«Viel Klatschmohn in den Kunstwiesen? Ja, das ist mir auch aufgefallen», sagt Martin Zbinden vom Inforama in Zollikofen. Der Futterbauberater beobachtet, dass die auffallende Blume vor allem in neu angesäten Kunstwiesen gehäuft anzutreffen ist.

Seine These: Bei den rot-verzierten Flächen könnte es sich vor allem um herbizidfreie Parzellen und Bio-Felder handeln, auf denen sich ein gewisses Beikraut behaupten könnte. Auch könnte das pfluglose Bewirtschaftungssystem einen Einfluss haben, wagt er zu behaupten. Ein weiterer Grund für das vermehrte Auftreten könnte laut Zbinden der suboptimale Zeitpunkt des Säuberungsschnitts sein.

Macht Klatschmohn klatsch?

Ob Bio, pfluglos oder nicht: Papaver rhoeas, wie der Klatschmohn auf Lateinisch heisst, ist giftig, obwohl er in vielen BFF-Blühstreifenmischungen, in Brachenmischungen, in Krautsaummischungen und in Mischungen für Dauerkulturen für Nützlingsstreifen im Reb- und Obstbau enthalten ist.

Das in der Blume enthaltene Alkaloid Rhoeadin, die cyanogene Glykoside und ein weiterer, unbekannter und vermutlich giftiger Wirkstoff haben besonders während der Blütezeit und Samenbildung eine toxische Wirkung. Die Datenbank Clinitox listet den Klatschmohn auch im Dürrfutter als toxisch. Allerdings träten Vergiftungssymptome erst nach Aufnahme grosser Pflanzenmengen auf. Dennoch sollte das Futter einen Klatschmohn-Anteil von 10 % nicht übersteigen, heisst es.

Genaue Zahlen dazu fehlen, aber Martin Zbinden ist der Meinung, dass der Klatschmohn keine gesundheitlichen Folgen für die Nutztiere haben sollte, wenn der Ertragsanteil 5 % nicht übersteigt. «Man muss sicher ein Auge darauf haben, aber gleichzeitig bedenken, dass der Klatschmohn für die Nützlinge ja eine wertvolle Pflanze ist», betont Zbinden.

Viele Symptome sind möglich

Die Datenbank listet folgende klinische Symptome bei Aufnahme erheblicher Mengen an Klatschmohn: Reizung des Gastrointestinaltraktes, Krämpfe, Atemnot, Diarrhoe, Gasansammlung im Gastrointestinaltrakt, eventuell mehrtägiges Festliegen und Hautanästhesie. Vergiftungsfälle seien bei Pferden und Schweinen bereits nachgewiesen worden. Todesfälle sind laut der Datensammlung selten. 

Mähen oder zuwarten?

Anfang Juni haben wir die Leserschaft gefragt, ob sie Flächen gemäht haben oder noch zuwarten. 450 Leser und Leserinnen haben bei der Umfrage mitgemacht – wir danken für die rege Teilnahme. Das Resultat fiel sehr ausgeglichen aus. Bei vielen war es ein Pokern, ob das kurze Zeitfenster reicht oder nicht. Einige hatten Glück, andere wurden verregnet.
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