Für Krähen ist die Saat von Mais oder Sonnenblumen etwa so, wie wenn ihr Tisch gedeckt würde. Dieses Gefühl kommt jedenfalls auf, wenn nach getaner Arbeit das Auflaufen der Pflanzen ausbleibt oder die Keimlinge Vogelschnäbeln zum Opfer fallen. Der Frust ist gross, laut der Vogelwarte fehlt aber eine Übersicht zu Höhe und Entwicklung von Krähenschäden in der Landwirtschaft.
Mehr Paare gezählt
Gesucht sind Lösungen, um etwaige Schäden zu vermeiden oder tief zu halten. In erster Linie sind es nichtbrütende Rabenkrähen, die zum Ärgernis und Kostenfaktor für Landwirt(innen) werden, schreibt die Vogelwarte. Es gibt keine Zahlen dazu, wie viele dieser Vögel hierzulande unterwegs sind. Hingegen ist bekannt, dass der Brutbestand der Rabenkrähen zugenommen hat – und das ist eine gute Nachricht, da diese Paare ihr Revier gegen die schadenstiftenden Schwärme verteidigen.
Am einfachsten wäre es, wenn das Saatgut für Krähen nicht mehr attraktiv wäre. Diesen Ansatz verfolgt man mit Beizungen, derzeit ist hierzulande mit Korit (Ziram) ein einziger chemischer Wirkstoff zu diesem Zweck zugelassen. Für das auf Pfeffer basierende Mittel Ibisio gibt es auch in diesem Jahr wieder eine Notfallzulassung bis zum 31. August. «Wir haben eine Teilwirkung in Feldversuchen feststellen können», sagt André Chassot, Leiter der Sektion Pflanzenschutz des Kantons Freiburg, zu diesen beiden Beizungen. In Grangeneuve wurden zusätzlich Versuche mit verschiedenen Geruchs- und Geschmacksrepellents in Form von Beizungen durchgeführt, darunter scharfe Chilis, eine «Hausmischung» mit ätherischen Ölen sowie kondensierte Tannine. Letztere wirken beim Verzehr austrocknend und schmecken bitter. Die beobachteten Unterschiede waren aber minimal.
«Fehlende Wirkung»
«Alle Parzellen, die von Krähen befallen wurden, erlitten erhebliche Schäden», schreibt das landwirtschaftliche Institut Grangeneuve. Deutsche Landwirtschaftsmedien berichten von Erfolgen mit dem Pflanzenstärkungsmittel Promos. Es ist bio-tauglich, basiert auf Hopfen und ist auch hierzulande erhältlich. «Ich habe nichts explizit zu Promos gehört», erklärt Chassot zur Frage nach Erfahrungen in der Schweiz. «Wegen fehlender Wirkung haben wir momentan auf Versuche mit Saatgutbeizungen verzichtet.»
Stattdessen verfolgt Grangenevue agronomische Ansätze und konzentriert sich auf die Saattechnik bzw. das Säen von Mais in chemisch abgestopptem Winterroggen. Man hofft auf eine optische Täuschung: Die Krähen sollen die Körner nicht mehr (so leicht) finden. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern arbeitet Agroscope zudem an einem besseren Verständnis des Verhaltens von Rabenkrähen. Getestet werden etwa Abwehrstoffe, Direktsaat, Gewöhnungseffekte an intelligente Vergrämungssysteme mit Warn-/Unruheschreien sowie der Einfluss der Landschaft bzw. alternativer Futterquellen.
Die Landwirtschaftskammer Kärnten (Österreich) erzählt von «durchwegs positiven Erfahrungen» mit Ablenkungsfutter: Gekochte oder eingelegte Maiskörner wurden täglich über 2 bis 3 Wochen ausgestreut. Die Gefahr bestehe, zusätzliche Krähen anzulocken – daher dürfe die Massnahme nicht zu früh abgebrochen werden. «Zusammen mit Agroscope haben wir so etwas versucht», gibt André Chassot Auskunft, «aber ohne grossen Erfolg.»
4 bis 5 Rupfungen auslegen
Eine neue, einfache Methode zur Krähenabwehr scheint bisher nicht in Sicht. Dafür gibt es übereinstimmende Empfehlungen dazu, wie mit pflanzenbaulichen Massnahmen vorgebeugt werden kann (siehe Kasten). Wer auf optische oder akustische Vergrämung setzt, braucht Fantasie und muss für Abwechslung sorgen. Als wirksam gelten insbesondere auch simulierte Rupfungen mit ausgelegten Federn, wobei pro Feld 4 bis 5 solcher Installationen nötig sind.
Agronomische Möglichkeiten
Merkblätter nennen verschiedene pflanzenbauliche Massnahmen zur Krähenabwehr. Hier eine Zusammenfassung.
Saatzeitpunkt: So wählen, dass der Mais rasch aufläuft.
Exakte Einsaat: Möglichst wenig Körner auf der Oberfläche. Evtl. tiefer säen oder walzen.
Walzen: Bei günstig gelegenen Feldern und genügend grossem Feldrand diagonal walzen, um die Reihen noch besser zu verschleiern.
Pause: Zwischen Bodenbearbeitung und Saat mehrere Tage warten (Würmer locken Krähen an).
Ablenkung: Eine gemähte Wiese kann die Krähen vom Acker locken (Würmer).
Potenziell staunasse Standorte: Staunässe bringt viele Bodentiere an die Oberfläche und lässt den Mais langsamer auflaufen, daher meiden.
Strukturen: Feldgehölze und Hecken am Feldrand bieten Sitzwarten für Raubvögel wie Habichte. Das beunruhigt Krähen und könne ihre Aufenthaltszeit auf den Feldern verringern.
Hofdünger: Einarbeiten, lockt sonst Krähen an.
Die Vogelwarte gibt folgende «Ablaufdaten» für Vertreibungsmassnahmen an.
Gasballone: Mindestens vier Tage (wenn sie fliegen, Leinenlänge 20–30 m)
Farbige Plastikbänder: In 80–100 cm Höhe, maximal zwei Meter auseinander, gerade oder im Zick-Zack über das Feld gespannt, 1–3 Tage.
Parkierte Autos: 1 Tag.
Vogelscheuchen: Meist keine messbare Wirkung.
