Die ungewöhnlich warmen Temperaturen Ende des vergangenen Jahres verwirrten nicht nur unseren Biorhythmus, auch die Flora und Fauna reagierte darauf.  Die Vegetationsruhe wurde unterbrochen und erste Rapsschädlinge gesichtet. 

So etwa der Rapsstängelrüssler: «Die adulten Käfer überwintern in einem Kokon. Wenn die Temperatur des Bodens bei 5–7 °C und die der Luft bei 10–12 °C liegt, kriechen sie aus dem Boden der alten Rapsfelder. Wegen der aktuellen Temperaturen würde es mich nicht erstaunen, wenn erste Käfer in den Fallen gefangen werden», sagt Markus Hochstrasser von der Fachstelle Pflanzenschutz Zürich. Wenn es die nächsten 14 Tage weiterhin warm bleibt, könnten sie zum Problem werden, weil zu früh Eier abgelegt werden, gibt er zu bedenken. Wird es wieder kalt, würden sie zwar in die Kältestarre fallen, aber nicht eingehen. 

Stängelrüssler mit Fallen beobachten

Andi Distel vom Pflanzenschutzdienst Aargau empfiehlt, bei weiter anhaltenden milden Temperaturen die Rapspflanzen auf Einstiche in den nächsten Wochen einmal zu kontrollieren und mit Gelbfallen zu beobachten. «Aktuell sollten wir die Si­tuation einfach zur Kenntnis nehmen. Das Aufkommen des Stängelrüsslers kann im Feld überprüft werden. Bis Mitte Februar kann man ohnehin nichts unternehmen. Und falls es wieder kälter werden sollte, wird auch nichts weiter passieren.» Bleibe es aber weiterhin so mild, dann sollte gemäss Distel schon im Februar schnell reagiert werden, sofern die Schadschwelle erreicht ist.

Seit diesem Jahr wird zur Behandlung des Rapsstängelrüsslers eine Sonderbewilligung benötigt, die vorgängig bei den kantonalen Pflanzenschutzfachstellen eingeholt werden muss. 

Getreide bereits in der Bestockung

Die Vegetationsdauer dauerte bereits im Herbst vier Wochen länger als im vergangenen Jahr, die Vegetationsruhe ist erst um den 12. Dezember eingetreten – viele Getreidebestände sind dadurch sehr weit entwickelt bzw. weit in der Bestockung. «Momentan braucht man keine Angst zu haben, dass das Getreide ins Schossen übergeht. Hierfür sind mehr Kältetage (Vernalisation) nötig und auch die Tageslänge spielt dabei eine Rolle. Probleme wird es aber aufgrund der massigen Bestände mit der Bestandesführung im Frühjahr geben. Auch der Krankheitsdruck wird dadurch höher sein», sagt Andi Distel. Bisher sei es noch zu früh, zu sagen, in welche Richtung sich das Ganze entwickelt. Abhängig von der weiteren Wetterentwicklung könne im Februar dann eingeschätzt werden, wie die Bestände sich präsentieren und wie sie zu führen sind.

Gemäss MeteoSchweiz zeigen die aktuellen Langfristprognosen der Wettermodelle einen Trend zu weiterhin milden Verhältnissen.