«Dieses Jahr waren die Saatbedingungen extrem schwierig», gibt Lohnunternehmer Beat Wyss aus Oberramsern zu. Er erklärt sich die teils groben Unterschiede in den Maisfeldern aber nicht anhand der verschiedenen Saattechniken, sondern mit der Beschaffenheit des Bodens und des Saatzeitpunkts.
Resultat ist Technik-unabhängig
«Ich habe schöne Maisbestände auf gepflügten Boden gesehen – genauso schöne Bestände gibt es aber auch bei Mulchsaat oder Streifenfrässaat.» Handkehrum sehe man auch rückständige Maisfelder – egal, welche Saattechnik gewählt wurde, beobachtet Wyss. «Oftmals passieren Fehler wegen mangelnder Geduld. Zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt kann jede Maschine perfekt arbeiten», ist der Lohnunternehmer überzeugt.
«Überall, wo gemogelt wurde, kommen die Ergebnisse ans Tageslicht»
Beat Wyss, Geschäftsleiter des Pflanzenbauservices Beat und Kathrin Wyss
«Die Pflanzen können viel wettmachen, aber wenn in kalten Boden gesät, in nassen Boden gefräst wurde oder wenn Parzellen vor der Saat ausgetrocknet sind, dann werden sich die Fehler zeigen – das liegt allerdings in der Verantwortung des Produzenten», sagt Wyss. Dabei sei der Boden matchentscheidend. «Er verzeiht einem nichts. Überall, wo gemogelt wurde, kommen die Ergebnisse jetzt ans Tageslicht.»
Grenzwertige Aufträge mit Fotos hinterlegt
«Dieses Jahr brauche es einfach unglaubliche Geduld», weiss der Lohnunternehmer. So hätte er diesen Frühling auch Aufträge ablehnen müssen, weil er als Geschäftsleiter des Lohnunternehmens die Arbeit nicht hätte verantworten können. Als Absicherung dafür hinterlegt er bei grenzwertigen Aufträgen aktuelle Fotos von der entsprechenden Parzelle. So komme es später zu weniger Meinungsverschiedenheiten, sagt Wyss aus Erfahrung.
Keine Spitzenerträge erwartet
Beat Wyss erwartet keine Spitzenerträge. Jedoch habe er auch schon sehr gute Maisbestände gesehen. «Es ist klar, dass Mais, welcher erst jetzt gesät wurde oder noch gar nicht im Boden ist, niemals auf den Ertrag kommt wie Mais, der seit April im Boden ist.» Wie auch Lohnunternehmer Hansrudolf Rohrbach aus Ostermundigen die Situation eingeschätzt hat, weiss Beat Wyss, dass die Entwicklung stark von der bevorstehenden Niederschlagsmenge abhängt.
«Das ist wie Kaffeesatzlesen»
Beat Wyss wagt noch keine Prognose, was die Entwicklung der Maispflanzen angeht
Wie sich die Maispflanzen entwickeln werden, sei zu diesem Zeitpunkt wie Kaffeesatzlesen, so Wyss. Auch was die Unterschiede zwischen den Sorten angeht, will er sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Bisher sehe er keine grossen Differenzen.
Profis suchen nach Gründen
Gaetano Mori, Pflanzenbauberater am Bildungszentrum Wallierhof in Riedholz, hat eine mögliche Erklärung dafür, warum sich der Mais in diesem Jahr möglicherweise bei der Direktsaat schlechter entwickelt. «Es kann sein, dass es den Säschlitz aufgrund der Trockenheit wieder aufgedrückt hat und so der Bodenschluss fehlte oder das Korn schneller ausgetrocknet ist», so Mori. Wenn die Andruckrollen den Säschlitz nicht genügend verschliessen können, haben die Körner weniger Bodenkontakt. Bei diesen Umständen sei es klar, dass die Pflanze Mühe hat, unter erschwerten Bedingungen richtig loszulegen.
Bodenbeschaffenheit hat den grösseren Einfluss als die Saattechnik
Generell sei es schon so: Mehr Bodenbedeckung bedeutet bessere Wasserzurückhaltung. Er kann sich aber vorstellen, dass eine Bodenbearbeitung die Kapillaren unterbricht, was wiederum zu weniger Verdunstung führt. Aber auch er ist der Meinung, dass die Bodenbeschaffenheit und der Saatzeitpunkt einen grösseren Einfluss auf die Kulturentwicklung haben als die Saattechnik.
