Die Pilzkrankheit Marssonina kommt vor allem bei extensiv bewirtschafteten Hochstammbäumen oder in Privatgärten in der ganzen Schweiz vor. In Intensivanlagen ist sie weniger ein Problem – der Grund: Fungizidbehandlungen gegen Schorf erfassen im ÖLN auch die Pilzkrankheit Marssonina mit. Im Bioanbau kommt es auf den Zeitpunkt der Behandlung an.

Auf lange Sicht gefährlich

Erste Symptome erkennt man im Juni auf den Blättern, wo kleine schwarze Punkte zu sehen sind. Sie können je nach Sorte anders aussehen, so Sarah Perren, Projektleiterin von «Herakles plus – für ein nachhaltiges Feuerbrand- und Marssoninamanagement im Kernobstanbau». Zusammen mit Pierrine Gravalon bearbeitet Sie dieses Agroscope-Projekt (siehe Kasten). Wenn die Krankheit nicht behandelt wird, werden die Blätter gelb und fallen bereits vor der Reife der Früchte ab – daher auch der Name Marssonina-Blattfallkrankheit. Wenn die Krankheit Überhand nimmt, wird der Baum jedes Jahr schwächer und verkümmert schliesslich.

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Erste Marssonina-Symptome auf dem Blatt. (Bild Agroscope)

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Späte Symptome am Blatt (Bild: Agroscope)

Nur noch für Süssmost

Bei befallenen Bäumen geht die Erntemenge stark zurück – auch die Qualität der Äpfel wird je nach Befall von der Krankheit in Mitleidenschaft gezogen. Ob die Früchte von der Krankheit ebenfalls befallen werden, hängt davon ab, wie stark und wie viele Jahre der Baum schon krank ist, so Sarah Perren. «Die Früchte können nicht mehr als Tafelobst der ersten Qualität verkauft werden, sind jedoch meist ohne qualitative Einbussen noch gut für die Verarbeitung verwendbar», so Perren weiter. Ein befragter Obstbauer hatte zumindest keine Probleme, die Äpfel von Marssonina befallenen Bäumen in die Mosterei zu geben.

Sortenwahl ist wichtig

Die Krankheit gedeiht am besten in feucht-warmem Klima. Trockene, heisse Sommer führen zwar zu einer Eindämmung von Marssonina, schwächen aber gleichzeitig die Obstbäume, was diese wiederum anfälliger macht. «Wichtig bei der Baumpflege ist, darauf zu achten, dass die Kronen gut belüftet sind», so Sarah Perren. Sie betont, dass zu dichte Anlagen und Bäume langsamer abtrocknen und sich so die Pilzkrankheit Marssonina besser entwickeln könne. Auch mit der Sortenwahl kann man der Krankheit entgegenwirken: Laut Perren gibt es zwar keine resistente, aber weniger anfällige Sorten. Dies sind unter anderem Heimenhofer, Sauergrauech und Bohnapfel. Topaz und Golden Delicious hingegen sind sehr anfällig auf Marssonina.

Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) empfiehlt in seinem Merkblatt für biologischen Obstbau auf Hochstammbäumen die Wegführung oder das Mulchen des Laubes, da der Pilz im Laub überwintert. Dies allein sei jedoch nach ersten Erkenntnissen keine ausreichende vorbeugende oder manuelle Massnahme, so Perren.

 

Projekt «Herakles plus» von Agroscope

Projektziel: Schaffung von Wissen für das Management von Feuerbrand und Marssonina in der extensiven Produktion von qualitativ hochwertigem Schweizer Mostobst.

Teilprojekt Marssonina:

  • Etablierung wissenschaftlicher Methoden zur Prüfung der Sortenanfälligkeit
  • Marssonina-Anfälligkeit vielversprechender Kernobstsorten (Gewächshaustestungen und Praxisumfrage)
  • Optimierung und Prüfung von Pflanzenschutzstrategien im integrierten und biologischen Anbau 

Quelle: Agroscope

 

Was nützt gegen den Pilz?

Die Krankheit kann mit Pflegemassnahmen eingedämmt werden, die können aber die direkten Massnahmen nicht ersetzen, sagt Marssonina-Expertin Sarah Perren. Es gibt aktuell zwar keine bewilligten Pflanzenschutzmittel gegen Marssonina, die gängigen Schorfbehandlungen erfassen aber die Krankheit mit. Bei starkem Befall in den Vorjahren können Pflanzenschutz-Massnahmen ab der Nachblüte geplant werden, hält Perrine Gravalon fest. Im Biolandbau sieht das Ganze etwas anders aus: Bio-Obstbauer und FiBL-Berater Hans Brunner aus Steinmaur ZH sagt, dass die Mehltau- und Schorfbehandlungen Marssonina nur mit erfassen, wenn sie nach dem Frühjahr bis in den Sommer hinein weitergezogen werden: «Bei der Behandlung gegen Schorf und Mehltau wird Marssonina nicht mit erfasst, da die Hauptinfektionen erst ab dem Frühsommer erfolgen. Bei der Verwendungals Tafelobst werden aber dieBehandlungen üblicherweise auch nach dem Frühjahr weitergeführt – dann gibt es eine gewisse Abdeckung.»

«Wir haben immer mehr Anfragen bezüglich Marssonina»

Beat Felder, Berater am BBZN Hohenrain

Die Geister scheiden sich

Laut Beat Felder vom BBZN Hohenrain kommen immer mehr Beratungsanfragen zum Thema. Auf die Frage hin, was denn seine wichtigste Botschaft an die Obstbauern sei, sagt er: «Es macht keinen Sinn, in extensiven Obstanlagen mit einer intensiven Bekämpfung anzufangen.» Seine Empfehlung: Sich an die vorbeugenden Massnahmen wie Sortenwahl und Pflegemassnahmen halten. Pflegearbeiten würden über die Direktzahlungen abgegolten.

Die Frage jedoch, ob gut gepflegt schon halb gewonnen ist, bejaht zwar ein erfahrener Obstbauer aus der Ostschweiz, der anonym bleiben will. Er betont aber, dass das nur dann zutrifft, wenn mit Pflege auch der Pflanzenschutz gemeint sei. Seiner Meinung nach hat die Pflege der Bäume kaum einen Einfluss auf den Befall durch Marssonina, die Sortenwahl jedoch sehr wohl.