Das Lohnunternehmen Schwab im aktuell von der Bise gepeitschten Gals BE hat etwas gewagt: Um Fortschritt im Kartoffelbau zu erlangen, macht man nicht einen Schritt nach vorne, sondern, technisch gesehen, einen Schritt zurück. «Wir machen mit der 6 m langen und 4,25 m breiten Handpflanzmaschine Ropa Gecko eigentlich das, was unser Vater schon vorgelebt hat, einfach etwas moderner», sagt Lohnunternehmer Matthias Schwab.

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Der Drang in Richtung Mechanisierung brachte die vollautomatischen Legeautomaten hervor, die zwar im Vergleich zu den Halbautomaten eine hohe Legeleistung zeigten, wodurch aber sehr viele Keime abgebrochen wurden. «Wir sprechen hier von 20 bis 40 Prozent Keimverlust», schildert Schwab. «Das haben wir uns genauer angeschaut: Werden die Keime beim Manipulieren verletzt, also beim Einfüllen in die Legemaschine, oder beim Bechergurt?» Die Gebrüder Schwab stellten fest, dass der Grossteil der Keime beim Gurt abgebrochen wird, deshalb wollten sie auch hier ansetzen.

10 Prozent Mehrertrag

Nach dem Motto «Back to the roots», zurück zum Ursprung, holten Markus und Matthias Schwab letztes Jahr die vierreihige Handpflanzmaschine auf ihren Betrieb im Grossen Moos und starteten einen Versuch – es ist der einzige Ropa Gecko in der Schweiz. «Das Ergebnis war verblüffend – wir haben selber zuerst nicht daran geglaubt: über 10 Prozent Mehrertrag, auch bei sehr schlechten Pflanzbedingungen und eher zu langen Keimen. Das Ertragspotenzial wäre also noch um einiges höher», sagt Markus Schwab, der Teil des Lohnunternehmens ist und auch eine Engineering-Firma betreibt.

Mittlerweile haben die Brüder die Maschine unter der Bedingung einer Rückversicherung gekauft. Sie stellten auch fest: 20 Prozent mehr Bodenaustrieb bei Frühkartoffeln, die mit dem Ropa Gecko gesetzt wurden, wobei die Leistung auch stark von der Qualität des Saatgutes und des Legebabstandes abhänge, so Matthias.

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Das Telefon des Betriebsleiters klingelt – draussen nimmt die Saison langsam Fahrt auf. Neben dem Lohnunternehmen führen Schwabs nämlich auch einen Milchviehbetrieb in Form einer ÖLN-Betriebszweiggemeinschaft mit 120 GVE und rund 100 Hektaren. Der IP-Milchviehbetrieb umfasst auch Ackerbau (Getreide, Raps, Kartoffeln, Süsskartoffeln), Futterbau (Kunstwiese und Silomais) und Gemüsebau.

Know-how ging verloren

Nach einer kurzen Anweisung übers Telefon hängt Matthias Schwab auf und führt das Gespräch fort. «Alle reden darüber, den Kartoffelanbau zu verbessern, aber niemand macht etwas», sagt der Lohnunternehmer. «Wir fühlten uns verantwortlich, diesen Versuch den Kunden und der Branche zuliebe zu wagen.»

«Nach zwei Jahren machen wir eine Standortbestimmung»

Matthias Schwab, Lohnunternehmer, Gals BE

Denn während der letzten zwanzig Jahre habe die Kartoffelbranche immer den einfacheren Weg gewählt. Man sei allmählich vom Vorkeimen abgekommen, weil die vorgekeimten Knollen teilweise eine tiefere Austriebsquote aufgewiesen hätten als Parzellen, die ohne vorgekeimte Knollen arbeiteten, schildert Schwab die Situation. Der räumliche und zeitliche Aufwand des Vorkeimens, kombiniert mit der tiefen Setzleistung, brachte viele Kartoffelproduzenten zum Schluss, aufs Vorkeimen zu verzichten und dafür vollautomatisch zu fahren. Dadurch sei viel Know-how im Kartoffelanbau verloren gegangen.

Das agrarpolitische Anreizsystem hin zu höherer Effizienz und mehr Flächenleistung habe diese Tendenz weiter verstärkt, so Schwab. Der Landwirt ist aber überzeugt, dass das Wissen rund um das Vorkeimen jetzt, wo der Preisdruck in der Produktion derart hoch ist, wieder mehr gefragt sein werde. [IMG 2-3]

«Es musste immer speditiver werden – darunter gelitten hat teilweise die Qualität», analysiert er. Jetzt sind Schwabs überzeugt: «Wir müssen in den Spiegel schauen und ehrlich sein: Haben wir in der Vergangenheit die richtigen Entscheidungen getroffen, oder haben wir den einfacheren Weg gewählt?» Wieder klingelt das Telefon. 

Schwabs setzen die Handpflanzmaschine bisweilen vor allem für das Setzen von Frühkartoffeln ein, aber das System eigne sich auch für Lagerkartoffeln. Sie rechnen mit einer Flächenleistung von 2 bis 2,5 h pro Hektare bei einer Fahrgeschwindigkeit von 3,5 km/h. Weil der Zeitdruck, Frühkartoffeln möglichst früh auf dem Markt anbieten zu können, sehr gross sei, konzentriere sich der Einsatz des Ropa Gecko eher auf diesen Bereich. Durch das Vorkeimen und die schonende Ablage der Pflanzkartoffeln wiesen die Knollen eine frühere Jugendentwicklung auf, was in allen Hinsichten vorteilhaft sei. Vor allem auch, was die Virusthematik betreffe, so Schwabs.

Zwei Jahre Erfahrungen sammeln

Das Lohnunternehmen hat sich ein Ziel gesetzt: Zwei Jahre wollen die Gebrüder Erfahrungen sowie Ergebnisse und Rückmeldungen der Kunden sammeln. Nach einer Standortbestimmung und entsprechenden Nachkalkulationen werden sie entscheiden, wie es weitergeht. «Wenn sich die Methode nicht durchsetzt, ist das auch okay», so Matthias Schwab. Im Gespräch betont er, dass Kunden auch nur eine Teilfläche mit der Handpflanzmaschine setzen könnten, um erste Erfahrungen zu machen.

Eine personalintensive Methode

Der arbeitstechnische Aufwand des Vorkeimens spiegle sich im Idealfall im Mehrertrag wider. Aber letztlich verstehe er jeden, der nicht gerade alles auf diese Karte setze, so Matthias Schwab. Schliesslich sei das System sehr personal- und zeitintensiv.

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Zehn Leute stehen hinten auf dem drei Tonnen schweren Gerät, das zwar ergonomisch ausgestattet ist, aber eben viele Hände an Deck braucht. Pro Legereihe zwei Personen plus mindestens eine Person zum Auflegen der vollen und Entnehmen der leeren Kisten. Dieses Personal aufbieten zu können, gestalte sich heutzutage als schwierig. Deshalb könnten Schwabs das nötige Personal auf Kundenwunsch auch organisieren. Schwabs wissen: Mit der Handpflanzmaschine betreten sie neues Territorium. Das System setze eine perfekte Saatgut-Vorbereitung voraus; das sei nicht für jedermann. Der Ropa Gecko habe vom ersten Meter an «top funktioniert», aber das Gerät sei definitiv zu teuer, wenn die Vorkeimung nicht sorgfältig gemacht werde.

Klar ist: «Im Kartoffelanbau kann es nicht mehr weitergehen wie bisher. Es braucht dringend eine Veränderung», so Markus Schwab. Die Verfrühung der Jugendentwicklung könnte das Zünglein an der Waage sein, das weitreichende Auswirkungen haben könnte. Das Interesse am System sei vorhanden, aber die Hemmschwelle hinsichtlich des Arbeitsaufwands, der Infrastruktur, der Kosten und des Personals sei spürbar, so die Gebrüder. «Wenig Aufwand, viel Ertrag, das geht halt leider nicht», schliesst Markus Schwab.

Technische Angaben Ropa Gecko
Das Gerät wurde strassen- wie auch hangtauglich gemacht. Über eine Frontspritze kann beim Ablegen der Pflanzknollen auch eine Beizung appliziert werden. Der Legeabstand kann in 16 Stufen von 20 cm bis 50 cm verstellt werden. Über die mechanisch angetriebenen Legebänder werden die Kartoffeln auf vier Reihen mit einem Reihenabstand von 75 cm abgelegt. Vorzugsweise kommen die Pflanzkartoffeln mit 0,5 cm langen Keimen in den Boden.

- Pflanzgeschwindigkeit: 3,5 km/h
- Deichsellenkung
- Mechanischer Antrieb
- Fahrgassenabschaltung
- Wetterschutzdach mit Beleuchtung
- 5 Palettenstellplätze, davon 1× Leergut
- 4 Reihen mit 75 cm Reihenabstand
- In 16 Stufen einstellbarer Pflanzabstand
- Kistenbahn mit Kistenrücklauffunktion
- Länge: 6 m
- Breite: 4,25 m Arbeitsstellung
- Höhe: 3,7 m (ausgehoben mit Dach)
- Leergewicht: 3 Tonnen
- Strassenfahrt
- Breite: 3 m
- Aushub: 4 m
- Zuladung: 1,2 Tonnen (Achtung: negative Stützlast möglich)
- Palettenstellplätze: 5
- Zuladung: seitlich und hinten
- Anforderungen Traktor
- Mindestmotorleistung: 60 kW
- Hydraulikleistung: 30 l/min
- Erforderliche Hydrauliksteuergeräte: Ausheben, Deichsellenkung, Fahrgassenräumer, Spurreisser