach der Geschlechtsreife ab und besiedeln neue Flächen in der Umgebung. Durch dieses Wanderverhalten der Jungtiere ist es entscheidend, dass die Bekämpfung der Tiere gebietsweise koordiniert wird. Reguliert nur ein einzelner Obstbauer den Mäusebestand, wird das für diesen zu einer fast nie endenden Herkulesaufgabe. Wird dann auf Nachbarsparzellen noch Richtung Obstanlage geweidet, werden die Mäuse richtiggehend in die Anlage getrieben. Absprachen betreffend Bekämpfung zwischen benachbarten Landwirten sind entscheidend.

Fläche regelmässig kontrollieren

Es ist von Vorteil, die Wühlmäuse in einer möglichst frühen Phase der Populationsentwicklung zu bekämpfen, also dann, wenn die Mäuse noch keine sichtbaren Probleme bereiten. «In meiner Anlage kontrolliert ein Pensionär alle zwei Wochen die Flächen nach Mäusen», erklärt Obstbaumeister Manuel Estermann aus Rain LU. Damit die Schädlinge auch gefunden werden könnten, sei es entscheidend, den Bewuchs in der Anlage tief zu halten. Ganz wichtig sei das jetzt vor dem Einwintern. Dies macht Manuel Estermann, der auch Dienstleistungen im Bereich der Baumstreifenpflege anbietet, mit Geräten wie Fadenmäher, Krümler und dem Stromgerät X-Power. Dabei setzt er stark auf herbizidfreie Baumstreifenpflege. [IMG 2]

Fallen und Mauki

Zur Bekämpfung der Mäuse setzt Manuel Estermann auf verschiedene Methoden. Bei grösseren Nestern wird mit Topcat-Fallen gearbeitet. Diese seien zwar etwas teurer als die einfachen Ringlifallen, dafür aber effizienter, da Mäuse aus zwei Richtungen in die Falle tappen. Um nur mit Topcat-Fallen zu mausen, müsse aber pro Hektar mit mindestens 50 Stück gearbeitet werden, damit es vorwärtsgehe. Auch der Benzinvergaser-Apparat, der sogenannte Mauki, kommt bei Estermann zum Einsatz. «Der grosse Vorteil von diesem Gerät ist, dass man das teils enorm weitverzweigte unterirdische Gangsystem der Mäuse erkennt und entsprechend handeln kann. Zudem werden auch die Eintrittspforten der Mäuse sichtbar.» Bei hohen Mausdichten sei man mit dem Mauki auch sehr effizient. Damit die Abgase nicht durch Bodenporen entweichen, dürfe der Boden aber nicht zu trocken sein.

Fuchs frisst 3000 Mäuse

Ein wichtiger Beitrag in der Bekämpfung leisten bei Estermann auch die natürlichen Feinde der Mäuse. Neben Greifvögeln und Katzen seien bei ihm vor allem die Füchse sehr effizient. Bis 3000 Mäuse frisst ein Fuchs jährlich. Damit sie aber auch in die Anlage gelangen können, dürfte diese nicht vollständig eingezäunt und eingenetzt werden. Darum ist er nicht wirklich begeistert von Mäusezäunen, die oft mit einem Wildtierzaun kombiniert werden und somit auch die Füchse aussperren. Funktionierende Mäusezäune könnten zwar zu einem langfristigen Schutz der Anlage beitragen. Werde die Anlage herbizidfrei bewirtschaftet, sei der Unterhalt aber aufwendig.