Nach der Getreideernte soll die Gründüngung möglichst schnell in den Boden. Welche Sätechniken es dafür gibt, zeigte die erste Veranstaltung im Rahmen des «Brennpunkts Boden» von HAFL, Fachstelle Boden, Inforama und OGG. Man versammelte sich auf einem abgeernteten Weizenfeld in Zollikofen BE, das mit einem Strohstriegel-Durchgang auf die Gründüngungssaat vorbereitet worden war. Bevor die 12 Sämaschinen auffuhren, galt es aber, eine andere Frage zu klären: Ist der Boden befahrbar?
Kleinräumig verschieden
Nach wochenlangem Regen war die Frage Anfang August berechtigt. Andreas Chervet von der Fachstelle Boden des Kantons Bern demonstrierte zwei Spatenproben und vier Einstiche bis auf rund 100 cm Tiefe. Sie stammten vom Stoppelfeld und den Rändern der angrenzenden Parzellen. Die Proben zeigten, wie unterschiedlich die Verhältnisse im Untergrund kleinräumig sind – und gaben auf die Frage der Befahrbarkeit ungleiche Antworten.
Rostflecken und als schwarze Flecken sichtbare Mangankonkretionen in zwei der Bohrkerne wiesen auf reduzierende Verhältnisse hin. «Dort herrscht zumindest zeitweise Sauerstoffmangel», so Andreas Chervet. Das Wurzelwachstum ist aufgrund der Verdichtungen eingeschränkt (bei einem Einstich schon ab 30 cm, beim zweiten ab 45 cm). Der tiefgründige Boden mit hohem Tongehalt (über 30 %) sei noch stark wassergesättigt, fuhr er fort. Fazit: «Eher nicht befahrbar» für den Bereich im oberen Teil der leicht abschüssigen Parzelle.
Die anderen beiden Bohrkerne hingegen zeigten den deutlich sandigeren Teil der Fläche. Während einer noch knapp 20 % Ton aufwies, beschrieb Chervet den zweiten mit rund 10 % Ton als «quasi ein Sandhaufen». Hier war die Befahrbarkeit gut, die durchlässigen Böden trocknen schnell ab.
Neben dem Bodentyp ist dessen Bewuchs ein wichtiger Faktor für die Befahrbarkeit: Lebende Bestände entziehen dem Boden im Sommer in kurzer Zeit viel Regenwasser und trocknen den Untergrund rasch ab – im Gegensatz zu toten Stoppeln.
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Verdichtungen selbst spüren
In der Praxis fehlt oft die Zeit für detaillierte Spatenproben und tiefe Einstiche. Andreas Chervet lieferte eine Abkürzung: Ein Klumpen Erde, mit dem Spaten in 10 cm Tiefe aus dem Oberboden gebrochen, sollte zwischen Daumen und Zeigefinger «klickend» zerspringen. Ist dies der Fall, sei die Fläche ausreichend befahrbar. Idealerweise wird dieser Klicktest nicht nur an einer Stelle, sondern an mehreren durchgeführt (z. B. sowohl auf einer Krete als auch in einer Senke). «Was man sicher nicht tun sollte», fuhr der Fachmann fort, «ist; eine Bodenbearbeitung kurz vor dem Regen und hoffen, dass eine Saat nach dem Regen gut kommt.» Am besten wäre es, trockene Bedingungen mit gut befahrbaren Böden direkt nach der Ernte für die Gründüngungssaat zu nutzen. Die sehr engen Zeitfenster vor dem nächsten Niederschlag haben heuer gezeigt, dass das nicht immer einfach ist.
Der Stichel macht Verdichtungen sicht- oder besser spürbar: Der lange, schmale und spitze Metallstab stösst in Fahrspuren und bei vorhandener Pflugsohle auf Widerstand. «Hier komme ich bis nach unten», demonstrierte Andreas Chervet und versenkte den Stichel abseits der Fahrgasse bis zum Handknauf.
Prävention ist in Sachen Verdichtung das Beste. Das bedeutet grosse Aufstandsflächen, leichte Einsatzgewichte und gut abgetrocknete Böden. «Langfristig ist der Boden-pH im Auge zu behalten», ergänzte der Fachmann. Der Salzsäuretest zum Nachweis freien Kalks sollte positiv ausfallen. Eine Erhaltungsgabe zur Steigerung des pH-Werts müsse indes nicht auf die Stoppeln erfolgen. Erst recht nicht, wenn ein Wetterwechsel droht und die Gründüngung rasch in den Boden sollte. «Man kann das ganze Jahr über Kalken. Wenn keine ätzenden Kalkdünger eingesetzt werden, auch in wachsende Bestände», so Chervet.
Besteht eine Pflugsohle, rät er, mit pflugloser Bodenbearbeitung, möglichst nur auf bewachsenen Böden zu fahren und tiefe Pfahlwurzler wie Zuckerrüben oder Luzerne anzubauen. Es lässt sich aber nie die Gefahr ausschliessen, dass ungünstige Erntebedingungen im Herbst dann wieder kontraproduktiv sind.
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Augenfällige Unterschiede
Von der Theorie ging es danach in die Praxis, auf der Versuchsfläche säte jede Maschine (plus eine Drohne) jeweils einen Streifen Gründüngung. Direkt sichtbar waren die Unterschiede in der Intensität der Bodenbearbeitung. Während etwa die Undercut-Direktsaatmaschine mit schräg gestellten Säscheiben lediglich einen Schnitt hinterliess, resultierte bei konventioneller Saat eine ganzflächig bearbeitete Bodenoberfläche. Im Rahmen des «Brennpunkts Boden» finden am 5. und 16. September Folgeevents statt, u.a. um das Ergebnis der eingesetzten Säverfahren zu zeigen.