Seit 2015 gelten in der Schweiz Blühstreifen für die Förderung von Bestäubern und anderen Nützlingen als beitragsberechtigt. Mit dem damals neu eingeführten Typ der Biodiversitätsförderfläche (BFF) wurde der Anreiz geschaffen, das Nahrungsangebot für Honig- und Wildbienen und weitere Bestäuber in Agrarlandschaften zu verbessern. Beschlossen wurde dies im Rahmen des Nationalen Massnahmenplans für die Gesundheit der Bienen.

Krankheiten und Habitatsverlust setzen den Bestäubern zu

Ob in der Schweiz ein effektives Bestäubungsdefizit existiert, kann bisher noch nicht klar beantwortet werden. Gemäss Agroscope gebe es jedoch zunehmend Hinweise darauf, dass Honigbienen, Wildbienen und andere Bestäuber unter anderem durch Krankheiten und Habitatsverlust unter Druck kommen. Die Frage, ob dadurch die Erträge von insektenbestäubten Kulturen in der Schweiz negativ beeinflusst werden, versucht die Forschung für die wichtigsten Kulturen zu beantworten, heisst es bei der Forschungsanstalt Agroscope.

75 % weniger Blattlausbefall

Agronomisch unterscheidet man zwischen Blühstreifen für die Förderung von Bestäubern und denjenigen für andere Nützlinge. In den vergangen Jahren machte die Forschung vielversprechende Erfahrungen mit Nützlingsblühstreifen. So konnte der Blattlausbefall in Kartoffelfeldern um 75 % reduziert werden. «Andere Versuche haben gezeigt, dass die Dichten des Getreidehähnchens in angrenzenden Winterweizenfeldern um 40 % (Larven) bis 53 % (Adulte) tiefer waren, als wenn am Feldrand kein Blühstreifen angesät war. Dieser geringe Schädlingsdruck hatte sogar einen um 61 % verminderten Schaden an den Weizenpflanzen zur Folge», schreibt Agroscope auf ihrer Website.

Wegen Gaucho-Verbot verschiebt sich die Aufmerksamkeit auf Blühstreifen in Zuckerrüben

Da das Insektizid Gaucho seit 2019 verboten ist und die Zuckerrübenbranche pflanzenschutz-technisch vor erheblichen Herausforderungen steht, wird nun der Einsatz von Blühstreifen für die Förderung von Nützlingen in Zuckerrübenparzellen genauer untersucht. Im Rahmen eines Pilotprojekts prüft Agroscope, unter der Leitung von Katja Jacot und Philippe Jeanneret, diese Methode. «Wir haben noch keine Daten, die zeigen, wie die Nützlingsblühstreifen in den Zuckerrüben wirken.

«Blühstreifen haben ein hohes Potenzial»

Aber aufgrund von Erfahrungen in Kartoffelfeldern haben diese auch in den Zuckerrüben ein hohes Potenzial. Bis anhin hatte man halt mit Gaucho genügend Alternativen für die Bekämpfung der Blattlaus zur Verfügung», schildert Jacot. Eine gute Beratung diesbezüglich sei dann für die Umsetzung von zentraler Bedeutung, denn die BFF im Ackerbau haben bezüglich Unkrautdruck keinen guten Ruf, so Jacot.

IP-Suisse, SFZ, HAFL und Lidl Schweiz sind dabei

Zentrale Partner des Projekts sind IP-Suisse, die Schweizerische Fachstelle für Zuckerrübenbau und Lidl Schweiz. Auch ein Bachelorstudent der HAFL arbeitet am Projekt mit. Konkret will man:

  • die Ackerbohne als Begleitpflanze zwischen Zuckerrüben integrieren. Sie soll Nahrung für die natürlichen Feinde der Blattlaus bieten, ohne den Ertrag zu mindern.
  • 3 Meter breite Blühstreifen in der Zuckerrübenparzelle anlegen und so Nützlinge, wie Florfliegen, Marienkäfer und Schwebfliegen fördern. Sie ernähren sich unter anderem von Blattläusen.

30 Betriebe machen mit

«Die Untersuchungen finden dieses Jahr auf 40 Zuckerrübenfeldern in den Kantonen Waadt, Bern und Solothurn statt, wo der Blattlausdruck in den letzten beiden Jahren besonders hoch war», erklärt Katja Jacot. Die Nachfrage und Bereitschaft am Projekt seien sehr gross gewesen, sagt sie und ist erfreut, dass sich dieses Jahr 30 Betriebe dem Forschungsprojekt angeschlossen haben.

Verschiedene Verfahren werden untersucht 

Auf den Parzellen untersucht die Forschungsgruppe die verschiedenen Verfahren. Dabei handelt es sich um eingesäte Blühstreifen, Ackerbohnen, PSM oder Felder ohne diese Massnahmen. Gesät wurde die Samenmischung «Blühstreifen Nützlinge Sommerkultur», welche sich agronomisch nicht von anderen Blühstreifen-Saatmischungen unterscheidet und bereits seit 2017 auf dem Markt ist. «Ab Herbst 2021 wird dann die Mischung ‹Blühstreifen Nützlinge Winterkultur› gesägt», fügt Jacot hinzu.