«Das Jahr 2023 geht aus Sicht der Zuckerrübenpflanzer definitiv als wettertechnisch schlechtes Jahr in die Geschichtsbücher ein». Zu nass, zu trocken, dann wieder zu nass. Trotz der erschwerten Bedingungen kamen viele Zuckerrüben nach Aarberg, wenn auch nicht immer in der gewünschten Qualität, so Martin Flury. Der neue SVZ-Präsident geht an der Delegiertenversammlung des Verbandes auf das herausfordernde Jahr ein und nennt den Zusammenschluss der Ost- und Westschweizer Pflanzerorganisationen als einen Meilenstein. Der SVZ-Geschäftsführer Nicolas Wermeille spricht sogar von einem Wendepunkt in der Interessensvertretung der Rübenbauern. Die Zusammenlegung der Aktionen zu einer zentralen Organisation wird es ermöglichen, die Zuckerrübenproduktion noch geschlossener zu verteidigen, so Wermeille.
Keine «ewigen Diskussionen mehr»
Somit seien die «ewigen Ost-West-Diskussionen» kein Thema mehr, gibt sich der SVZ-Präsident aus Deitingen (Kanton Solothurn) erleichtert. Aber: Der Zuckerrübenbau bleibt eine Herausforderung. Konnte man früher einfach säen und ernten, sind heute eine Vielzahl von Personen und Verbände direkt oder indirekt daran beteiligt. Die Vernetzung mit Parlament, BLW, BLV, Schweizer Zucker AG, IP-Suisse, Bio Suisse, Apisuisse und den Medien wird immer wichtiger, mahnte der Präsident an der Versammlung.
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«Das schmerzt»
«Leider gibt man mehr Geld für Ferien und Freizeitaktivitäten aus, als für einheimische Lebensmittel - das schmerzt. Nichtsdestotrotz bleiben wir dran und hoffen auf gutes Wetter - drinnen wie auch draussen», liess Martin Flury im Saal verlauten und wies dabei auf die beeinflussbaren und nicht beeinflussbaren Faktoren hin.
Eckdaten Rübenkampagne 2023
| Parameter | 2022 | 2023 |
| Zuckerrübenfläche nach Vertrag 2022 | 15 660 ha | 16 179 ha |
| Anzahl Pflanzer | 3710 | 3739 |
| Rübenertrag | 85.8 t/ha | 73.5 t/ha |
| Zuckergehalt CH | 15.1 | 15.4 |
| Fremdbesatz Durchschnitt | 8.7 | 7.9 |
| Verarbeitete Rüben total | 1 671 574 t | 1 505 319 t |
| Kampagnendauer | 100.5 | 91.5 |
SBR nun auch in Rothrist und Thun
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An der Versammlung erinnerte SFZ-Geschäftsführer Luzi Schneider an die fortschreitende SBR-Problematik. Die Krankheit ist laut Schneider 20 Kilometer weiter gewandert und nun in Rothrist und Thun angelangt, so Schneider. Die Ausbreitung ist kontinuierlich und eine Lösung ist aktuell keine in Sicht. Die Trockenheit und das fehlende Laub verdeckten die Symptome. Somit zeigte sich die Vergilbung erst spät, so die Fachstelle. Es werde weiterhin an einer kombinierten Lösung mit Anbautechnik, Fruchtfolge und Sortenwahl gearbeitet, hiess es an der DV. Aber es könnten ruhig 5 oder 6 Jahre vergehen, bis eine marktfähige Lösung auf dem Tisch liege, hiess es vonseiten der Fachstelle. Man sei aber gut unterwegs - im Ausland spricht man erst heute von einer Anpassung der Fruchtfolge, um den Schädlingsdruck in den Griff zu bekommen, erzählte Schneider. Im Bereich der Sortenwahl sei einiges gegangen, sodass mit den neusten Sorten Zuckergehalte um die 15 % erzielt werden konnten. «Dennoch sind wir noch nicht am Ziel», so der SFZ-Geschäftsführer.
Eckdaten SBR
- SBR ist seit 2017 in der Schweiz
- 4 neue SBR-Befunde in der Ostschweiz: Agroscope hat dazu einen aktuellen Bericht dazu veröffentlicht
- Bisher sind 8000 Hektaren betroffen
- Krankheit ist 20 Kilometer gewandert
- Zunehmende Extensivierung
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«Schöne Worte nützen nichts»
An der Delegiertenversammlung in Bern gab Andreas Blank, der Verwaltungsratspräsident der Schweizer Zucker AG zu bedenken, was mit dem inländischen Zuckerrübenanbau passiert, wenn die Massnahmen der staatlichen Förderung auslaufen. «Es sind sich alle bewusst, dass der geregelte Grenzschutz und der gesicherte Einzelkulturenbeitrag in eine Verordnung gehören», so Blank. Er sprach von einer BLW-Begleitgruppe, die darüber diskutierte, den Grenzschutz für Zucker flexibler zu gestalten. Auch habe man sich während der laufenden Frühjahressession mit Bundesrat Parmelin treffen können, um Anliegen aus der Branche zu deponieren, aber: «Schöne Worte nützen uns nichts, wir müssen planen können», so Andreas Blank.
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