Biozuckerrüben sind begehrt. «2023 konnten wir die Anbaufläche auf 241 ha steigern», sagt Sebastian Sieber von der Zucker AG. Migros hätte Interesse, aber sie hätten nicht genug, um Schweizer Zucker in Knospenqualität zu liefern.

Roboter statt Jätequipe

Ein treuer Produzent von Bio-Zuckerrüben ist die Familie Jost. Der Bio-Landwirtschaftsbetrieb aus Marthalen bewirtschaftet rund 44 ha. Heuer auf 3 ha bauen sie Zuckerrüben an. Zum Jäten hat er, seine Frau und Mitarbeiter in den letzten Jahren jeweils viele Handarbeitsstunden aufgewendet. Und vergangenes Jahr musste gar eine Jätequipe zur Rettung des Bestandes angeheuert werden. «400 Arbeitsstunden waren nötig, damit das Feld einigermassen aussah. Das kam uns so teurer, wie wenn wir eine Jahresamortisation eines Roboters finanzieren», sagt er. Die Familie Jost entschied sich, den solarbetriebenen Farmdroid FD20 mit aktivem Vorderrad anzuschaffen.

Der Roboter sät und hackt in und zwischen den Reihen. Gekostet hat sie dies wohl gegen Fr. 100'000.- gemäss Angaben von Marius Frei von Lenzberg precision farming an einem Zürcher Puure-Höck. Zu rechnen ist mit einer Abschreibungsdauer von zehn Jahren. Im ersten Jahr ist der 24-Stunden-Service des Herstellers inbegriffen.

«Unser Ehrgeiz ist es, ein Rübenfeld zu haben, dass den Vergleich mit konventionellen Rübenfeldern nicht scheut», sagte er an der Flurbegehung und zeigt auf sein Rübenfeld, das zwischen Oerlingen und Kleinandelfingen liegt. Prächtig sind die Rüben anzusehen und brauchen den Vergleich nicht zu scheuen.

Jost erklärt seine Arbeitsgänge: Nach der Saatbeetbearbeitung lud Sohn Fabio den Farmdroid anfangs April auf den selbst konstruierten Tiefganganhänger für den Transport zur Rübenparzelle. Zusammen wurden Felddaten wie Eckpunkte und Saatabstand programmiert. Angesät hat Jost das Feld mit einem Reihenabstand von 16 cm – versetzt im Diamantmuster.

Neun Stunden für die Aussaat

Neun Stunden brauchte der Roboter für die Aussaat der 2.2 Hektaren – wofür eine konventionelle Sämaschine eineinhalb Stunden gebraucht hätte. Zumal Martin und Fabio Jost den Roboter permanent auf Feld überwachten. «Das Vertrauen in diese Technik mussten wir uns Schritt für Schritt erarbeiten», sagt er. Dafür brauche es halt Zeit, welche sich aber gelohnt habe.

«Der 24-Stunden-Service funktionierte, anfangs halt etwas verzögert», sagt Jost. Anfänglich kamen die Störungsmeldungen per Mail, während Hackphase kam aber eine App dafür dazu. Etwas bange wäre es ihm beim ersten Telefon auf die Hotline bei Farmdroid in Dänemark gewesen. Da wird nur Englisch gesprochen. Aber die Mitarbeiter an der Farmdroidzentrale seien hilfsbereit und er komme gut mit seinem in die Jahre gekommenen Schulenglisch zurecht, sagt Jost.

15 Stunden Arbeitsaufwand

Auf Null reduzieren lässt sich der Handarbeitsaufwand trotz Roboter nicht. Laut Luzi Schneider von der Fachstelle Zuckerrübenanbau, Strickhof, wäre das Ziel, durch den Roboter den Jätaufwand, der normalerweise zwischen 200 und 250 Stunden dauert, auf 50 Stunden zu reduzieren. «Wir waren bis jetzt zu Dritt genau fünf Stunden auf dem 2 Hektaren-Feld, um Melden und Distelnnester auszureissen», sagt Jost.

Der Roboter hat erfüllt, was er sich davon versprach. In der Tat sieht das Feld aus wie für einen Werbespot für einen Farmdroid. «Aber lasst euch nicht täuschen», so Jost und zählt die Tücken der Technik auf – die auf seinem anderen Rübenfeld in Marthalen zu finden sind.

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Mulchsaat brauchte Nerven

Denn auf diesem wurde von ihm die von der Landwirtschaftspolitik angestrebte «Bodenschonende Anbautechnik» angewandt. Er wollte wissen, ob Mulchsaat mit dem Farmdroid funktioniert. Die Maisstrunke der Vorkultur arbeitete er anfangs März mit einer Bodenfräse ein und machte noch einen zweiten Fräsdurchgang bei besten Bodenbedingungen mitte März. Dadurch wurde die oberste Bodenschicht sehr feinkrümlig – «schon fast wie Puderzucker», was aber für bei den intensiven Regenfällen kurz vor Saat nicht optimal war.

Obwohl er nach dem Regen eine Frässchicht festgestellt habe welche eher noch einen Durchgang mit Grubber nötigt gemacht hätte, liess Jost den Droiden anfangs April einsäen, nachdem er mit dem Hackstriegel nochmals eine Unkrautkur gemacht hatte. Auf einem grobscholligen Teilstück hat er sich zu einem Walzdurchgang hinreissen lassen. Die Saat lief trotz des trockenen Wetters gut auf. «Aber die Hackdurchgänge mit dem Farmdroid wurden in dieser Mulchsaat-Parzelle wegen dem nasskalten Wetter zur Nervensache», erinnert er sich und vermerkt, dass der Farmdroid wohl eigentlich für grosse, schön flache Felder, mit sandigen Böden ohne Steine konstruiert wurde. Seine Parzelle hingegen hat leichte Hangneigung und besteht aus schwerem, lehmigem Boden und eben Mulch. «Gerade mit dem Mulch hatte er Mühe, weil dieser auf Keimlinge geschoben wurde», sagt Martin Jost.

Auch Starkregen mit Verschlämmung und die nassen Bedingungen sowie dem harten Boden der dann daraus resultierte, erschwerten die Arbeit des Roboters erheblich.

Der Roboter schwankte beim Hacken hin und her – torkelte sozusagen von einem Punkt der Linie zum nächsten. Dies weil bei dieser Parzelle die «Linen-Saat» gewählt wurde und so alle Hackmesser im harten Boden gleichzeit in und aus der Reihe schwenkten. Störungsmeldungen noch und nöcher. Das Resultat ist niederschmetternd. Im Verschlämmten Bereich der Parzelle meterweise keine Rüben und viel, viel Unkraut.

«Wir haben uns überlegt, diese Feldteile mit einer anderen Kultur neu einzusäen», sagte Martin Jost. Aber da in dieser Parzelle ein Feldversuch vom FiBL integriert war und in den guten Teilstücken genügend Rübenpflanzen vorhanden waren, wurde gesamte Parzellenfläche zu Demozwecken stehen gelassen. «Es ist halt jetzt regemässig nötig etwas maschinell gegen das Rübenüberwachsende Beikraut anzugehen», resümiert Martin Jost, wobei er aber auch auf die positive Tatsache hinweist. «Die Läuse sind in Bioparzellen eher an den Melden anzutreffen als auf den Rüben!»

Stephanie Schaz vom FiBL ergänzt mit ihren Resultaten ihres Versuches über die Effizienz der Hackmesser vom Farmdroid in den Reihen, dass gerade in dieser Parzelle die Reihen in denen die Hackmesser eingesetzt wurden um 65 % weniger Beikraut gehabt hätten als die Vergleichsreihe, in der das Hackmesser nicht eingesetzt wurde. Ohne Farmdroid oder sehr viel Handarbeit hätte wohl ein Totalverlust in dieser Parzelle resultiert.

Rafael Seeh von der Zucker AG meint edazu, dass Biozuckerrübenpflanzer wohl eher gelassener auf auflaufendes Beikraut reagierten - trotz aller Anstrengungen dagegen. Gerade weil auch positive Aspekte gesehen würden wie Ablenkung gegen Blattläuse und Förderung deren natürlichen Fressfeinden. Diese Anmerkung löste bei Flurgang-Teilnehmern eine positive Zustimmung aus und regte auch die Diskussion an. «Wie sauber muss es denn wirklich sein beziehungsweise wie wirtschaftlich ist ein sehr sauberes Feld?», warf Jost in die Diskussion.

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Fazit nach einer Saison

Also das Fazit für Jost nach dieser Saison mit dem Farmdroid:

  • Nach Mitte Februar pflügen und anschliessend ein bis zwei Unkrautkuren durchführen wie auf der sehr schönen Rübenparzelle in Oerlingen sei ganz sicher kein Fehler, auch wenn die Agrarpolitik den Pflug schon fast «verteufle».
  • Und ein Blindhacken mit dem Farmdroid einplanen, wenn immer wettertechnisch möglich drei bis sieben Tage nach Saat, wenn nicht sogar bei Saat die Hackdrähte über den Saatreihen laufen zu lassen.
  • Den Einsatz vom Farmdroid und deren technischen Möglichkeiten schon bei der Parzellenwahl, wenn immer möglich berücksichtigen.
  • Schwere, vernässte bzw. verschlemmte Böden verträgt der Roboter weniger gut. Widerstände, seien es grosse Steine oder Mulchrückstände könnten erhebliche Störungen verursachen und bei starker Hangneigung laufe es auch nicht ganz rund.
  • «Wohlüberlegte Vorarbeiten zu Gunsten des Farmdroids sind schon nötig, denn Bewirtschaftungsfehler zu beseitigen ist nicht die Kernkompetenz unseres fast unermüdlichen Mitarbeiters. Aber die Resultate bis jetzt ermutigen uns auf nächstes Jahr die Bio-Rübenfläche nochmals etwas auszubauen», sagte Martin Jost abschliessend.