Die Streifenablage von Gülle mit dem Schleppschlauch hat viele Vorteile, nicht nur, weil es so weniger Emissionen gibt. Unerwünscht ist allerdings, wenn zu dicke Gülle auf eine kleinere Fläche abgelegt wird und mit dem Schlauch auch noch direkt auf das Gras, sagt Nicolas Marti, Futterbaulehrer am BBZN Hohenrain. «Ausgetrocknete Güllemadli führen zu verschmutztem Futter und schädigen wegen Verbrennungen den Wiesenbestand darunter.» So würden Lückenfüller statt wertvolle Gräser wachsen, dieses Problem werde unterschätzt, sagt der Futterbauer. Gülle mehr verdünnen oder separieren werde deshalb immer mehr zum Thema, stellt Marti fest.
Separator nach Mass
Die Verhinderung von Güllemadli war auch für die Brüder Stefan und Martin Meyer vom Unterdottenberg in Adligenswil Hauptgrund für die Anschaffung und Eigenkonstruktion eines mobilen Separators, den sie nicht nur selber einsetzen, sondern vor allem auch in der Umgebung vermieten.[IMG 3]
Martin bewirtschaftet mit seiner Familie und mithilfe der Eltern einen 29-ha-Milchwirtschaftsbetrieb in der voralpinen Hügelzone. Den konnte er 2021 übernehmen, vorher war er Pächter. 45 Holsteinkühe stehen im zehn Jahre alten Laufstall, gegen 400 000 kg Milch werden an ZMP geliefert. Auf dem Silobetrieb werden drei ha Mais angebaut. Sein Bruder Stefan ist selbstständiger Schlosser und half beim Aufbau des Separators mit. «Vor Jahren war noch nicht das auf dem Markt, was wir wollten.»
Viele Geräte angeschaut
Vorteile von separierter Gülle
Martin und Stefan Meyer bewerben den Einsatz des Separators mit folgenden Argumenten:
- Keine Rückstände auf Wiesen und Weiden
- Bessere Futterqualität
- Reduktion Lagervolumen um 10 bis 20 Prozent
- Schnelles Versickern der Gülle im Boden, dadurch bessere Nährstoffeffizienz
- Optimal verrottete, homogene Feststoffe, welche auch problemlos im Sommer ausgebracht werden können
- Verbesserung der Rühr- und Pumpfähigkeit der Gülle
Sie hätten vor dem Kauf viele verschiedene Geräte angeschaut, sagen die beiden Brüder. Ziel war ein möglichst einfach zu bedienendes Gerät an einem 32-Ampere-Elektroanschluss, mit möglichst hohem Durchlass. Vor allem bei Vermietung sei wichtig, dass mit einem Schalter alles ein- und ausschaltbar sei und dank Sensoren bei Störungen die Maschine selber ausschaltet. So besteht das Gerät von Meyers aus einem Eys-Pressschnecken-Separator, der von Hochdorfer Technik AG bezogen wurde. Vorgelagert ist eine auch dort eingekaufte frequenzgesteuerte Schneckenpumpe. In die Saugleitung eingebaut ist ein Schredder, um gröbere Fasern und Strohklumpen zu zerschneiden und so Pumpenverstopfungen zu vermeiden. Die Komponenten der Abführpumpe wurden ebenfalls von Hochdorfer bezogen, das Förderband für das Festgut separat angeschafft. Die Steuerung wurde nach ihren Vorgaben von der Berner Firma Kaneau hergestellt, erläutert Metallbauer Stefan Meyer. «So haben wir nun eine vermietungskonforme Maschine mit hoher Leistung.»
Weil allerdings jede Gülle sehr verschieden sei, schwanke auch die Stundenleistung des Separators, erklärt Landwirt Martin Meyer. Für normale Rindergülle rechnet er mit 45 m3 pro Stunde, das könne allerdings zwischen 30 und 60 m3 schwanken. Die Separierfähigkeit könne bei dicker und dünner Gülle beschränkt sein. Sie hätten auch festgestellt, dass bei kurzem Einstreumaterial in frischer Gülle die Fasern noch fest sind und gut durch das Gittersieb fliessen. Bei langem Stroh oder Rapsstroh könne es in Einzelfällen in der Schnecke aber schon zu Aufwicklungen kommen. Wie viel Feststoffe der Gülle entzogen werden sollen, lässt sich individuell einstellen. Mit Gegengewichten sei die Spannung im Separator und somit der TS-Gehalt einstellbar. Je trockener der Mist, desto weniger Leistung sei möglich. Wie fest der Mist sein soll, sei je nach Kundenwünschen unterschiedlich, so ob dieser als Einstreu in Boxen verwendet werden soll. Im Schnitt werde Mist mit 20 bis 25 Prozent TS produziert, ihr Separator sei nicht ausgelegt für sehr trockene Ware, sondern möglichst hohe Leistung. Ihre Kunden wollten vor allem Stapelmist oder für Feldrandmieten und weniger für Einstreu. «Dafür bräuchte es wohl eher stationäre Anlagen auf dem Betrieb, welche kontinuierlich frisches Einstreumaterial liefern», sagt Martin.
Gründe für Separator
Vermeidung von Güllemadli sei bei ihren Kunden der Hauptgrund für den Separatoreinsatz – aber auch die bessere Nährstoffverfügbarkeit. «Stroh ist ein N-Zehrer; wenn weniger Stroh in der Gülle ist, steht der Stickstoff für das Gras zur Verfügung.» Einige Kunden würden den Separator einsetzen, um das Bodenleben zu verbessern. Oder weil sie beim Projekt Klimastar Milch mitmachen, Misttrennung gelte dabei als eine Massnahme zur Minderung der Treibhausgasemissionen, erklärt Meyer.
Wenn die Feststoffe mit Stapelmist gemischt und mit dem Kompostwender bearbeitet würden, so gebe das einen Mist wie Blumenerde. Die krümeligen Feststoffe sollten aber eher mit einem Kompost- oder Seitenstreuer ausgebracht werden, und der könne auch noch in hohes Gras gestreut werden, sagt Martin Meyer. Zum Argument, die Gülle einfach mehr zu verdünnen, meint er, dass so das Stroh ja gleichwohl auf dem Feld bleibe. Und wer bei Dünngülle gleich viele Nährstoffe pro Fläche wünsche, brauche mehr Flüssigkeit, «das heisst, mehr Menge und Zeit zum Güllen.»
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Mehrnutzen ist Preis wert
Grundsätzlich holen die interessierten Bauern den Separator ab Hof bei Meyers. Beim ersten Einrichten helfen die Brüder mit. Die Ansaugleitung ist bis 20 m lang, die Abführleitung bis 35 m. Das Gefährt steht auf einem 3-t-Anhänger für Traktor oder Auto. Separate Hofdüngerlager hätten die Kunden kaum, es werde separiert, bis die Leistung mit zunehmend dünnerer Gülle sinke. Pro Stunde verrechnen Meyers für das Gerät 85 Franken, wobei der Tarif mit zunehmender Stundenzahl sinkt. «Im Schnitt kostet separierte Gülle rund zwei Franken pro m3», sagt Martin Meyer. Separieren stosse auf Interesse und er ist überzeugt, dass der Mehrnutzen den Preis Wert ist.
Rindvieh und Labelschweine
Die Konsistenz von Gülle sei je nach Haltung und Tierart unterschiedlich, erklärt Nicolas Marti vom BBZN Hohenrain. Tiefboxen mit viel und grobem Stroh führen schon bei der Güllelagerung zu einem Deckel, aus Hochboxen mit mehr Häckselstroh ist diese in der Gülle besser aufgeschlossen und abgebaut. Rindviehgülle und solche von Labelschweinen führten wegen der hohen Anteile an Feststoffen grundsätzlich zu mehr Güllemadli als Gülle aus der QM-Schweinemast. Er stellt deshalb ein zunehmendes Interesse am Separieren fest, seit mit Schleppschlauch gegüllt wird. Das sei aber ein teures Verfahren. Verdünnen wäre anderseits günstig, wenn selber genügend Wasser und Lagerraum vorhanden sei. Es gelte je nach Betrieb abzuwägen, was sinnvoller sei.
Wenn Gülle über weite Distanzen transportiert und fremd ausgebracht werde, mit entsprechend hohen Kosten von acht bis zehn Franken pro m3, so könne das Separieren durchaus eine wirtschaftliche Variante sein. «Arrondierte Betriebe mit eigener Mechanisierung haben Vorteile mit verdünnter Gülle, nichtarrondierte Betriebe eher mit dem Separieren», sagt Marti. Bei neuen Ställen stellt er fest, dass der Einbau von eigenen stationären Separatoren durchaus ein Thema ist, vor allem auch, wenn die Feststoffe zum Einstreuen verwendet werden sollen. Für bestehende Ställe würden hingegen eher Separatoren zugemietet. Grundsätzlich sei man beim Separieren immer noch in der Phase des Ausprobierens. Es gebe wenige verlässliche Zahlen aus der Forschung und von Versuchen, sagt Marti. «Auch weil jede Gülle eben verschieden ist.»