Invasive Neophyten können die heimische Pflanzenwelt bedrohen, nicht nur im Siedlungsgebiet, sondern auch in der Landwirtschaft, in Wäldern und entlang Bahnlinien. Darauf weist die Luzerner Kantonsrätin Rosy Schmid, FDP, Hildisrieden hin. Sie will in einer Anfrage von der Regierung wissen, wie die Situation und Bekämpfung im Kanton Luzern aussehe. Und welche Empfehlungen oder Aufträge der Bund an die Kantone erteile. Ferner erwartet sie Auskunft darüber, welche Massnahmen der Kanton schon unternommen habe oder plane. Und ob es auch Sensibilisierungskampagnen zur Information der Bevölkerung gebe.
Risiko für die Landwirtschaft
Auf die Problematik der Neobiota wird auch im Luzerner Klimabericht hingewiesen, welcher derzeit in der Vernehmlassung ist. So könnten diese die Biodiversität und damit auch den Menschen beeinträchtigen. Für invasive Arten, die sich auf Kosten heimischer Arten besonders stark ausbreiten, seien in den letzten Jahren Bekämpfungsmethoden erarbeitet und wiederholt Informations- und Sensibilisierungskampagnen durchgeführt worden.
Klimawandel begünstigt Schadpflanzen
Einzelne Neobiota-Vorkommen würden von Kanton, Gemeinden oder Umweltorganisationen gezielt bekämpft, heisst es im Klimabericht. Die Zunahme trockenheits- und temperaturangepassten Neophyten wird darin als ein von vielen Risiken des Klimawandels für die Landwirtschaft aufgeführt. Der Aufwand für die Bekämpfung auf Landwirtschaftsflächen werde steigen, wird im Klimabericht gewarnt.
Die Bekämpfung unterstützen
Seitens Landwirtschaft wird schon lange auf dieses zunehmende Problem und die zu wenig konsequente finanzielle Unterstützung bei der Bekämpfung hingewiesen. Die Problematik müsse interkantonal angegangen werden, Massnahmen dürften nicht an der Kantonsgrenze Halt machen. Die Sensibilisierung der Landwirtschaft müsse permanent hoch sein. Wichtig im Bereich der Neophyten ist jedoch auch die Aufklärung der privaten Bevölkerung. Private Liegenschaften und deren Gärten bieten Nährboden für exotische Pflanzen. Der Verkauf dieser Produkte sollte überprüft und verboten werden, wird in bäuerlichen Stellungnahmen verlangt.
Frühzeitig eingreifen lohnt sich
Das Thema Neophyten werde immer bekannter, und es gebe immer mehr Akteure, stellt Peter Kull, Fachbereichsleiter Lebensräume bei der Dienststelle Landwirtschaft und Wald fest. Es lohne sich, frühzeitig einzugreifen, bevor sich solche Pflanzen zu stark vermehrt hätten. «Es gibt allerdings noch sehr viel zu tun.» Einerseits sei schon viel über das Thema informiert worden, anderseits wüssten viele Leute immer noch wenig über die Problematik, oder seien dieser bald überdrüssig. Praxishilfen, Flyer und Merkblätter gebe es zu Hauf, und Neophytenstandorte würden auch in Online-Tools und Apps wie Info Flora oder im Web-Gis erfasst. So bestehe ein zunehmend besserer Überblick, wo sich diese verbreiten, sagt Kull.
Erdmandelgras und Berufskraut
Problematisch sei, dass einige Neophyten immer noch erhältlich seien und gepflanzt würden, wie Kirschlorbeer oder Sommerflieder. Kull erwähnt auch Goldruten in Naturschutzgebieten, oder Staudenknöterich entlang der Gewässer.. Extrem zugenommen habe das einjährige Berufskraut. Das mache neben dem Erdmandelgras auch der Landwirtschaft zunehmend Sorgen. Um die Kreuzkräuter ist es hingegen eher ruhig geworden. Kull erinnert daran, dass Bauern die Beiträge gestrichen werden können, wenn sie Neophyten auf Biodiversitätsflächen nicht genügend bekämpfen. «Die Bauern haben nur Auflagen, es gibt aber keine Beiträge zur Bekämpfung».
Gratis Neophytensack
Zwar sprechen der Bund und zunehmend auch Gemeinden mehr Finanzen und vor allem in Naturschutzgebieten laufen einige so finanzierte Projekte, erklärt Peter Kull vom Lawa. So bekämpfen Zivildienstleistende Neophyten. Und damit auch die ganze Bevölkerung mehr tun könne, lancieren die Abfallverbände im Kanton Luzern neuerdings einen sogenannten «Neophytensack». Dieser Abfallsack kann gratis bezogen werden, um die Problempflanzen einzusammeln. Diese können dann kostenlos abgegeben werden, die Säcke mit den Problempflanzen werden fachgerecht entsorgt, nämlich verbrannt.