«Die Preisbänder als Grundlage für die Berechnung der Herbst-Richtpreise für die Ernte 2021 sind grösstenteils ausgehandelt», schreibt die Vereinigung Schweizer Kartoffelproduzenten (VSKP) in ihrem aktuellen Newsletter. Punktuell fänden derzeit noch Diskussionen statt. Die VSKP betont nochmals, wie wichtig es ist, dass nur Flächen angebaut werden, die vertraglich vereinbart sind.

«Wir stellen derzeit fest, dass vermehrt Produzenten für die Produktion von grobsortierten Speise- und Veredelungskartoffeln angefragt wurden», schreibt die Vereinigung weiter. Zum Teil sei den Produzenten so die Möglichkeit zum Anbau von Mehrmengen angeboten worden.

Ruedi Fischer, die VSKP rät den Produzenten dringend davon ab, Verträge mit dem Übernahmemodell «Grobsortiert» abzuschliessen. Wieso?

Ruedi Fischer: Dieses Übernahmemodell bringt die regulären Produzentenrichtpreise von fest- und mehligkochenden Kartoffeln mit hoher Qualität direkt unter Druck. Aus Sicht des VSKP sollte das Modell «Grobsortiert» nur für Lieferungen zur Anwendung kommen, welche die Qualitätsanforderungen für sortierte Kartoffeln nicht erfüllen.

Wie gross ist der Preisunterschied zwischen grobsortierten und sortierten Kartoffellieferungen?

Die regulären Preise bei Speiskartoffeln liegen bei 45 Franken pro 100 Kilo, bei Veredelungskartoffeln sind es zirka 41 Franken. Der Preis für grobsortierte Kartoffeln ist abhängig vom Speiseanteil. Der Unterschied kann mehrere Franken pro 100 Kilo betragen.

Trotzdem gibt es Produzenten, die auf das Angebot eingehen.

Weil es für einzelne Betriebe finanziell interessant sein kann. Diese Produzenten müssen sich aber bewusst sein, dass sie mit diesem Vorgehen der ganzen Schweizer Kartoffelbranche schaden und schlussendlich alle unter Druck bringen.

So spielt einfach der Markt.

Es gibt genug Beispiele im In- und Ausland, die zeigen, dass der Markt nicht einfach so spielt. In diesen Fällen gibt es am Ende des Tages auf allen Stufen nur Verlierer. Im Weiteren entspricht es auch nicht unserer Qualitätsstrategie.

Weshalb werden denn mehr grobsortierte Speise- und Veredelungskartoffeln nachgefragt?

Sowohl bei den Speise- wie auch bei den Verarbeitungskartoffeln gibt es am Markt Segmente, in denen es «günstigere» Kartoffeln braucht, zum Beispiel für Budget-Linien. Ich weiss als Kartoffelproduzent aber selbst, dass es aus den Ernten genügend Posten gibt, die nicht vollumfänglich 1A Qualität entsprechen.

Wieso legen Abnehmer trotzdem einen Vertrag mit Modell «Grobsortiert» vor?

Scheinbar muss alles noch günstiger werden, obwohl die Ausgangslage gut wäre. Es können auf jeder Wertschöpfungsstufe gute Preise realisiert werden.

Wegen Corona lassen sich Frites-Kartoffeln schlechter verkaufen. Flächenkürzungen stehen zur Diskussion. Werden deshalb vermehrt grobsortierte Kartoffeln nachgefragt?

Nein, das hat nichts mit Corona zu tun. Wir beobachten diese Entwicklung schon länger und müssen jetzt darauf reagieren.

Haben Sie schon das Gespräch mit den Abnehmern geführt, die vermehrt «Grobsortiertes» nachfragen?

Wir hatten in der letzten Sitzung der Arbeitsgruppe Markt der Kartoffelbranche einen intensiven Austausch mit den Abnehmern. Falls es ein Bedürfnis gibt, bei einzelnen Sorten Anpassungen zu machen, kann man darüber diskutieren. Was wir nicht wollen, ist eine Einführung durch die Hintertür, ohne dies mit uns Produzenten abzusprechen.