Wie beurteilen Sie die Möglichkeit, Faserhanf, vor allem die langen Fasern, in der Schweiz zu verarbeiten?
Martin Klöti: Ich denke, das lässt sich zusammen mit den Landwirt(innen) mit einer Kooperative realisieren. Hanf ist ein nachwachsender Rohstoff, der die fossilen Rohstoffe ablösen muss. Auch die Industrie ist sich dessen bewusst. Und wenn die Industrie das will, braucht es eine sehr grosse Menge – also einen Verbund von Landwirt(innen), die Hanf produzieren, so wie sie auch Lebensmittel produzieren, zur Versorgungssicherheit. Regional verteilt mit einer starken und kompetenten bäuerlichen Basis.[IMG 2]
Kann das funktionieren?
Martin Klöti: Leider ist die Mentalität oft noch so, dass Erzeugnisse ab dem Acker geliefert oder abgeholt werden – aus den Augen, aus dem Sinn, und man nimmt, was bei der Schlussabrechnung herausschaut. Die Bäuerinnen und Bauern stehlen sich so ein Stück weit aus der Verantwortung. Besser wäre es, Verantwortung für Verarbeitung und Vermarktung zu übernehmen, dabei zu lernen und andere Rollen zu übernehmen. So bleibt vermehrt Wertschöpfung auf dem Hof.
Wie soll eine solche Kooperative aussehen?
Martin Klöti: Wir rüsten die Bäuerinnen und Bauern mit kleinen, handlichen Ernte- und halbautomatischen Verarbeitungsgeräten aus, sodass alle den Nutzhanf säen, sorgfältig ernten, rösten und behutsam zu Halbfabrikaten verarbeiten können – dazu lässt sich auch die Hilfe von Nachbar(innen) und Freund(innen) in Anspruch nehmen – ähnlich wie es bei der Weinlese zu und her geht. Wir von Glärnisch Textil sorgen für den Verkauf und für die Weiterverarbeitung der so erstellten Halbfabrikate in den entsprechenden Industrien und für vollen Know-how-Transfer.
"Das Investitionsvolumen für Ernte- und Verarbeitungsgeräte für den Anbau in der Schweiz beträgt 3,25 Mio Fr."
Martin Klöti
Wie wollen Sie das finanzieren?
Martin Klöti: Bei den Ernte- und Verarbeitungsgeräten für die bäuerlichen Kooperativen streben wir eine umfassende Vorfinanzierung durch Investor(innen) an. Das Investitionsvolumen für Ernte- und Verarbeitungsgeräte für den Anbau in der Schweiz beträgt 3,25 Mio Fr. Aus dem damit erzielten Umsatz erhalten die Bauern 66 %, die Investoren 11 % und Glärnisch Textil 23 %. Das ist eine faire Aufschlüsselung.
Haben Sie schon Investoren gefunden?
Martin Klöti: In dieser neuen Konstellation leider immer noch nicht. Wir suchen weitherum schweizweit, und da im Balkan, Mittleren Osten und Afrika das Interesse an solchen Kooperativen und unseren Lösungen besteht, auch weltweit, stets regional. Der kritische Tenor ist bis dato leider so, dass die Investor(innen) zweifeln, ob solche Gerätschaften funktionieren. Für die kurzen Fasern haben wir eine Pilotanlage, die funktioniert. Für die langen Fasern muss ich wohl selbst eine Anlage mit meinen eigenen Händen und Mitteln bauen.
"Wir waren und sind im Gespräch sowohl mit dem PRE Glarus als auch jenem der Thurgauer. Beim Ausfüllen der teuflischen Formulare habe ich mir gesagt, was soll das."
Martin Klöti
In Glarus will man auch ein PRE mit Nutzhanf machen und mit dem PRE Thurgau eng zusammenarbeiten. Sie könnten doch Maschinen und Geräte über das PRE finanzieren?
Martin Klöti: Wir waren und sind im Gespräch sowohl mit dem PRE Glarus als auch jenem der Thurgauer. Beim Ausfüllen der teuflischen Formulare habe ich mir gesagt, was soll das. Soll ich eine Woche lang Formulare ausfüllen, dann ewig auf den Amtsschimmel warten, und am Schluss rechnet es sich bei weitem nicht? Dazu bin ich nicht mehr bereit. Heute ist mein Ansatz vielmehr der entschlossene Paradigmenwechsel: Weg vom Schwerfälligen, weg vom Teuren hin zum Leichten und Überblickbaren.
Weitere Informationen: www.glaernischtextil.ch
