Schweizerinnen und Schweizer mögen Äpfel. Jedes Jahr isst jeder und jede statistisch gesehen rund 16 Kilogramm davon. Das ist deutlich mehr als bei der Banane: 9,3 Kilo werden hierzulande jährlich pro Kopf gegessen. Weltweit gibt es laut dem Schweizer Obstverband SOV 20'000 verschiedene Apfelsorten, hierzulande sollen es über 1000 genetisch unterschiedliche Sorten sein.
Wenige Topsorten beherrschen den Markt
Zwar gibt es also eine schier unüberschaubare Vielfalt an Sorten, die alle ihren ganz eigenen Geschmack, eine andere Form, unterschiedliches Aussehen, verschiedene Erntezeitpunkte und Ansprüche mitbringen. International am beliebtesten und damit marktbeherrschend sind aber einige wenige Sorten, namentlich Gala, Golden, Braeburn und Jonagold. Damit dominieren süssliche Sorten die Rangliste der beliebtesten Äpfel.
Mehr Gala als alles andere
In der Schweiz werden Äpfel laut dem Bundesamt für Landwirtschaft BLW auf einer Gesamtfläche von rund 3'740 Hektaren angebaut. Man listet über 90 Sorten, die auf mehr als 40 Aren produziert werden. Hinzu kommen 439 Sorten mit kleineren Anbauflächen.
Die Statistik wird unbestritten von Gala angeführt. Ein Viertel der gesamten Apfelproduktion entfällt flächenmässig auf diese süsse, eher feste und mittelmässig saftige Sorte. 33'000 Tonnen Gala-Äpfel werden jährlich geerntet, gefolgt von Golden Delicious (25'000 Tonnen) und Braeburn (15'000 Tonnen).
Da alte Apfelsorten ein wichtiges Reservoir für Krankheitsresistenzen und damit Material für die Zucht neuer Früchte (z. B. für den Bioanbau) sind, ist Fructus zum Erhalt alter Sorten aktiv. So betreut die Vereinigung etwa Erhaltungssammlungen für Obst-Genressourcen. Von den gepflegten Pflanzen können gesunde Reisser zur Veredelung per Propfen gewonnen werden.
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Fructus hat den Wehntaler Hangapfel 2015 zur Obstsorte des Jahres gekürt. Diese Sorte stammt vermutlich aus dem Zürcher Unterland und ist gegen verschiedene Apfelkrankheiten robust. Mit der Ernennung soll auf den Wert alter Obstsorten aufmerksam gemacht und deren Anbau gefördert werden. (Bild Fructus)
Clubsorten mit geschütztem Namen
Jazz, Pink Lady und auch Diwa sind Clubsorten, ihre Namen sind rechtlich geschützt. Wer diese Äpfel anbauen will, muss Mitglied im Club sein, die Mengen werden begrenzt. Für die Sortenclubs bezahlen die Produzenten von Jazz, Diwa und Co entweder pro gekauftem Baum oder pro verkauftem Kilo Äpfel einen Mitgliederbeitrag. Das Ziel des Ganzen ist es, eine Apfelsorte im obersten Qualitäts- und Preissegment zu platzieren.
Die folgende Tabelle zeigt die wichtigsten Schweizer Apfelsorten in alphabetischer Reihenfolge und basiert auf Bildern und Informationen des Schweizer Obstverbands:
Braeburn
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- süss-säuerlich
- festes Fruchtfleisch
- Besonders Vitamin-C-reich
- Anschnitt wird nur langsam braun
- Reift nur in milden Lagen
Saison: Oktober bis Juni
Boskoop
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- säuerlich
- festes Fruchtfleisch
- Raue Haut, hoher Zucker- und Säuregehalt
- Typischer Kochapfel, aber auch roh beliebt
- Zerfällt beim Kochen
Saison: September bis Mai
Cox Orange
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- süss-säuerlich
- festes Fruchtfleisch
- Handliche Grösse
- mittelfest bis saftig
- Von einem Engländer namens Cox gezüchtet
Saison: September bis Februar
Diwa® (Sorte Milwa)
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- säuerlich
- festes Fruchtfleisch
- Züchtung von Agroscope
-(Idared x Mangold) x Elstar
- Frisch, zum Kochen und Backen
Saison: Oktober bis Juni
Elstar
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- säuerlich
- festes Fruchtfleisch
- Meist frisch gegessen
- Bissfest
- Auch zum Kochen und Backen
Saison: September bis März
Gala
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- süsslich
- sehr festes Fruchtfleisch
- Viel Zucker, wenig Säure
- Bei Kindern beliebt
- Handliche Grösse
Saison: August bis Juni
Galmac
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- eher säuerlich
- mittelfestes Fruchtfleisch
- Züchtung von Agroscope
- Jerseymac x Gala
- erfrischend
Saison: Juli bis August
Glockenapfel
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- säuerlich
- festes Fruchtfleisch
- Sehr alte Sorte
- Per Zufall in Deutschland entstanden
- Gut lagerbar
Saison: November bis Juli
Golden Delicious
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- süsslich
- festes Fruchtfleisch
- Zufällig in den USA entdeckt
- Mild, wenig Säure
- Oft in Babynahrung verwendet
Saison: September bis August
Gravensteiner
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- eher säuerlich
- festes Fruchtfleisch
- Uralte Sorte
- Schlecht lagerbar
- Sehr saftig
Saison: August bis Oktober
Jazz® (Sorte Scifresh)
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- süss-säuerlich
- festes Fruchtfleisch
- Niederländische Züchtung
- Braeburn x Royal Gala
- V. a. für den Frischverzehr
Saison: Oktober bis Juni
Jonagold
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- süsslich
- mittelfestes Fruchtfleisch
- Besonders süss
- Bei Kindern beliebt
- Anschnitte verbräunen rasch
Saison: September bis August
Kanada Reinette
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- säuerlich
- mittelfestes Fruchtfleisch
- Gut lagerbar
- Guter Haushalt- und Kochapfel
- Wird mit der Zeit mehlig
Saison: Oktober bis Mai
Kidds Orange
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- eher säuerlich
- mittelfestes Fruchtfleisch
- Red Delicious x Cox Orange
- viel Zucker, mässig Säure
- Vor allem für den Frischkonsum
Saison: September bis Januar
Kiku® (Sorte Fuji)
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- süsslich
- mittelfestes Fruchtfleisch
- Von einem Südtiroler Obstbauern auf einer Japanreise entdeckt
- Knackig
Saison: Januar bis Mai
Maigold
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- säuerlich
- mittelfestes Fruchtfleisch
- Schweizer Züchtung
- Gut lagerbar
- Parfümiertes Aroma
Saison: Oktober bis August
Mairac® (Sorte la Flamboyante)
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- eher säuerlich
- mittelfestes Fruchtfleisch
- Züchtung von Agroscope
- Gala x Maigold
- Sehr fest und knackig
Saison: Januar bis Juni
Pink Lady® (Sorte Cripps Pink)
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- eher säuerlich
- mittelfestes Fruchtfleisch
- Zufallskreuzung aus Australien
- Lady Williams x Golden Delicious
- Wenig saftig
Saison: Dezember bis Juni
Pinova
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- säuerlich
- mittelfestes Fruchtfleisch
- Herzförmig
- Sehr aromatisch
- Junge deutsche Züchtung
Saison: Oktober bis Juni
Primerouge
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- eher säuerlich
- mittelfestes Fruchtfleisch
- Aus Japan
- Jonathan x Worcester
- Frühe Sorte
Saison: August bis September
Rubinette
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- säuerlich
- festes Fruchtfleisch
- Entdeckt von einem Schweizer
- Intensiv fruchtiges Aroma
- Sehr gute Resultate bei Geschmackstests
Saison: September bis Januar
Rubinola
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- süsslich
- festes Fruchtfleisch
- Aus Tschechien
- Prima x Rubin
- Viel Vitamin C
Saison: September bis Mai
Summerred
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- säuerlich
- festes Fruchtfleisch
- Kanadische Kreuzung
- McIntosh x Golden Delicious
- V. a. für den Frischverzehr
Saison: August bis Oktober
Tentation® (Sorte Delbush)
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- säuerlich
- festes Fruchtfleisch
- Aus Frankreich
- Golden Delicious x Blushing Golden
- Sehr fest und saftig
Saison: November bis März
Topaz
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- eher säurlich
- festes Fruchtfleisch
- Junge tschechische Sorte
- Schorfresistent
- Viel Vitamin C
Saison: September bis März
Mehr zur Züchtung von neuen Apfelsorten bei Agrosopce finden Sie hier:
Das ganze Jahr gibt es Schweizer Äpfel
Einige Sorten eignen sich besser zum Lagern als andere. Während z. B. Gravensteiner, Primerouge und Summerred rasch gegessen werden sollten, können Herbstsorten wie Cox Orange, Elstar, Kidds Orange und Rubinettte etwa fünf Monate aufbewahrt werden. Boskoop, Braeburn, Gala, Golden Delicious und Jonagold gelten als Lagersorten und sind auch nach einem Jahr noch ein Genuss.
Je nachdem, welches Ziel man bei der Obstverarbeitung, beispielsweise beim Cider verfolgt, bieten sich andere Apfelsorten als besonders geeignet an. Neben der Sorte gibt es aber noch andere Faktoren, die das Aroma von Apfelsaft, Most oder Cider beeinflussen können. Mehr dazu: Jedem Produkt seinen Apfel
Moderne Lager halten Äpfel frisch
Ein guter Apfel soll knackig sein. Damit ein Schweizer Gala-Apfel der letztjährigen Ernte auch noch im Frühsommer den Zähnen den gewünschten Widerstand bietet, werden die Früchte in modernen Lagern aufbewahrt. Die Firma Tobi Seeobst AG in Bischoffszell TG beschreibt den Ablauf so, dass die Äpfel sofort in Lagerzellen luftdicht verschlossen und gekühlt werden. Das versetze die Früchte in einen künstlichen Winterschlaf, die Atmung des Apfels reduziert sich auf ein Minimum und er reift nicht nach.
Das Prinzip funktioniert auch im Haushalt, wo Äpfel kühl gelagert und gut belüftet werden sollten. Wer seine Früchte besonders lange lagern möchte, kann sie etwas vor der vollständigen Essreife ernten und im Keller auf Hurden langsam nachreifen lassen.
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Tafeläpfel werden heute praktisch ausschliesslich auf klenen Bäumen in Niederstammkulturen angebaut. So sind die Früchte nicht nur einfacher zu ernten, sondern auch leichter vor Krankheiten, Frost, Hagel und Schädlingen zu schützen. Äpfel vom Hochstämmern erfüllen selten die hohen Qualitätsansprüche am Tafelobst und werden zu Apfelsaft verarbeitet. (Bild lid/ Jonas Ingold)
Besser mit Schale essen
Während sich die meisten Fruchtsäuren wie Apfel- oder Zitronensäure im Fruchtfleisch befinden, stecken Vitamine und Spurenelemente vor allem in der Schale. Daher lohnt es sich, einen Apfel mitsamt der Schale zu essen. Zudem wird das rohe Fruchtfleisch bräunlich, wenn man die Früchte schält. Das ist zwar ein rein optischer Makel, eine intakte Schale schützt den Apfel aber auch vor leichteren Stössen und hält das Fruchtfleisch frisch.
Gelagerte Äpfel können eine fettige Schicht auf der Schale bekommen, wenn sie eher überreif geworden sind. Ausgeprägt ist diese Wachsschicht bei Jonagold und Gravensteiner. Elstar
Bis zu 20 Kerne pro Apfel
Neben einer roten oder grünen Schale und süssem oder säuerlichem Fruchtfleisch besteht ein Apfel auch aus einem Gehäuse und den darin enthaltenen Kernen. Pro Apfel kann man im Inneren der Frucht bis zu 20 Kerne vorfinden. Sind sie dunkelbraun, ist das Fruchtfleisch reif.
Zwar enthalten Apfelkerne Amygdalin, das zu giftiger Blausäure abgebaut werden kann, allerdings in sehr kleinen Mengen. Daher ist es eher unwahrscheinlich, sich beim Genuss von Äpfeln zu vergiften. Ganz verschluckt können Apfelkerne die Verdauung anregen.
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