Futterflächen in Hanglagen werden immer mehr als wichtiger Teil des Futterbaus angesehen. Zum einen, weil die Betriebe eigenes Futter produzieren möchten, und zum anderen, weil generell das Bewusstsein für gute Pflanzenbestände gestiegen ist. Häufig ist der futterbauliche Wert von Pflanzenbeständen in Hanglagen allerdings verbesserungswürdig. Verbreitete Probleme sind Weidwege, Lücken und keine tragfähige Grasnarbe mit viel Gemeinem Rispengras. André Troxler ist Lohnunternehmer aus Schüpfheim LU und seit mehreren Jahren spezialisiert auf Wiesenverbesserungen am Hang.

Welche Unterschiede gibt es bei Übersaaten und Neuansaaten am Hang im Vergleich zu flacheren Parzellen?

André Troxler: In Hanglagen müssen die Maschinen leichter sein, um Schäden zu vermeiden. Um genügend Halt zu finden, ist eine möglichst breite und gute Bereifung nötig. Teilweise lasse ich das Übersaatgerät und die Bodenbearbeitungsmaschine nur beim Herunterfahren arbeiten. Beim Hinauffahren wird mein Fahrzeug durch eine selbst gebaute Winde unterstützt.

Wann führen Sie eher eine Übersaat durch und wann eine Neuansaat mit Bodenbearbeitung?

Übersaaten ziehe ich Neuansaaten vor. Gerade in steilem Gelände ist die Gefahr von Erosion und schlecht auflaufendem Saatgut besonders hoch.

Solange die Flächen einigermassen befahrbar sind, sollte meiner Erfahrung nach, wenn immer möglich, eine Übersaat durchgeführt werden. Es werden viele Übersaaten vor allem nach Mäuseschäden und Fahrschäden gemacht.

Ist das Gelände durch Weidewege oder Ähnliches sehr unausgeglichen, lohnt sich trotzdem eine Neuansaat.

Welche Schritte werden bei einer Übersaat durchgeführt?

Falls ein Gräserfilz mit Gemeinem Rispengras, Ausläufer-Straussgras oder Fadenförmigem Ehrenpreis vorhanden ist, muss der Bestand zuerst gestriegelt werden. Dies ist auch in Hanglagen zum Beispiel mit Striegeln an Motormähern gut möglich. Das rausgestriegelte Material muss von der Parzelle abgeführt werden.

Gestriegelt werden sollte Ende Juli. Dann verdorren die Resten der unerwünschten Pflanzen gut. Wird dann im August übersät, haben die Samen im Herbst noch genügend Zeit, sich zu entwickeln. Bei einer Übersaat im Frühling ist die Gefahr gross, dass der bestehende Pflanzenbestand die neuen Pflänzchen verdrängt.

Welche Schritte braucht es bei einer Neuansaat?

Neuansaaten werden ebenfalls am besten im August oder September durchgeführt. Dazu muss der Boden bearbeitet werden. Ich mache dies meist mit einer Bodenfräse, da diese nicht zu schwer ist. Manchmal ist davor ein Baggereinsatz nötig, um zum Beispiel Reihenwege auszugleichen.

Meistens sähe ich mit einer Säkombination, damit möglichst nur eine Überfahrt nötig ist.

Wie werden die Samen angedrückt?

Eigentlich wäre das Walzen mit möglichst viel Gewicht sinnvoll. In steilen Lagen ist dies aber häufig aufgrund des Gewichts nicht möglich. Deshalb wird eine Prismenwalze zum Andrücken der Grassamen eingesetzt. Das verbessert den Bodenkontakt der Samen und hinterlässt eine gute Krümelstruktur.

Welche Pflanzen säen Sie?

Sollen vor allem die Lücken geschlossen werden, säe ich meist verschiedene Englisch-Raigras-Sorten. Solche Mischungen können so gekauft werden. In höheren Lagen ersetze ich sie durch Wiesenrispengras.

Soll der Bestand als Ganzes verbessert werden, verwende ich sowohl bei Übersaaten als auch bei Neuansaaten an frischen oder feuchten Standorten häufig UFA Swiss und die Standardmischung 444. Die vergangenen Sommer mit sehr trockenen Böden zeigten aber, dass sich die Mischung UFA Helvetia oder ähnliche Mischungen immer mehr lohnen. Dies, weil bei dieser Mischung mehr trockenheitsunempfindliche Gräser, wie Knaulgras und Rohrschwingel, den Ertrag sichern. Zusätzlich wird auf Wunsch eine Deckfrucht gesät, die den Boden schnell abdeckt, durchwurzelt und schnell einen ersten Schnitt ermöglicht.

Wie geht es nach der Saat weiter?

Nach der Saat soll möglichst bald ein Säuberungsschnitt erfolgen. Dieser muss die Grasnarbe möglichst schonen. Am besten verwendet man also einen Motormäher mit Stachel-/Noppenrädern. Der Säuberungsschnitt bringt Licht auf den Boden für die neuen Keimlinge.

Wie generell nach Übersaaten soll zurückhaltend gedüngt werden. In der Regel erst im darauffolgenden Frühjahr entweder gut verdünnte Gülle oder Stickstoff-Mineraldünger.

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Ohne Bekämpfung der Ursachen geht es nicht

Die Ursachen für schlechte Bestände liegen oft bei einer nicht optimalen Bewirtschaftung. Gründe können sein:

- Längs bestossene Weiden,
- Weiden unter zu feuchten Bedingungen besonders im Herbst,
- Mäuseschäden,
- Grasnarbenschäden,
- Düngung und Nutzung nicht auf den Standort angepasst,
- Bestand nicht an Standort und Bewirtschaftung angepasst,
- Auswinterungsschäden.

Zudem können auch die immer öfter vorkommenden trockenen Sommer den Bestand verschlechtern oder zu Grasnarbenschäden führen. Zur Verbesserung des Bestandes müssen zuerst immer soweit möglich die Ursachen beseitigt werden. Wird dies nicht gemacht, zeigt sich der Bestand nach einer Aufwertung innerhalb kurzer Zeit wieder gleich schlecht.Neben dem Beseitigen der Ursachen muss der Bestand direkt verbessert werden. Da in Hanglagen nicht alle Geräte eingesetzt werden können, kann eine Spezialmechanisierung nötig  sein.