Das letzte Jahr war für Kartoffelbauern vom Kampf gegen die Krautfäule geprägt. Am Ende resultierte zwar laut der Branchenorganisation Swisspatat dennoch ein insgesamt durchschnittlicher Ertrag, doch der Aufwand seitens Produzenten war hoch.
Nachfrage stabil
Diese Erfahrung spiegelt sich in den Pflanzgut-Verkäufen für die diesjährige Anbausaison wider – allerdings nicht, was die Menge angeht. Auf Anfrage berichten weder Terralog noch Inoverde von einem Rückgang der Nachfrage. «Die Verkäufe der aktuellen Kampagne sind etwa auf dem gleichen Niveau wie im Vorjahr», sagt Carmen Bögli, Junior Productmanagerin Pflanzkartoffeln bei Terralog. Bei Inoverde lasse der aktuelle Bestellungseingang auf eine stabile Nachfrage schliessen: «Gegenüber dem Vorjahr sind die Mengen leicht höher, im langjährigen Vergleich liegen sie leicht unter dem Durchschnitt», so Christoph Kohli, Category Manager Seed und Processing Potatoes bei Innoverde.
Zwar nicht betreffend die Menge, aber bei den bestellten Sorten zeigen sich Veränderungen. Die neuen Sorten mit besserem Resistenzniveau seien vermehrt nachgefragt, erläutert Christoph Kohli. «Insbesondere Bio-Produzenten wechseln zu robusteren Sorten.» Das bestätigt Carmen Bögli. Auch im konventionellen Bereich sei die Nachfrage nach robusten Sorten erhöht und generell rückläufig bei einigen eher älteren und anfälligen Sorten. Aufgrund der grossen Nachfrage gebe es bei einzelnen Sorten Zuteilungen aufgrund der knappen Verfügbarkeit. «Teilweise sind die neuen und/oder robusten Sorten sehr jung und das Pflanzgut noch nicht in grösseren Mengen verfügbar, da der Mengenaufbau einige Jahre in Anspruch nimmt», gibt Bögli zu bedenken. Gerade bei neueren, robusten Sorten auf der Haupt- und Nebensortenliste gebe es teilweise eine unzureichende Versorgung mit Pflanzgut, stellt Christoph Kohli fest.
Überhang bei Hauptsorten
Gegenüber dem Vorjahr sei die Pflanzgutsituation 2024/25 aber deutlich entspannter, resümiert Christoph Kohli. Bei vielen Sorten decke die im Inland geerntete Menge den Bedarf und bei einigen Hauptsorten wie Erika, Venezia, Victoria, Agria, Innovator und SH C 1010 bestehe gar ein Überhang. Da im letzten Jahr mehr Pflanzkartoffeln hätten produziert werden können, liegen die Verkäufe bei der Semag an Handelspartner wie Inoverde und Terralog über 2024, sagt Semag-Geschäftsführer Adrian Krähenbühl. Eine Ausnahme ist der Bio-Bereich, wo wegen der Krautfäule nur sehr geringe Mengen Pflanzkartoffeln im Inland geerntet werden konnten. «Im langjährigen Vergleich sind wir insgesamt tiefer, da wir die geplante Anbaufläche nicht erreichen», ergänzt Krähenbühl. Nach wie vor fehlt es in der Schweiz an Pflanzgut-Produzenten.
Keine neuen Sorten bei Semag
Was die Restbestände nach Sorten angeht, zeigt sich Adrian Krähenbühl überrascht ob der bei der Semag noch unverkauften Mengen von Agria. Dies, obwohl es derzeit zu wenig Verarbeitungskartoffeln im Frites-Segment gebe. Agria gilt als mittelmässig anfällig auf Kraut- und wenig anfällig auf Knollenfäule. Sie wird für ihr dunkelgelbes Fleisch und die vielseitige Verwendbarkeit von den Verarbeitern geschätzt und als wichtigste Veredelungssorte der Schweiz bezeichnet. Neue Sorten kann die Semag noch nicht liefern, da deren Aufbau in der Inland-Pflanzgut-Produktion mehrere Jahre dauert.
Aufgrund der allgemein guten Verfügbarkeit im Inland müsse aber 2025 weniger Pflanzgut importiert werden, heisst es bei Terralog. Christoph Kohli beziffert den Rückgang der eingeführten Menge bei Inoverde gegenüber dem Vorjahr mit 20–25 Prozent.
Finale Abstimmung
Mehrheitlich seien die Pflanzgut-Bestellungen abgeschlossen, sind sich Christoph Kohli und Carmen Bögli einig. Vereinzelt würden noch weitere Bestellungen eintreffen. «Insbesondere bei den Segmenten mehligkochende Speisekartoffeln und Friteskartoffeln könnte es aufgrund der Kaliberanpassungen der Vermehrungsorganisationen noch zu Nachbestellungen kommen», schätzt die Terralog-Mitarbeiterin. «Aktuell sind wir dabei, die bestellten Mengen mit den verfügbaren Mengen final abzustimmen», sagt Kohli. Täglich gingen bei Inoverde aber noch Bestellungen ein, vor allem auch von Kunden, die Kartoffeln für die Direktvermarktung anbauen.
Die Semag hofft auf weitere Bestellungen der noch unverkauften Posten der Sorten Lady Christl, Agria, Concordia und Victoria.