Die Marmorierte Baumwanze sorgte in Birnen letztes Jahr laut Schätzungen des Schweizer Obstverbands für Ausfälle von über drei Millionen Franken. Auch im Gemüsebau entstanden Schäden in Millionenhöhe. «Wanzen profitieren vom Klimawandel und treten in den letzten Jahren vermehrt an Gemüsekulturen auf», sagt Cornelia Sauer, Wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Agroscope.
Peperoni, Gurken, Auberginen
An Fruchtgemüse könne es durch verschiedene Wanzenarten zu sehr hohen Ertragsausfällen kommen, in einigen Betrieben hätten die betroffenen Kulturen komplett aufgegeben werden müssen. Derartige Fälle wurden durch die Marmorierte Baumwanze bis jetzt hauptsächlich in der Ostschweiz verursacht.
Am stärksten betroffen sind im Gewächshaus Peperoni, Gurken und Auberginen, die Wanze mag auch Tomaten. Im Freiland befällt sie Stangenbohnen, Zuckermais, Krautstiel und Spargeln. Kulturen unter Glas bzw. im Tunnel sind in der Deutschschweiz meistens stärker betroffen als Freilandkulturen.
Marmorierte Baumwanze in Tunnel
Im Juni wurden in einem Peperoni-Tunnel im Mittelland (Kanton Aargau) die ersten Marmorierten Baumwanzen gesichtet, wie im aktuellen «Gemüsebau-Info» von Agroscope zu lesen ist. Vier Wochen später wurden ältere Nymphen auf einer Pflanze entdeckt. Auf derselben Pflanze wurde auf einem Blatt in der Triebspitze das leere Eigelege gefunden. Saugschäden an den Blättern lagen an verschiedenen Stellen im Bestand vor.
Aufgrund der Erfahrungen in den letzten Jahren müsse die Periode von Mitte Juli bis Mitte August in Frühlingspflanzungen von Fruchtgemüse als Hauptbefallszeit angesehen werden, schreibt Agroscope. In dieser Zeit tritt der erste Nymphenpeak auf. In den betroffenen Gebieten sollten Bestandeskontrollen auf Eigelege, junge Nymphen und eventuelle Adulte fortgesetzt werden.
Spinosad und Acetamiprid
Je nach aktueller Befallssituation mit weiteren Schädlingen und den eingesetzten bzw. natürlich vorkommenden Nützlingen sei abzuwägen, ob z.B. in Peperoni, Gurken oder Auberginen unter Glas eine Behandlung mit Spinosad (Audienz, Biohop Audienz) oder Acetamiprid (Barritus Rex, Basudin SG, Gazelle SG, Oryx Pro) erfolgen soll. Die genannten Wirkstoffe sind vorübergehend bis zum 31. Oktober 2020 zur Bekämpfung der Marmorierten Baumwanze bewilligt. Die Wartefrist beträgt jeweils 3 Tage.
Agroscope geht davon aus, dass junge Nymphenstadien am empfindlichsten auf die Wirkstoffe reagieren dürften. Bei Acetamiprid ist die Anzahl Behandlungen auf maximal 2 Behandlungen pro Kultur begrenzt, weshalb der Wirkstoff möglichst gezielt, z.B. ein erstes Mal zum ersten Peak der Nymphen eingesetzt werden sollte.
Lüftungen einnetzen
Gibt es weitere Bekämpfungsmöglichkeiten? Langfristig wird laut Agroscope vermutlich nur das Zusammenspiel verschiedener Massnahmen die Kulturen nachhaltig schützen können.
Im Gemüsebau wird über die Einnetzung der Lüftungen an Gewächshäusern und Tunneln diskutiert. Dadurch könnte einerseits der Zuflug von Schädlingen gestoppt, andererseits jedoch Luftfeuchtigkeit und Temperatur – also das Bestandesklima – negativ beeinflusst werden. Gemäss Christof Gubler, Fachstelle Gemüse am Strickhof, werden die Kosten pro ha auf rund 200 000 Franken geschätzt.
Gegenspieler: Samurai-Wespe
Im Obstbau versucht man es mit einer Kombination aus Einnetzung und Pflanzenschutzmitteln. In Versuchen werden gemäss Barbara Egger von Agroscope auch alternative Lösungen geprüft, etwa der Einsatz der Samurai-Wespe, einem Ei-Parasiten der Marmorierten Baumwanze.