Die anhaltend feuchte Witterung der vergangenen Tage hat die Ausbreitung der Krautfäule begünstigt. Seit dem ersten in diesem Jahr gemeldeten Fall vor rund einem Monat wurden laut Phytopre, dem gemeinsamen Meldeprogramm der kantonalen Pflanzenschutzdienste und Agroscope, weitere Fälle registriert. So wurden in den vergangenen 14 Tagen neun neue Befälle gemeldet. Die aktuellen klimatischen Bedingungen schaffen ideale Bedingungen für die Verbreitung des Pilzes.
Günstige Infektionsbedingungen
Das Risiko für einen Befall lässt sich anhand der Witterung abschätzen. Günstige Bedingungen für Blattinfektionen sind: mindestens sechs Stunden Niederschlag, mindestens sechs zusammenhängende Stunden mit über 90 % relativer Luftfeuchtigkeit sowie eine Durchschnittstemperatur von über 10 °C. Diese Bedingungen waren in den vergangenen Tagen nahezu dauerhaft gegeben, was auf ein hohes Infektionsrisiko hinweist.
Ein weiterer Risikofaktor ist die Menge an vorhandenem Inokulum. Aufgrund des hohen Befalls im letzten Jahr ist eine grosse Menge an Inokulum vorhanden. Das Risiko für Primärinfektionen ist daher deutlich erhöht. Bei Primärbefällen handelt es sich um mit dem Pilz befallenes Pflanzgut, von dem anschliessend die sekundären Blattinfektionen ausgehen. Die Pilzsporen können durch Regen und Wind bis zu 20 km verbreitet werden.
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Genügend Blattmasse wichtig
Die Pflanzen können mit Fungiziden vor einem Befall geschützt werden. Die Mittelwahl und die Spritzintervalle sind an das Pflanzenwachstum und den Infektionsdruck anzupassen, wobei die Wirkungsdauer der eingesetzten Fungizide je nach Witterung variieren kann. Wichtig ist, dass die Pflanzen über die ganze Kulturdauer lückenlos geschützt sind.
In der Wachstumsphase bis zur Blüte werden systemische Mittel wie zum Beispiel Infinito eingesetzt. Diese wirken aber nur bei genügend Blattmasse effizient, da sonst zu wenig Produkt aufgenommen werden kann und sie durch Neuzuwachs zu stark verdünnt werden. Bei starkem Neuzuwachs sind die Spritzintervalle daher zu verkürzen.
Ab der Blüte stabilisiert sich das Blattwachstum und teilsystemische Produkte sind empfohlen. Vor allem, wenn Fälle in der Umgebung bekannt sind, ist es wichtig, sich an die Spritzintervalle zu halten. Falls diese nicht eingehalten werden konnten oder erste Symptome im Feld sichtbar werden, eignet sich das kurativ wirkende Mittel Cymoxanil. Es dringt schnell in das Blatt ein und kann so ein bis zwei Tage alte Infektionen stoppen. Dazu sollte es mit einem sporenabtötenden Mittel gemischt werden. Der Schutz muss jedoch rasch erneuert werden, da Cymoxanil nach ungefähr drei Tagen in der Pflanze abgebaut wird. Zur Reduktion einer weiteren Verbreitung müssen befallene Pflanzen entfernt werden. Vor der Krautvernichtung sind sporenabtötende Mittel sinnvoll, die eine Überdauerung der Sporen im Boden verhindern.
Resistenzbildung verhindern
Die wiederholte Anwendung gleicher Wirkstoffgruppen erhöht das Risiko der Resistenzbildung. Ein gezielter Wirkstoffwechsel ist deshalb wichtig. Nach spätestens zwei Behandlungen mit dem gleichen Wirkstoff sollte eine andere Wirkstoffgruppe gewählt werden. Nur so kann die Wirksamkeit der Mittel langfristig erhalten bleiben.
Generell gilt es, folgende vorbeugende Massnahmen zu treffen:
- Konsequente Bekämpfung von Durchwuchskartoffeln
- Verwendung von zertifiziertem Pflanzgut
- Regelmässige Kontrollgänge im Feld
Der Anbau robuster Sorten senkt das Risiko eines Befalls, wobei der Fungizidschutz auch dort unverzichtbar bleibt, da sonst die Gefahr eines Resistenzdurchbruchs besteht.