Wenn die Ernte eingefahren ist, ist sie in trockenen Tüchern. Leider nicht immer, denn wie im Feld lauern auch im Lager Schädlinge. «Seit knapp zwei Jahren sind die Getreide- und Saatgutlager in der Schweiz vermehrt vom Befall des Kornkäfers betroffen», sagt Roland Stalder, Leiter Leistungszentrum UFA-Samen in Lyssach BE. Es handle sich bei Sitophilus granarius um einen weltweit verbreiteten Schädling, der immer wieder mit importiertem Getreide in hiesige Lager eingeschleppt werde. 

Die Qualität leidet

Kornkäfer-Befall lässt sich laut Roland Stalder kaum durch visuelle Kontrollen erkennen, «er entwickelt sich im Korn.» Dabei frisst die Larve den Mehlkörper leer, was Mehl- und Saatgutqualität beeinträchtigt. Anschliessend verlassen die adulten Käfer das Korn und legen ihre Eier in weiteres Lagergut. «Sie können sich im ganzen Lager ausbreiten und weitere Artikel befallen.»

Drei Faktoren begünstigen den Kornkäfer und auch andere Lagerschädlinge: «Die steigenden Temperaturen in den Schweizer Lagern, der Wegfall wichtiger Insektizide und die Zunahme der Importmengen», zählt Juliane Preukschas auf, Agroline-Produktmanagerin Vorratsschutz im Lager. Zur Bekämpfung gebe es Nützlinge wie die Lagererzwespe. Diese 2–3 mm kleinen Insekten bohren ihren Legebohrer ins Korn, stechen die Larve des Kornkäfers an und legen ein Ei daneben. «Die Larve kann sich danach nicht mehr weiterentwickeln», schildert Preukschas. Nach dem Schlupf ernähre sich die Lagererzwespe von der Kornkäferlarve und macht sie damit unschädlich. «Nach der Verpuppung nagt sich die ausgewachsene Wespe aus dem Korn und macht sich auf die Suche nach weiteren Käferlarven.»

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Die biologische Bekämpfung des Kornkäfers hat allerdings Grenzen, wie die Fachfrau erläutert. So sei der Einsatz von Nützlingen hier nur dann aussichtsreich, wenn sie den Schädlingen zahlenmässig überlegen sind. «Das begrenzt den Einsatz auf einen sehr frühen Zeitpunkt des Befalls.»

Ausser Lagererzwespen steht von Agroline Silciosec gegen Kornkäfer in den Lagerzonen zur Verfügung. «Dabei handelt es sich um amorphen Kieselgur», so Juliane Preukschas. Bei der Anwendung sei allerdings Zurückhaltung angezeigt, da das Produkt auch Nützlinge dezimiere.

«Sauberkeit ist das A und O»

Zur Prävention eines Kornkäfer-Befalls betont Juliane Preukschas die Sauberkeit im Lager. «Sie ist das A und O, um dem Lagerschädling das Überleben von einer Einlagerung zur nächsten zu erschweren.» Weiter seien möglichst tiefe Lagertemperaturen anzustreben. Anders als die in Körnern verborgenen Larven liessen sich adulte Kornkäfer ausserdem durch visuelle Überwachung erkennen.

«Die Schweizer Lagerhalter müssen sich darauf einstellen, dass sich dieser Schädling dauerhaft eingenistet hat», so die Einschätzung von Roland Stalder. Kornkäfer können neben Getreide auch Mais, Bohnen, Reis oder verarbeitete, kohlenhydratreiche Lebensmittel wie z. B. Teigwaren befallen. «Eine konsequente Bekämpfung mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln und Methoden hilft, die Populationen einzudämmen», sagt der Leiter des UFA-Leistungszentrums.

Doch für die Bekämpfung muss man den Befall erst feststellen, was vor allem in frühen Stadien wie erwähnt nicht einfach ist. Eine neue Detektionsmethode soll hier weiterhelfen. Im Rahmen dieser Forschungskooperation von Fenaco und der HAFL gibt es ein Projekt zum Kornkäfer, in dem an einer Methode mit Nahinfrarotspektormetrie (NIRS) gearbeitet wird. Sie soll es ermöglichen, befallene Posten frühzeitig – bereits wenn der Käfer sich noch in Juvenilstadien befindet – zu separieren und der gezielten Schädlingsbekämpfung zuzuführen. «Das Projekt sieht bereits im August 2025 Praxisversuche mit der NIRS-Methode vor», gibt Juliane Preukschas Auskunft.