Bei den Alpkontrollen im Kanton St. Gallen wird zukünftig vermehrt ein Schwerpunkt auf die Verbuschung und Verunkrautung der Alpweiden gelegt. Die Wichtigkeit einer optimalen Weideführung zur nachhaltigen Unkrautbekämpfung zeigte Matthias Kern, Futterbau- und Alpwirtschaftsberater am Rheinhof Salez LZSG, in seiner Präsentation kürzlich an der Wintertagung der St. Galler Alpsektionen in Mels: «Will man Unkraut bekämpfen, dann müssen die gewünschten Futterpflanzen gefördert werden. Dazu braucht es eine angepasste Bewirtschaftung der Alpweiden.»
Der Vegetationsbeginn startet früher
Die höheren Temperaturen führen dazu, dass heute der Vegetationsbeginn bis zu drei Wochen früher startet als es 1995 noch der Fall war. Gleichzeitig dauert die Vegetationsperiode auf den Alpen länger an, Futterpflanzen und (leider auch) Unkraut wachsen besser. Wird im Frühling mit der Alpauffahrt zu lange gezögert, läuft man Gefahr, dass dem Vieh sprichwörtlich das Futter davon wächst.
Gerade für Milchviehalpen ist es zentral, dass die Weiden nicht überaltern, wie es teils im letzten Sommer der Fall war. Nicht nur Gräser und Kräuter, auch Büsche und Bäume nutzen das wärmere Klima für erhöhtes Wachstum. Studien zeigen auf, dass die Waldgrenze jährlich bis zu 20 Meter ansteigt. Um der Vergandung entgegenzuwirken, verweist Matthias Kern auf das magische Dreieck der Alpwirtschaft.
Weiden sind gut zu unterteilen
«Werden die Alpen zeitig im Frühling mit genügend Tieren bestossen und gezielt auf den Weiden gelenkt, so kann man Futterpflanzen fördern und unerwünschten Pflanzen entgegenwirken», erklärt der Berater. Rinder sind von Natur aus träge und bevorzugen die Nähe zur Tränke. Auf grossen Koppeln spart man zwar Zaunmaterial, Zeit und Arbeit, doch die Verbuschungsgefahr steigt. Die Tiere fressen auf diesen Weiden sehr selektiv und der Weidedruck ist tiefer, was zu mehr Weideresten führt. Dezentrale Flächen werden weniger beweidet, sie magern aus und verbuschen.
Rinder bevorzugen die Futterplätze um die Tränkestellen. Dort wird vermehrt Dünger in Form von Kot und Harn ausgeschieden. Je mehr unterteilt wird, desto gezielter können die Tiere geführt werden, was die Düngerverteilung positiv beeinflusst. So kann beispielsweise Blacken-Liegematten entgegengewirkt und das Graswachstum gefördert werden. Kleine Koppeln mit mehr Umtrieben sind aber nur möglich, wenn auch genügend Tränkestellen vorhanden sind. Das Vorgehen benötigt zusätzliches Zaunmaterial, ist aufwendiger in der Erstellung und im Unterhalt.
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Für genügend Wasser sorgen
Tränken sollten in ihrer Grösse der Anzahl Tiere angepasst sein und genügend Volumen bieten. Jeder Älpler weiss: nichts Schlimmeres, als wenn ein Brunnen schon leer ist und erst die Hälfte der Rinderherde getrunken hat. Auch sollte das Alppersonal gut über den Wasserhaushalt der jeweiligen Alp informiert sein.
Es empfiehlt sich, eine detaillierte Karte mit Wasserstellen, Tränken, Leitungen und Reservoirs auf jeder Alp zu hinterlegen. «Im Gegensatz zu weiten Teilen der Schweiz gab es in unseren Regionen nur vereinzelt ernsthafte Probleme mit Wasserknappheit», weiss Hanspeter Gantenbein, Sektionspräsident Werdenberg- Rheintal. Nichtsdestotrotz ist und bleibt Wasser der wichtigste Faktor für die Alpbewirtschaftung, daher appelliert Matthias Kern an die Zuhörer: «Investiert in den nächsten Jahren ins Wasser!»