Eine Schlange von geländegängigen Autos reiht sich am Feldrand der Zuckerrübenparzelle. Trotz – oder vielleicht gerade wegen – der Schlechtwetterprognose zieht es an diesem Donnerstagabend gut 50 interessierte Zuckerrübenpflanzerinnen und – pflanzer an den Fachabend im Münsinger Aaretal. Im Zentrum des Abends steht die Pflanzengesundheit der Zuckerrübe.

Mulch oder Pflug besser?

Auf dem Programm gelistet sind ein Vergleich von zwei Bodenbearbeitungsmethoden (Mulch und Pflug), ein Sortenvergleich von Conviso-Smart-Sorten und die Prävention des Schilf-Glasflügelzikaden-Befalls in Kartoffeln und Zuckerrüben mithilfe der Fruchtfolgeanpassung. Ein dichtes Programm also. Durch den Abend führt «die grüne»-Redaktorin und Betriebsleiterin Geraldine Zutter, die den elterlichen Betrieb vor drei Jahren übernommen und diesen Sortenversuch auf ihrem Land initiiert hat. «Ich wollte herausfinden, wie sich die Kultur in einer Mulchsaat im Vergleich zum klassischen Pflugverfahren verhält», so die Agronomin. Gekoppelt an diese Untersuchung baute sie zusammen mit dem Saatgutanbieter KWS auch gleich einen Sortenversuch ein. Jede Sorte wurde einmal im Pflugverfahren und einmal in Mulchsaat angebaut.

Fünf smarte Sorten

Im Abstand von sechs Metern stecken orange Sorten-Tafeln zwischen den Zuckerrübenreihen. Beat Wyss von KWS zählt auf, welche Conviso-Smart-Sorten untersucht wurden:

  • BTS 4825
  • Smart Rossada KWS
  • Smart Manja KWS
  • Smart Edytka KWS
  • Smart Beppina KWS

Nach Silomais als Vorkultur der Versuchsparzelle – geerntet wurde am 20. September 2024 – folgte eine Gründüngung aus einer eigens zusammengestellten Phacelia-Sareptasenf-Mischung.

[IMG 2]

Gründüngung überwintert

Einen Monat später folgte eine erste Düngung mit 15 Tonnen Ricokalk und Mist in die Gründüngung. Der milde Winter hatte zur Folge, dass die Gründüngung nicht vollständig abfror. Aus diesem Grund verbreiteten sich zwischen den Lücken der Ackerehrenpreis und die Taubnessel. Deshalb wurde die Parzellenseite mit der Mulchsaat am 22. März 2025 mit Glyphosat behandelt. Dafür verzichtete Geraldine Zutter auf einen Grubberdurchgang, um den Boden möglichst wenig zu bewegen. Die Saatbettvorbereitung erfolgte direkt mit dem Zinkenrotor und einer aufgebauten Cambridge-Walze zur Rückverfestigung.

Saat am 5. April

Die andere Parzellenseite wurde am 1. April 2025 gepflügt, das Saatbeet bereitete Geraldine Zutter anschliessend mit derselben Technik vor. Am 5. April liess sie die Zuckerrüben schliesslich in ein abgetrocknetes und erwärmtes Saatbett säen. Zusätzlich wurde jede Sorte in zwei verschiedenen Saatabständen, einmal 17 cm und einmal 18 cm, gesät.

Behandlung der Kultur

Folgende Applikationen wurden auf dem Versuchsfeld vorgenommen.

  • 2. Mai: 1. Herbizid-Split mit Conviso One
  • 10. Mai: 1. Düngergabe mit Rübenvolldünger (3 kg/Are)
  • 20. Mai: 2,5 kg/a Ammonsalpeter mit Mg
  • 27. Mai: 2. Herbizid-Split mit Conviso One, kombiniert mit Insektizid gegen Blattläuse
  • Insgesamt: 80 Einheiten Stickstoff via Mineraldünger
  • 9. Juli: 1. Split Fungizidbehandlung
  • 31. Juli: 2. Split Fungizidbehandlung

[IMG 3]

Saatgutablage schwierig

Der Lohnunternehmer, der den Versuch gesät hat, erzählt, dass die exakte Saatgutablage bei der Mulchsaat herausfordernd gewesen sei. Um eine optimale Ablage in das Saatgutbeet gewährleisten zu können, passte er bei der Saat den Schardruck gegenüber dem Pflugverfahren an.

Trotz der Anpassung des Drucks lief die Saat in allen Versuchsreihen sehr unterschiedlich auf. Die andere Herausforderung sei das Ausbringen von Schneckenkörnern ohne GPS gewesen, erzählt Geraldine Zutter. Aber auch das habe man geschafft, meint sie rückblickend mit einem Schmunzeln.

Resultate des Versuchs

Die ersten Erkenntnisse und Beobachtungen des Versuchs zeigen (nicht wissenschaftlich belegt):

  • Die Mulchsaat war in diesem Jahr unter den trockenen Bedingungen resilienter gegenüber Trockenheit als die gepflügte Parzelle.
  • Die Verrottung der Mulchschicht braucht viel Stickstoff.
  • Der Unkrautdruck war auf der Mulchparzelle tiefer als auf der gepflügten Parzelle – vermutlich aufgrund der Glyphosat-Behandlung und den Ernterückständen auf dem Feld.
  • Die gewählte Saattechnik für die Mulchsaat war nicht optimal, da die Rübenpille nicht sauber abgelegt werden konnte.
  • Eine Starterdüngung mit schnell verfügbarem Stickstoff ist wichtig für die Pflanzenentwicklung.
  • Die Sorten Smart Beppina und Smart Edytka schlossen die Reihen später und entwickelten insgesamt weniger Blattmasse als die anderen drei Sorten.

Wirkung «sehr eindrücklich»

Stefan Vogel, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) in Zollikofen BE, datiert am Feldabend die Bauern zum Thema Schilf-Glasflügelzikade auf. Die Ergebnisse aus seinen Untersuchungen zeigen, dass die Zikade bedeutend weniger stark auftritt, wenn sie nach Zuckerrüben kein Wintergetreidefeld zur Überwinterung hat, und dann vor allem keine etablierte Kultur im Frühling auffindet, wenn sie auf Nahrung angewiesen ist.[IMG 4]

Die Wirkung der Fruchtfolge sei «sehr eindrücklich» und momentan auch das einzige Mittel, die Vermehrung der Schilf-Glasflügelzikade einzudämmen, sagt der Agronom. «Stattdessen sollten Frühjahreskulturen angebaut werden, damit sich die Nymphen der Zikade im Boden nicht oder schlecht entwickeln können», rät Stefan Vogel. Auch auf Sommergetreide sollte verzichtet werden. Nach Zuckerrüben empfehlen sich Kulturen wie Mais, Sonnenblumen, Soja, Erbsen, Ackerbohnen oder Kartoffeln (Pflanzgut- oder Speisekartoffeln, vorsichtshalber keine Verarbeitungskartoffeln).

Falls nach den Zuckerrüben noch eine Bodenbedeckung angedacht ist, empfiehlt die Hochschule, keine Mischungen mit Gräsern und Getreide (z. B. Sandhafer/ Grünschnittroggen). Für die Anlage einer Gründüngung nach Zuckerrüben eigenen sich nach heutigem Wissensstand Mischungen mit Leguminosen (z.B. Ufa Lepha), Ölrettich oder Senf.

Zikade in den Kartoffeln

Weil die Zikade auch die Kartoffelproduztenten beschäftigt, behandelt Stefan Vogel auch diesen Aspekt im Referat. Die ersten Ergebnisse würden darauf hindeuten, dass die Fruchtfolge Kartoffeln – Winterweizen wohl weniger problematisch sei. Die Untersuchungen zu dieser Fruchtfolge beschränkten sich bisher jedoch auf nur zwei Standorte. Diesbezügliche Untersuchungen würden im nächsten Jahr weitergeführt.

Zuckermessung folgt

Wie geht es nun weiter? Der starke Rübenrüsslerbefall wird heuer viele Rübenpflanzer dazu zwingen, die Kultur möglichst früh abzugeben, um eine Fäule an der Miete zu vermeiden. Dies war auch auf der Versuchsparzelle der Fall. Die Rüben dieser Fläche sollten, Stand heute, am 20. Oktober abgeliefert werden können. Danach erfolgen die Ertragserhebung pro Sorte und die Zuckergehaltsmessung.

Feldversuch

Der Bodenbearbeitungs- und Sortenversuch wird vom Fachmagazin «die grüne» redaktionell begleitet. Auch die Resultate des mehrteiligen Versuchs werden darin publiziert. Die Ertragserhebungen erschliessen sich aus Stichproben jeder Sorte in beiden Anbauverfahren. Parallel zur Ertragserhebung wird jeweils eine Zuckergehaltsmessung vorgenommen.

Hier finden Sie alle Artikel zum Versuch