Die Fragen von damals sind noch heute aktuell: Was kann die Direktsaat zum chemischen und physikalischen Bodenschutz beitragen? Vor rund 30 Jahren beschäftigten hohe Nitratwerte im Wasser – und nach der Verbreitung zapfwellengetriebener Maschinen zunehmende Erosionsprobleme. Heute zeigen die Daten aus dem Langzeitversuch Oberacker in Zollikofen BE, dass Direktsaat eine mögliche Antwort ist.
Mit Kartoffeln aufgehört
«Das Ziel war ein Vergleich von Pflug und Direktsaat», erklärte Wolfgang Sturny an der Veranstaltung «Brennpunkt Boden» am Inforama Rütti. Sturny hat sich in seiner Zeit bei der Fachstelle Boden lange mit dem Oberacker beschäftigt. Der Versuch umfasst eine sechsjährige Fruchtfolge, wobei die Kulturen über die Jahre angepasst wurden. Ausserdem kamen verschiedene Maschinen zum Einsatz. Die Verantwortlichen entwickelten sowohl das Direktsaat- als auch das Pflugverfahren weiter.
«Wir hatten fünf Jahre lang Kartoffeln ohne Pflug, aber wegen grosser Schollen bei der Ernte und Problemen mit Blaufleckigkeit aufgegeben», erzählte Wolfgang Sturny. Seiner Meinung nach gelingt der pfluglose Kartoffelanbau nur dann, wenn die Knollen an der Bodenoberfläche abgelegt und zugedeckt statt in Dämme gesetzt werden.
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Möglichst wenig Glyphosat
Auf dem Oberacker arbeitete man mit möglichst wenig Herbiziden bzw. Glyphosat. Um die Ökobilanz zu verbessern – die laut Berechnungen von Agroscope stark vom mineralischen Dünger beeinflusst ist – ergänzten bald Erbsen und Ackerbohnen die Fruchtfolge.
Das Stroh blieb jeweils auf der Fläche und war somit neben Gründüngungen die einzige Form organischer Düngung, da der Oberacker weder beweidet noch mit Gülle oder Mist versorgt wurde.
Die Stickstoff-Düngung erfolgte im Cultan-Verfahren, bei dem ein Sternrad flüssiges Ammonsulfat in den Boden injiziert. Aus Gründen des Bodenschutzes ist ein On-Land-Pflug im Einsatz. «Man kann auch schonend pflügen», bemerkte Sturny. Die Gründüngungen sind abfrierend, damit die Terminierung in der Regel ohne Glyphosat gelingt.
Kein Problem mit Mykotoxinen
«Wir haben schnell gemerkt, dass sich bei Direktsaat und Pflug rasch eine unterschiedliche Begleitflora etabliert», schilderte Wolfgang Sturny. Fusarien bzw. zu hohe Mykotoxinwerte seien auch ohne wendende Bodenbearbeitung dank zerkleinerter Maisstoppeln nie ein Problem gewesen.
Der Pflugverzicht zeigte sich aber durch eine rasche Verbesserung der Tragfähigkeit des Bodens und eine bessere Wasserinfiltration. «Wir haben versucht, diesen Boden so stark zu benetzten, bis es Schäden gibt», so Sturny. «Aber nach jahrelanger Direktsaat ging das gar nicht mehr.» Regenwürmer gebe es auf diesen Parzellen ähnlich viele wie auf einer Naturwiese, zudem mehr Mykorrhiza-Arten und weniger Nitratauswaschung als auf den gepflügten Vergleichsflächen. In der Tendenz seien auch die Erträge höher gewesen. «Vor allem in sehr trockenen Jahren war das der Fall.»
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Da der Boden bei Direktsaat in der Tiefe nicht maschinell durchmischt werde, löse sich die Pflugsohle nur langsam auf. «Das meiste passiert in den obersten fünf Zentimeter», sagt Sturny. Die Unterschiede in der Krümelstabilität zeigte ein Slaketest in grossen Glaszylindern anschaulich (siehe Bilder): Während vom Klumpen aus der Pflugparzelle immer wieder Brocken abbrachen und die Erde im getrübten Wasser bereits nach kurzer Zeit kaum mehr zu sehen war, blieb die Direktsaat-Scholle deutlich sichtbar und weitgehend intakt. Nur ab und zu stiegen ein paar Luftblasen empor.
Kinsey versus GRUD
Agroscope-Forscher Frank Liebisch präsentierte die ersten Ergebnisse aus einem 12-jährigen Düngungsversuch auf dem Oberacker. Verglichen wurden die Empfehlungen nach Kinsey und GRUD. «Bei der GRUD liegt der Fokus auf dem Ertrag, dem ökonomischen Optimum», hielt Liebisch fest, «wobei auch der pH und die Kationenaustauschkapazität (KAK) berücksichtigt werden.» Im Gegensatz dazu liegt der Schwerpunkt bei Kinsey auf dem Boden und der Kationenbeladung.
Ertragsmässig zeigten sich zwischen den beiden Düngungsverfahren keine signifikanten Unterschiede. «Es gibt je nach Kultur Trends, aber zum Teil in entgegen gesetzte Richtungen.» Frank Liebisch führt dies auf die hohe Variabilität der Erträge je nach Jahr zurück.
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«Der Trend stimmt»
Hinsichtlich der Nährstoffversorgung des Bodens stimme der Trend sowohl bei Kinsey als auch bei GRUD. Es zeichne sich also keine Verarmung ab und das zu Versuchsbeginn bestehende Überangebot an Phosphor nahm ab.
Nach 12 Jahren zeigte sich aber bei GRUD v.a. in den tieferen Bodenschichten eine Versauerung, da es hier – den Empfehlungen folgend – keine Kalkungen gab. «Bei der Kalk-Frage ist auch der pH-Wert zu berücksichtigen», bemerkte Frank Liebisch. Ausserdem sollte für die Bestimmung des Nährstoffbedarfs der Boden bis in 20 cm Tiefe beprobt werden, so die Empfehlung.
Genauere Analysen des «Datenschatzes» vom Oberacker sind in Arbeit.